Essen. Eine der positiven Überraschungen der Handball-WM ist schon lange nicht mehr aktiv. Auch dem Fußball würde einer wie Schwalb gut tun. Ein Kommentar.
Bedauerlich genug, dass viele Sportfans die sehenswerten Auftritte der jungen deutschen Handball-Nationalmannschaft verpassen, weil die TV-Übertragungen nur im Bezahl-Fernsehen laufen. Schade aber auch, dass ihnen dadurch eine andere bemerkenswerte Leistung entgeht: die von Martin Schwalb als Co-Kommentator.
Als Spieler (1984 Silbermedaillengewinner mit dem deutschen Team) wie als Trainer (Meister und Champions League-Sieger mit dem HSV Hamburg) hatte der 51-Jährige schon vorher einen exzellenten Ruf. Als Fernseh-Experte jedoch ist er eine echte Offenbarung. Ohne dabei je oberlehrerhaft zu wirken, lässt Schwalb mit präzisen Spielanalysen den Zuschauer an den taktischen Finessen eines Spiels teilhaben, das schwerer durchschaubar ist als Fußball. Schwalb ist kritisch, aber nie verletzend. Und, vielleicht sein stärkster Zug: Bei aller Sympathie für seine Landsleute, die er fast alle persönlich kennt, sieht er das Spiel nie durch die nationale Brille.
Wenn der „Sky“-Reporter mal wieder seinen Emotionen freien Lauf lässt und sich über eine vermeintliche Fehlentscheidung gegen das deutsche Team ereifert, bleibt Schwalb gelassen. Er klärt die Szene fachlich-sachlich auf, ist aber weit davon entfernt, seinen hauptberuflichen Kollegen bloßzustellen.
Auch Ex-Nationalspieler Stephan Kretzschmar macht beim Spartensender Sport1, der die Bundesliga überträgt, einen guten Job als TV-Experte. Aber der Maßstab ist ab sofort künftig Martin Schwalb. Auch dem Fußball würde einer wie er gut tun. Anders als Schwalb würde der dort von Millionen zu hören sein.