Belo Horizonte. Für die Brasilianer kann es nur einen geben: Neymar. Zumal die Liste der potenziellen WM-Superstars von Woche zu Woche kleiner wurde.
Aus dem illustren Who's who der Szene, in dem zunächst praktisch nur Zlatan Ibrahimovic nach der verpassten Qualifikation mit Schweden fehlte, ist bis unmittelbar vor dem WM-Anpfiff eher eine Schar der Leidenden geworden. Leiden, weil die Verletzungen schmerzen, aber noch viel mehr, weil die WM ohne sie stattfindet.
So wie für Europas Fußballer des vergangenen Jahres, Franck Ribéry. Für den Franzosen vom deutschen Rekordmeister FC Bayern hieß es wegen Lendenbeschwerden: Rien ne va plus. Deutschlands Marco Reus verletzte sich beim letzten Test, auch er hätte das Zeug für Außergewöhnliches gehabt. Kolumbiens 60-Millionen-Mann Radamel Falcao wurde nach seinem Kreuzbandriss vom Januar nicht mehr rechtzeitig fit.
Und andere, die für das Heroen-Casting unter brasilianischer Sonne prädestiniert wären, sind seit längerem angeschlagen. So wie der Weltfußballer 2013, Cristiano Ronaldo. Der Portugiese laboriert seit Wochen an Oberschenkelproblemen. Wie auch bei Uruguays Premier-League-Torschützenkönig Luis Suárez und Chiles Arturo Vidal (beide noch nicht bei 100 Prozent nach Knieoperationen) kommt ein Verzicht aber nur im schlimmsten Fall und vor allem in letzter Minute infrage.
Fit und bereit ist dafür Neymar. Und aufgeregt ist der gerade mal 22 Jahre alte Samba-Fußballer auch. «Ich hoffe, dass ich mit der Nervosität umgehen kann», sagte er bereits mit Blick auf die immensen Erwartungen, die die brasilianische Fan-Gemeinde an ihn richtet. Anders ergeht es seinem Teamkollegen vom FC Barcelona auch nicht. Sein Name, Lionel Messi. Seine Auszeichnungen sind kaum zu zählen, seine WM-Auftritte bislang von weniger Erfolg geprägt. Seit seinem bislang einzigen WM-Tor 2006 in Deutschland wartet er auf Treffer Nummer zwei.
Messi, Neymar, womöglich ein doch noch rechtzeitig fitter Ronaldo, ein nicht minder extravaganter Mario Balotelli aus Italiens Squadra Azzurra oder der deutlich fußball-pragmatischer agierende Andres Iniesta aus der Elf von Titelverteidiger Spanien? Oder findet Mesut Özil aus der DFB-Mannschaft rechtzeitig wieder zur Topform als Ideengeber und Kreativkraft? Oder reißt Thomas Müller, der vor vier Jahren die Torjägerkrone in Südafrika holte, das deutsche Team mit und die WM an sich?
Womöglich bietet die WM aber die Bühne für einen, mit dem jetzt noch niemand rechnet. Vielleicht wird selbst ein Neymar und ein Messi letztlich nur Teil einer Mannschaft sein, die zum Star dieser WM wird. «Man sollte nicht auf einzelne Protagonisten, sondern auf das Team und den Teamgeist setzen», empfahl 78er-Weltmeister Mario Kempes aus Argentinien in einem Interview mit dem spanischen Dienst der dpa.