Porto Seguro. Unser WM-Reporter Daniel Berg ist sicher in Brasilien angekommen. Zuvor musste er auf der Anreise allerdings ein kleines Abenteuer durchstehen. Über eine Zugfahrt, die unserem Mann für Brasilien alles abverlangt hat - in Köln. Das WM-Tagebuch.

WM in Brasilien, das ist ein Abenteuer, definitiv. Brasilien ist so anders als Deutschland. Nicht alle Wege sind asphaltiert, die Bahnen sind überfüllt, wenn sie denn überhaupt fahren.

Mehr als 11.000 Kilometer beträgt die Reise aus Westfalen ins gelobte Fußballland. Ich habe sie gerade hinter mir. Und irgendwo musste es ja passieren, dass plötzlich nichts mehr geht, dass die Reise schwere Komplikationen erfährt.

Wenigstens ist es hier vergleichsweise schön. Die Sonne ist mal kurz hinter ein paar Wolken verschwunden. Die Gleise liegen nah am Wasser, fast kann man die seichten Wellen ans Ufer schlagen hören. Unweit steht ein hübsches, altes Gotteshaus. Gelobtes, gläubiges Karnevalsland.

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Die Haltestelle ist etwa so voll wie man es in brasilianischen Großstädten wie Sao Paulo, über das meine Reise führt, gewohnt ist. In den vorherigen Zug haben sich die Menschen nur mit dem Einsatz ihrer Ellbogen und Taschen drängeln können, so lange warteten sie schon. Der nächste Zug ist immer der wichtigste.

Kopfschütteln im Chaos

Eine Familie mit zwei Kindern hat sich einen ruhigen Platz abseits gesucht. Sie könnten aus Mexiko stammen, vielleicht sind es Brasilianer, schwer zu sagen. Die Kinder werfen sich auf Geheiß der Eltern ein dünnes Deckchen über, weil der Wind vom Wasser her auffrischt. Sie stehen da und warten auf ihren Zug, der längst da sein sollte. Müde sehen sie aus, aber sie tragen es mit Fassung, andere schütteln den Kopf vor so viel Chaos.

Und ständig neue schlechte Nachrichten aus den Lautsprechern, die krächzen wie heisere Papageien. Ein Unwetter hat dem Verkehrsablauf zugesetzt, offenbar marode Bahnen bleiben einfach liegen wie verendete Reptilien und blockieren die Gleise ringsherum. Keiner weiß ganz genau, wie und wann es weitergeht.

Die Unruhe wächst.

Dann fährt der lang ersehnte Zug doch noch über die Flussbrücke in den Hauptbahnhof von Köln ein. Die restlichen ca. 10.930 Kilometer verliefen dann komplikationsfrei und ohne Verspätungen.