Brasilia. Einen halbwegs glücklichen Belgier gab es am Ende doch noch nach dem WM-Aus gegen Argentinien. Der 36-jährige Daniel van Buyten sicherte sich nach seinem 85. und letzten Länderspiel das Trikot von Lionel Messi.
Es ist zwar schwer vorstellbar, dass der 1,97-Meter-Hüne dieses Leibchen der geschätzten Größe XS jemals wird anziehen können in seinem heimischen Garten. Aber der Verteidiger von Bayern München versteckte es nach dem 0:1 (0:1) im Viertelfinale von Brasilia trotzdem ganz tief in seiner Sporttasche.
Seine deutlich jüngeren und überraschend enttäuschenden Mitspieler von Eden Hazard bis Kevin de Bruyne nahmen am Samstag nur die Aussicht mit in den Mannschaftsbus, bei den nächsten großen Turnieren ähnlich weit kommen zu können. "Belgien hat jetzt eine Generation, die noch lange auf diesem Niveau weiterspielen kann", sagte van Buyten. "Wichtig ist, dass diese Mannschaft sich gleich wieder für die EM 2016 und die WM 2018 qualifiziert. Denn was ihr noch fehlt, sind Spiele, Spiele, Spiele auf diesem allerhöchsten Niveau. Wenn diese Mannschaft mehr Erfahrungen sammelt und Fehler wie heute abstellt, dann ist sie irgendwann auch ein Kandidat für einen großen Titel."
Van Buyten wird diesen Prozess der "Roten Teufel" nicht mehr weiter begleiten. Seine Nationalmannschafts-Karriere ist seit Samstag vorbei. Ob er sich nach seinem Abschied vom FC Bayern noch einmal einem anderen Verein anschließt, will er in den nächsten Wochen "in aller Ruhe mit meiner Familie besprechen".
Belgier noch nicht reif genug
Die Situation der belgischen Mannschaft analysierte er aus seiner ganzen Erfahrung heraus sehr treffend nach dem Argentinien-Spiel. Auf der einen Seite lief dort eine "goldene Generation" auf, wie selbst der argentinische Coach Alejandro Sabella ehrfurchtsvoll erklärte. Auf der anderen Seite waren gerade die jungen Hazard, de Bruyne oder Divock Origi an diesem Tag noch nicht reif genug, um in den Kreis der besten vier Teams bei dieser WM vorzustoßen.
Sie hatten zwar im Vorfeld vollmundig verkündet, keine Angst zu haben vor diesem Gegner. Aber dann ließen sich die Belgier doch einschüchtern: von der Größe der Aufgabe, von dem Lärm der argentinischen Fans. Von dem frühen Gegentor durch Gonzalo Higuain (8.) und der ständig lauernden Gefahr namens Lionel Messi. "Das Viertelfinale ist das richtige Ergebnis für das Potenzial, das wir haben", meinte van Buyten. "Insgesamt müssen wir das positiv sehen. Belgien hat zwölf Jahre lang nicht an einer WM teilgenommen, das ist die Dauer einer gesamten Karriere. Und jetzt haben wir hier um den Einzug unter die besten Vier gespielt. Das ist außergewöhnlich."
Mit dieser Tonlage unterschied sich der Verteidiger deutlich von seinem Trainer Marc Wilmots, der eher wie zu früheren Schalker "Kampfschwein"-Zeiten durch die Pressekonferenz pflügte. "Wir hatten drei, vier Torchancen. Wie viele hatte Argentinien? Wenn wir so gespielt hätten, würde mich die belgische Presse zerreißen", sagte er. Oder: "Messi ist DER Starspieler. Er macht Fouls, aber der Schiedsrichter pfeift nicht."
Argentinien wirft Belgien raus
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In der Kabine wurde geweint
Wilmots war ein schlechter Verlierer, das eigene Team bekam aber von seinen Tiraden nichts ab. "Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Es gibt nichts, was sie bedauern müssten. Wir haben viel gelernt heute. Denn wir sind immer noch die jüngste Mannschaft unter den besten Acht. Viele haben geweint in der Kabine."
Kevin de Bruyne tat das nach dem Schlusspfiff schon auf dem Rasen. Der Profi des VfL Wolfsburg war nach dem WM-Aus besonders enttäuscht. Kein Wort wollte er hinterher dazu sagen. Aber eines hatte er ja schon vor dem Spiel festgelegt: "Messi kriegt mein Trikot nicht." (dpa)
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