Hannover. Der TV-Blackout bleibt aus. Die deutschen Handballer werden bei der WM allerdings nur bei Sky zu sehen sein. Für den Sender ist der Deal ein Coup.
Die deutschen Handball-Fans müssen sich bei der WM im Januar umstellen. Die wichtigsten Spiele können nicht im frei empfangbaren Fernsehen verfolgt werden. Der Pay-TV-Sender Sky hat 17 Tage vor dem WM-Beginn beim Rechteinhaber beINsport ein umfassendes Paket für alle 88 Spiele des Turniers in Katar erworben. Demnach werden alle Partien der deutschen Nationalmannschaft sowie ausgewählte Spitzenspiele wie die Halbfinales und das Endspiel nur für die rund vier Millionen Sky-Kunden zu sehen sein.
"Wir sind froh, dass die Spiele der deutschen Nationalmannschaft übertragen werden im deutschen Fernsehen, wenngleich wir uns gewünscht hätten, dass es im frei empfangbaren Fernsehen ist. So aber bleiben die Bildschirme nicht schwarz", kommentierte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), am Montag die Einigung quasi auf dem letzten Drücker. "Sky hat schon mit der Champions League hervorragende Übertragungen angeboten. Ich gehe davon aus, dass Sky einiges tun kann für den Handball und es zu einem Premiumprodukt aufbaut, das sein Geld wert ist", fügte Bauer hinzu.
DHB zeigt sich dankbar gegenüber Sky
Es ist das erste Mal, dass in Deutschland Handball-Spiele dieser Bedeutung ausschließlich im Bezahl-Fernsehen übertragen werden. Sky will aber auch die anderen WM-Partien kostenfrei über das Internet ausstrahlen. "Das ist ein tolle Nachricht", meinte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Auch bei anderen DHB-Verantwortlichen war die Erleichterung groß, dass sich nach dem Scheitern der Gespräche von ARD/ZDF mit dem Rechteinhaber überhaupt ein Sender gefunden hat.
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"Ich bin Sky dankbar, dass es den deutschen Fan die Möglichkeiten gibt, die WM zu sehen", sagte Vize-Präsident Bob Hanning. "Für die Entwicklung unserer Sportart ist eine Live-Berichterstattung unabdingbar." Hanning sagte aber auch: "Normalerweise müssten Spiele der Handball-Nationalmannschaft geschützt sein, so wie es beim Fußball der Fall ist." WM-Spiele der DFB-Auswahl müssen ohne zusätzliche Bezahlung zu sehen sein. Auf dieser sogenannten Schutzliste stehen auch die Olympischen Spiele.
Übertragung im Free-TV wäre besser für die PR
Kurz vor Beginn der WM am 15. Januar ist Sky mit dem Rechte-Erwerb ein Coup gelungen. Die Verhandlungen der öffentlich-rechtlichen Sender mit dem Rechteinhaber waren vor drei Wochen gescheitert. Die anschließenden Bemühungen von Sport1 und Sportdeutschland.tv blieben ebenfalls erfolglos. Der Rechteinhaber beIN Sports, eine Tochtergesellschaft des katarischen TV-Imperiums Al Jazeera, hatte darauf bestanden, dass die deutschen TV-Übertragungen nicht außerhalb des Landes zu empfangen sind - das hätte eine Verschlüsselung der Satelliten-Signale notwendig gemacht.
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Für den deutschen Handball ist eine Übertragung für die Sky-Kunden besser als ein kompletter Fernseh-Blackout. Eine Übertragung im freien Fernsehen wäre aus PR- und Marketingsicht allerdings deutlich besser gewesen, weil wesentlich mehr Menschen zuschauen Für Sky ist der Kauf der Handball-Rechte hingegen ein starkes Werbeargument. Das Unternehmen aus Unterföhring zeigte zuletzt wachsendes Interesse an der Ballsportart und überträgt seit Beginn der Saison bereits Spiele der Champions League. "Wir freuen uns auf das nächste Wintermärchen", sagte Burkhard Weber, Senior Vice President Sports bei Sky Deutschland.
ARD und ZDF scheitern mit ihren Verhandlungen
ARD und ZDF hatten bereits vor mehreren Monaten ihr Interesse schriftlich formuliert und lange vergeblich auf eine Rückmeldung gewartet. Erst vor drei Wochen lehnte der Rechteinhaber das über die Agentur SportA abgegebene ARD/ZDF-Angebot ab. Begründung war, dass die deutschen Programme auch über Satelliten ausgestrahlt werden, die außerhalb Deutschlands zu empfangen sind.
Die öffentlich-rechtlichen Sender waren darüber verwundert und verärgert, weil ihnen zuvor zweimal schriftlich bestätigt worden war, dass die Verbreitungswege von ARD/ZDF kein Problem seien. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz hatte gesagt, er sei "enttäuscht und irritiert". Die weltweiten Rechte hatte die Internationale Handball-Föderation (IHF) für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro an die Al-Jazeera-Tochter beIN Sports verkauft. Diese arbeitete bei der Weitervermarktung mit dem britischen Unternehmen Pitch zusammen. (dpa)