Rio de Janeiro. Frankreichs Spieler werden wieder gefeiert. Die Tätlichkeiten von Sakho und Giroud im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador stören die Freude nicht. Ob sich der oft beschworene Wandel wirklich komplett vollzogen hat bei der Équipe Tricolore, ließ sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Es hätte ein ziemlich übler Rückfall in die Vergangenheit werden können, doch offenbar hatte nicht einmal der ivorische Schiedsrichter Noumandiez Doue Lust, die neue Harmonie der Franzosen zu stören. Gleich zweimal verzichtete er auf einen Platzverweis, bei diesen Tätlichkeiten von Mamadou Sakho und Olivier Giroud. Der Unparteiische hatte die beiden groben Ellenbogenschläge gegen Oswaldo Minda und Gabriel Achilier wohl schlicht übersehen. Und zunächst deutete auch nichts darauf hin, dass die Fifa noch nachträglich ermitteln könnte.

Auch deshalb konnte Trainer Didier Deschamps später gelassen im Bauch des Maracanã-Stadions sitzen und den Augenblick genießen. Gruppensieger war seine Mannschaft geworden, nach den beiden attraktiven Auftritten gegen Honduras (3:0) und die Schweiz (5:2). Über das müde 0:0 zum Abschluss der Gruppenphase gegen Ecuador ließ sich so generös hinwegsehen, zumal ja die halbe Stammbelegschaft geschont worden war.

„Es müsste schon mehr passieren, um meine Zufriedenheit zu schmälern“, sagte Deschamps. Stolz verwies der 45-Jährige lieber auf die Unterschiede zu Weltmeister Spanien, Italien und England, ohne sie zu nennen. „Es sind schon so viele große Fußballnationen rausgeflogen, wir konzentrieren uns jetzt ganz auf Nigeria“, sagte er. Gemeint war das Achtelfinale am Montag in Brasília.

Wenig Schuldbewusstsein bei Sakho

Ob sich der oft beschworene Wandel wirklich komplett vollzogen hat bei der Équipe Tricolore, ließ sich zumindest unter dem Eindruck dieses Spiels nicht mit letzter Sicherheit sagen. Denn dass Ecuador nicht nur mit dem Schmerz über das WM-Aus aus Brasilien abreisen musste, sondern auch die Ellenbogen der Grande Nation kennengelernt hatte, erinnerte durchaus an die Disziplinlosigkeiten der Vergangenheit.

Das galt auch für die Einlassungen des Innenverteidigers Sakho, der seine Tat offen einräumte, aber dabei wenig Schuldbewusstsein erkennen ließ. „Ich spiele immer mit Respekt vor dem Gegner. Und ich will, dass die Gegner mich respektieren“, wurde der Profi des FC Liverpool von der französischen Sportzeitung L’Équipe zitiert. Er habe den Ellenbogen eingesetzt, „um mich zu schützen“. Wenn die Fifa ermitteln wolle, solle sie das doch tun.

Frankreich als Gruppenerster durch

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Das klang fast so trotzig wie einige Spieleraussagen vor vier Jahren, als die Mannschaft in Südafrika nicht nur erfolglos geblieben war. Es war damals auch zu einem Bruch mit vielen Landsleuten gekommen, nach der Spielerrevolte gegen den damaligen Trainer Raymond Domenech und weiteren Eskapaden. Nun aber sangen die vielen französischen Fans in Rio de Janeiro die Nationalhymne, als sich die Kicker von ihnen verabschiedeten. Die Spieler konnten Maracanã in dem Gefühl verlassen, dass sich die Fans und wohl auch die gesamte Nation daheim mit der Équipe Tricolore versöhnt hat. Die Chaos-WM 2010 ist zwar nicht vergessen, aber offenbar verziehen.

Ein anderes Binnenklima

Deschamps versucht die gute Stimmung zu pflegen, die vielleicht nicht ganz so großartig ist, wie stets dargestellt. Aber ein anderes Binnenklima als vor vier Jahren herrscht in der Mannschaft gewiss, allein schon wegen der bisher so guten Ergebnisse. „Wir spüren eine große Zufriedenheit über das, was wir bisher erreicht haben“, sagte Deschamps. Zwei rote Karten hätten nun auch dabei sein können.