Essen. Im Sport-Jargon geht es um die „goldene Ananas“: Gemeint ist das Spiel um Platz drei bei der Fußball-WM, das (fast) keiner will. Aktuell machen die Niederlänger keinen Hehl aus ihrer Unlust, nach dem Halbfinal-Aus nochmal anzutreten. Ein Kommentar.

Für die meisten Fußballfans fängt eine Weltmeisterschaft erst nach zwei Wochen richtig an. Dann, wenn die überlange Gruppenhase, in der sich eine Niederlage noch ausbügeln lässt, vorbei ist. Was danach folgt, verspricht Dramen am Stück und heißt aus gutem Grund „K.o.-Phase“: Ein einziges Tor kann alles entscheiden, wer verliert, ist raus aus dem Turnier.

Mit einer Ausnahme: Die Verlierer der Halbfinalspiel-Begegnungen, die in der Regel – weil der Titeltraum so kurz vor dem Ziel geplatzt ist – besonders enttäuscht sind, dürfen, treffender: müssen nochmal ran. Wüsste man es nicht besser, könnte man vermuten: Aus Strafe, weil sie verloren hatten.

Auch interessant

So jedenfalls empfinden es die meisten Fußballer, die solche – in diesem Fall wörtlich zu nehmenden – „Pflichtspiele“ ungefähr so mögen wie Fußpilz. Arjen Robben und Bondscoach Louis van Gaal haben diesmal erst gar nicht versucht, sich diplomatisch auszudrücken und klipp und klar gesagt: Verschont uns künftig mit Spielen, die Trostpreise verheißen, wo kein Trost mehr möglich ist. Nachzufragen auch und gerade bei den von Deutschland gedemütigten Brasilianern.

Für die deutsche Mannschaft war 2006 das Spiel um Platz 3 eine willkommene Gelegenheit

Sicher, dies ist vor allem die Sichtweise gescheiterter Top-Favoriten. Wäre etwa Costa Rica erst im Halb- statt im Viertelfinale gescheitert – die Lateinamerikaner hätten die Chance auf die „goldene Ananas“ vermutlich gerne wahrgenommen. Und selbst für die deutsche Mannschaft war bei der Heim-WM 2006 das Spiel um Platz drei nach dem unglücklichen Aus im Halbfinale gegen Italien eine durchaus willkommene Gelegenheit, sich noch einmal den fantastischen Fans zu präsentieren. Aber grundsätzlich liegen die Niederländer mit ihrer Einschätzung richtig. Dieses Spiel ist nur eins: überflüssig.