Porto Alegre. . Algerien kann sich nach dem 4:2-Erfolg im zweiten Vorrundenspiel gegen Südkorea den Traum vom Einzug ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 erfüllen - ein Unentschieden gegen Russland würde wahrscheinlich schon reichen.
Madjid Bouguerra lächelte selig. Abwehrspieler, die eben noch furchteinflößend verteidigen, können dann furchtbar nett sein, wenn sie darum gebeten werden, eine großartige Leistung im großen Ganzen zu bewerten. Und wer wäre nach dem 4:2 gegen Südkorea und vor einem möglichen Achtelfinale gegen die deutsche Nationalmannschaft besser dazu geeignet gewesen als der Kapitän der aktuellen algerischen Auswahl. Bouguerra entstammt dem Jahrgang 1982, geboren dummerweise erst am 7. Oktober, so dass er es noch nicht mitbekommen haben kann, wie seine Heimat am 16. Juni 1982 Kopfstände vollführte.
WM-Sensation gegen Deutschland 1982 gilt als größter Coup der "Fennecs"
Der Tag der mythenbehafteten WM-Sensation gegen Deutschland (2:1) gilt bis heute als größter Coup der „Fennecs“, der Wüstenfüchse, und Bouguerra erläutert glaubhaft, dass es nicht weiter schlimm gewesen ist, damals noch nicht gelebt zu haben: „Ich habe so oft die Bilder schon im Fernsehen gesehen. Sie werden immer wieder gezeigt. Erst recht vor einer WM.“ Also erzählt er davon, als wäre er dabei. Wie erst Rabah Madjer, dann Lakhdar Belloumi eine deutsche Hintermannschaft düpierten, in der damals Manfred Kaltz, Karl-Heinz Förster, Uli Stielike und Hans-Peter Briegel standen.
Der schmächtige Belloumi wurde damals auf einen Schlag berühmt, und mit leuchtenden Augen erzählt Bougerra von seiner Bande zu dem mittlerweile 55-Jährigen: „Wir haben sehr oft darüber gesprochen, was alles passiert ist.“ Natürlich auch über den Nicht-Angriffspakt, mit dem sich anschließend Deutschland und Österreich auf Kosten des Außenseiters in die nächste Runde mogelten. Wie er das finde, 32 Jahre danach vielleicht selbst gegen Deutschland anzutreten, fragt man den bald 32 Jahre alten Anführer. „Das wäre großartig, ich mag den deutschen Fußball sehr, sie spielen wirklich mittlerweile großartig.“ Dann zieht er in der Mixed Zone weiter, parliert noch hier und da auf Französisch, und erzählt überall von seinen Träumen. Bougerra will ein Volksheld wie Belloumi werden.
Mit den Kollegen muss er am Donnerstag noch ein Remis gegen die Russen schaffen, das würde wahrscheinlich reichen, um erstmals eine Vorrunde zu überstehen. Und kommt es dann nächsten Montag in Porto Alegre zur Neuauflage gegen Deutschland? Algerien, denken viele deutsche Fans, wäre optimal zum Warmspielen in der K.-o.-Runde.
Eine andere Mannschaft
Doch die algerischen Jungfüchse haben nichts mehr zu tun mit der Mannschaft ihres Landes, die vor vier Jahren in Südafrika torlos aus dem WM-Turnier schied. Zumindest zeitlich fällt das mit Trainer Vahid Halilhodzic zusammen, der das Team vor drei Jahren als 54. der Fifa-Weltrangliste übernahm und nun auf Rang 22 geführt hat. Aber eine Garantie für ein Weiterkommen sei das nicht, warnt Halilhodzic. Ein Spiel gegen Deutschland ist noch weit.
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