Essen. Bisher hat die deutsche Mannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien alles richtig gemacht. Das 7:1 gegen Brasilien war spektakulär, doch was zu einer ganz großen Mannschaft noch fehlt, ist der Sieg im Finale gegen Argentinien und damit der Titel. Ein Kommentar.
Die Zeit rast. Die Fußball-WM ist gerade mal vier Wochen alt, aber erinnert sich noch jemand an Shkodran Mustafi?
Der Innenverteidiger kam aus dem Nichts, und Bundestrainer Joachim Löw setzte ihn so lange eisern als Außenverteidiger ein, bis er fast schon tragisch scheiterte. Die Frage, warum Mustafi hinten rechts spielte und nicht Kapitän Philipp Lahm, beherrschte zwei Wochen lang die WM-Diskussionen in Deutschland.
Geblieben ist davon: nichts. Mustafi verletzte sich, Löw baute um, und mit dem 7:1-Triumph im Halbfinale gegen Brasilien hat sich jede weitere Personal-Debatte erledigt.
Das Halbfinale war ein unvergesslicher Moment des Fußballs. Aber eben ein Moment, und daher war es noch nicht die Geburtsstunde einer großen Mannschaft. Zu einer großen Mannschaft gehört mehr als ein berauschender Abend, an dem die Bälle Augen kriegen und auf den Zentimeter genau dorthin fliegen, wo sie hin sollen.
Die Fähigkeit, große Spiele zu gewinnen
Große Mannschaften müssen nicht jedes Spiel gewinnen. Aber sie müssen eine Ausstrahlung besitzen, sie müssen eine Faszination ausüben, sie müssen mitreißen und begeistern können. Das alles hat Deutschland gezeigt, doch im Profisport ist eine weitere Komponente ausschlaggebend: Die Fähigkeit, große Spiele zu gewinnen.
Es war eine herausragende Leistung der deutschen Elf, bei der WM ins Finale zu kommen. Sie hat gegen Brasilien den wahrscheinlich besten Auftritt hingelegt, den es je in einem Halbfinale gegeben hat.
Aber eins fehlt noch zum perfekten Abschluss: Der Sieg am Sonntag im Finale gegen Argentinien. Erst dann hat Löw eine wirklich große Mannschaft geformt.