Santo Andre. . Das Fernsehprogramm während der WM in Brasilien kann einen verstören - fast auf allen Kanälen wird nur über Fußball berichtet. Auf Kanal 12 nicht, doch da platzt Diego Maradona. Erschreckend, meint unser WM-Reporter Daniel Berg, der im Hotel durch die Kanäle gezappt hat.

Verstörend sind allein schon die Kanäle. Das Fernsehgerät im Hotel hat 18 Sender, aber nur auf jedem zweiten ist auch ein Bild zu sehen.

Aber es wäre ohnehin zu vermuten, dass es auf den weiteren neun dann auch hauptsächlich Fußball zu sehen gäbe.

Die WM ist das dominierende Thema im brasilianischen TV. Wer alles guckt, muss verrückt werden. Und zwar sehr bald. Fünf Minuten reichen schon.

Auf Kanal 4 übernimmt ein Hippie-Typ mit Geheimratsecken und Professoren-Brille den Bildschirm. Er steht in einem Studio, das für einen Kinderkanal gemacht sein könnte, und trägt ein Superman-T-Shirt, auf das ein K statt ein S gedruckt ist. Fußball in Bildern gibt’s hier nicht. Nur den Typen, der vermutlich gerade die besten Szenen aus Südkorea gegen Russland nacherzählt, als sei es eine Predigt an die Nation.

Auf Kanal 5…nichts.

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Alle Experten reden gleichzeitig

Auf Kanal 6 sitzen in einem europäisch wirkenden Studio fünf Herren und diskutieren. Über Fußball. Was sonst? Wobei diskutieren vielleicht missverständlich sein könnte. Das bedeutete nämlich, dass der eine dem anderen zuhörte, was nicht der Fall ist. Denn alle reden gleichzeitig. Immerzu.

Auf Kanal 7…nichts.

Weitergezappt zu Kanal 8, wo ein Trainer auf einer Pressekonferenz spricht. Verstehe kein Wort. Schnell weiter.

Nichts.

Götze der Schauspieler

Kanal 10 hat sich noch immer nicht mit dem Elfmeter für Deutschland abgefunden. In einer Odyssee aus Zeitlupen wird akribische Beweisführung betrieben, um darzulegen, dass Götze ein Schauspieler ist und Fred, der leicht fallende Brasilianer aus dem Eröffnungsspiel, ein ehrbarer Mann. Es sind unzählige Zeitlupen. Ein Abend wird zu einer Nacht, zu einem Leben aus Zeitlupen.

Umschalten: Wieder nichts.

Kein Fußball auf Kanal 12. Dafür Werbung. Werbung mit Maradona. Er ist zu sehen. Als Sessel. Oben drauf sein Kopf. Er ruft: Argentina, Argentina. Dann platzt er.

Verstörend.

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