Teresópolis. Lächelnd, charismatisch und tiefentspannt: Zwei Tage vor dem Viertelfinale der Seleção gegen Kolumbien plauderte Neymar ungeachtet des Hypes so locker, als ginge es am Freitag nicht um Brasiliens Verbleib im WM-Turnier, sondern um einen Straßenkick.

Nach der tagelangen Debatte um den mentalen Zustand des Gastgebers und Turnierfavoriten forderte der 22 Jahre alte Superstar seine Teamkollegen auch auf: "Wir sollten so spielen, wie man gegen einen Freund im Hinterhof kickt", sagte Neymar in Teresópolis vor etwa 200 Medienvertretern mit Blick auf die mit Spannung erwartete Partie in Fortaleza.

Auch die Spekulationen um seinen Fitnesszustand - Neymar hatte im Achtelfinalkrimi gegen Chile einen Schlag gegen das rechte Knie und den linken Oberschenkel bekommen und war die vergangenen Tage behandelt worden - wischte der Profi vom FC Barcelona mit einem Grinsen weg. "Nein, ich habe Ja gesagt, dass es mir gut geht", meinte der Angreifer auf die mehrfache Frage von Journalisten, ob er noch Beschwerden habe. "Ich verspüre keine Schmerzen, bleibt ganz ruhig!" Zuvor hatte Neymar ganz normal mit der Mannschaft trainiert.

Völlig offen und unverkrampft redete der Hoffnungsträger von 200 Millionen Brasilianer über seine Befindlichkeiten. Ob er denn nicht diesen enormen Druck empfinde, da alle den sechsten WM-Titel von ihm und seiner Mannschaft erwarten würden? "Nein, ich fühle mich nicht überfordert. Nicht auf dem Platz und nicht außerhalb. Ich habe Kameraden, die mir helfen. Wenn Brasilien WM wird, bin ich zufrieden. Das ist alles was ich will."

Ob die Gespräche mit Teampsychologin Regina Brandão ihm geholfen haben? "Ihr solltet so etwas auch machen, das tut allen Menschen gut. Ich lerne da viel und hoffe, dass ich das weitermachen kann", antwortete er. Im Übrigen habe die Mannschaft keinerlei emotionale Probleme: "Es geht uns allen gut."

Neymar jedenfalls vermittelte diesen Eindruck mühelos - wie schon bei seinen Auftritten in den Stadien. "Wir wollen, dass am Ende alle Menschen lachen oder weinen vor Freude", meinte er im Hinblick auf das angestrebte Finale am 13. Juli im Maracanã. Ob er einfach ein Riesentalent sei oder sich auch vieles erarbeiten müsse? "Klar habe ich eine Gabe. Aber ich nehme das Training als Spiel. Und das Spiel gehe ich an, als ob Krieg ist."

Mit Blick auf die vielen Objektive, die im Pressezelt des Trainingscamps auf ihn gerichtet waren, meinte er: "Wir haben alle Verantwortung bei unserer Arbeit. Fotografen, Kameraleute und Spieler. Mir gefällt es, Verantwortung beim Fußballspielen, Freude und Mut zu haben. Und versuche, zu gewinnen." Über den Druck wolle er nicht nachdenken. Bei einer WM zu spielen, dass sei für ihn ein Traum gewesen, seit er 2002 Ronaldo bei Brasiliens Triumph zugeschaut habe.