Teresópolis. Nach drei Tagen Bangens um den Superstar Neymar hat WM-Gastgeber Brasilien Entwarnung gegeben. Dem Einsatz des zuletzt angeschlagenen Angreifers im Viertelfinale gegen Kolumbien am Freitag in Fortaleza steht nichts im Weg.
"Er kann ohne Zweifel spielen", sagte Mannschaftsarzt José Luiz Runco am Dienstag im Trainingscamp der Seleção in Teresópolis. Neymar selbst zeigte sich den Hunderten von Medienvertretern nur kurz, als er gut gelaunt zum Kraftraum radelte und diesen später ohne zu humpeln verließ.
Der 22-Jährige hatte im Achtelfinal-Krimi gegen Chile einen Schlag gegen das rechte Knie und den linken Oberschenkel bekommen. Er trainierte am Dienstag ebenso wenig wie die anderen Stammspieler auf dem Platz. Der vierfache WM-Torschütze war zuletzt medizinisch behandelt worden. "Er hat ganz normal mit der Gruppe gearbeitet und wird morgen trainieren", sagte Runco. Während für die Ersatzspieler um Bayern-Profi Dante ein Trainingsmatch gegen die U 20 von Fluminense FC angesetzt war, schwitzte die erste Garde um Neymar hinter verschlossenen Türen.
Die Fitness Neymars hatte in den vergangenen Tagen einige Rätsel aufgegeben. Der Angreifer war bei seiner Rückkehr ins Quartier "Granja Comary" sichtlich unrund gelaufen, als er aus dem Mannschaftsbus stieg. Nach Runcos Angaben war er physiotherapeutisch zur Schmerzlinderung behandelt worden. "Es gibt keinerlei medizinische Probleme", betonte auch Teamsprecher Rodrigo Paiva.
Neymar hat sich offensichtlich nur schmerzhafte Prellungen und keine Blessuren an Bändern, Muskeln oder Knochen zugezogen. Ein Foto des Profis in schwarzer Badehose bei der Wassergymnastik - um ihn herum Kollegen mit Poolnudeln - war der Renner in den brasilianischen Zeitungen.
Trainer Luiz Felipe Scolari hatte sich nach der Chile-Partie darüber beschwert, dass Schiedsrichter Howard Webb aus England seinen Spieler nicht genügend geschützt habe. Der sei etwa 15 Mal zu Boden gegangen und verdiene ein Sonderlob dafür, dass er durchgehalten habe. Neymar ist in vier WM-Spielen bislang 14 Mal gefoult worden, nur den griechischen Angreifer Giorgios Samaras (21) habe es öfter erwischt, berichtete die Zeitung "Extra". Neymar würde gegen Kolumbien auf dessen Superstar James Rodríguez treffen, der bereits fünf Turniertore erzielt und den "Cafeteros" zum Höhenflug verholfen hat.
Scolari sieht offenbar keine Notwendigkeit für viel Ballarbeit vor dem nächsten K.o.-Spiel gegen den nächsten südamerikanischen Rivalen, sondern setzt auf Erholung: Am Sonntag nach dem kräfteraubenden Achtelfinal-Krimi mit Verlängerung und Elfmeterschießen hatte die Seleção frei, am Montag stand Regeneration an und am Dienstag wiederum keine Einheit auf dem Rasen.
Bereits in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag fliegt der Rekord-Weltmeister nach Fortaleza, am Donnerstag ist Abschlusstraining. Kritik am Trainingsumfang haben Scolari und Runco bisher immer mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass Brasilien deshalb keine Verletzten habe.