Porto Alegre. Jetzt bloß nicht nachlassen! Nach der Gala gegen Spanien wollen die hochkonzentrierten Niederländer gegen Außenseiter Australien den nächsten Schritt aus der Hammergruppe B in Richtung Achtelfinale machen.
«Wenn wir gegen Australien nicht gewinnen, war der Erfolg gegen Spanien absolut gar nichts wert», sagte Bayern-Star Arjen Robben vor dem Duell in Porto Alegre am Mittwoch (18.00 Uhr). Nächste Fußball-Show oder rasend schnelle Rückkehr in die Realität? Noch in der Kabine nach dem global beachteten 5:1 gegen den Welt- und Europameister schworen Robben, Kapitän Robin van Persie und Spielmacher Wesley Sneijder ihre Mitspieler auf die Begegnung gegen die Socceroos ein. «Wir wollen hier mehr erreichen, als nur Spanien zu schlagen», sagte der gegen die Iberer überragende Flügelflitzer von Bayern München.
Die Weltklasse-Leistung zum WM-Auftakt soll auf keinen Fall zum Boomerang werden. Dementsprechend fokussiert machte sich die Elftal auf den Weg nach Porto Alegre, im Gepäck eine Fülle von Warnungen vor dem den Niederländern oftmals nicht abzusprechenden Hang zur Selbstzufriedenheit. Selbst Fußball-Legende Johan Cruyff sah sich in seiner wöchentlichen Kolumne für die Tageszeitung «De Telegraaf» dazu bemüßigt, den mahnenden Zeigefinger zu heben und das Oranje-Team nicht nur für seine unverhoffte Rückkehr in den Kreis der Titelkandidaten zu loben.
«Niemand wird die Niederlande mehr unterschätzen. Darum ist es essenziell, dass jeder mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt», forderte der Vize-Weltmeister von 1974 - und lag mit seiner Einschätzung vollkommen richtig. «Unsere Jungs sollen wissen, dass Holland zwar stark ist, aber dass es auch keine Mission impossible ist», sagte der Technische Direktor des australischen Verbandes, Han Berger, vor dem Vergleich mit seinen Landsleuten.
Die Spieler von Down Under sind heiß darauf, den Spanien-Besieger wieder zu erden. «Ich fühle, dass bei einer WM alles passieren kann», sagte der Ex-Gladbacher Matthew Leckie. Das 1:3 gegen Chile im ersten Spiel haben die Aussies aufgearbeitet und deutlich mehr Positives als Negatives mit Blick auf die Herausforderung Niederlande ausgemacht. «Wir haben in der zweiten Halbzeit bewiesen, dass wir WM-tauglich sind», sagte Abwehrspieler Alex Wilkinson.
Das hat auch van Gaal seinen Spielern in den vergangenen Tagen immer wieder eingetrichtert. Nur unmittelbar nach dem Offensiv-Spektakel gegen den Titelverteidiger gestattete der strenge Bondscoach seinen Stars eine Verschnaufpause. Das Training am Samstag glich eher einem Familienausflug als einer ernsthaften Übungseinheit. Doch schon am Sonntag zog van Gaal das Tempo wieder an, bei seiner WM-Premiere überlässt der frühere Trainer von Bayern München nichts dem Zufall. Zu sehr haben dem 62-Jährigen mit dem Riesen-Ego die Lobeshymnen über seine erfolgreiche 5-3-2-Taktik gegen Spanien gefallen.
Ob er gegen Australien zum traditionellen 4-3-3-System zurückkehrt oder beim 5-3-2 bleibt, ließ van Gaal noch offen. Eigentlich hatte er die defensive Ausrichtung exklusiv für Spanien entwickelt, nun wollen seine Stars am liebsten nichts mehr ändern - und versprechen eine erneut perfekte Einstellung. «Das ist mein fünftes großes Turnier und ich weiß genau, wie die Dinge laufen: Die Euphorie verschwindet genauso schnell wie sie gekommen ist», sagte Kapitän van Persie. Mit weiteren Treffern wollen der Stürmerstar von Manchester United und Co. dem WM-Fieber in der Heimat einen zusätzlichen Schub geben.