St. Leonhard. Schock für das DFB-Team in Südtirol. Bei einer Sponsorenaktion kam es auf einer abgesperrten Straße zu einem Unfall, bei dem zwei Menschen verletzt wurden. Ein Spieler der deutschen Nationalmannschaft kam aber nicht zu Schaden.
Schock im WM-Trainingslager: Ein schwerer Unfall überschattet die Vorbereitung der Fußball-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Brasilien. Bei einer PR-Aktion des Teams von Bundestrainer Joachim Löw mit dem DFB-Generalsponsor kam es am Dienstag in Südtirol zu einem schweren Autounfall.
Wie Mercedes-Benz bestätigte, erfasste der Wagen von DTM-Fahrer Pascal Wehrlein auf einer abgesperrten Strecke zwei Menschen, die ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Ein 63 Jahre alter Urlauber aus Deutschland erlitt schwere Verletzungen, berichtete am Abend Rosemarie Pamer, Bürgermeisterin der Gemeinde St. Martin.
Der Mann musste mit dem Rettungshubschrauber nach Bozen in ein Krankenhaus geflogen werden. Seine Frau, die den Unfall miterlebte, stehe unter Schock, sagte die Bürgermeisterin. Das zweite Unfallopfer ist ein Angestellter der Gemeinde St. Leonhard, der bei den Fahrten als Streckenposten eingesetzt war.
Die Nationalmannschaft strich als Reaktion auf den Unfall das geplante Übungsspiel gegen die U20-Auswahl des DFB. Bundestrainer Joachim Löw ließ seinen WM-Kader stattdessen auf dem Platz in St. Leonhard unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren.
Schalker Profis als Beifahrer dabei
Formel-1-Pilot Nico Rosberg und Tourenwagenfahrer Wehrlein waren zusammen mit dem deutschen Golfstar Martin Kaymer zu Besuch bei der Nationalelf. Die Rennfahrer fuhren für Werbeaufnahmen mit einigen Spielern auf einem abgesperrten Parcours. Beim Unfall waren die Schalker Benedikt Höwedes und Juian Draxler die Beifahrer. Wer von beiden im Unfallauto von Wehrleins Auto saß, wurde von dem Stuttgarter Autobauer nicht mitgeteilt. Über das Ausmaß der Verletzungen konnte Mercedes-Benz zunächst keine Auskunft geben. Unglücksfahrer Wehrlein und die Nationalspieler blieben unverletzt.
Mercedes-Benz betonte, ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. "Wir haben gemeinsam mit der Gemeinde im Vorfeld alles dafür getan, dass die Strecke komplett abgesperrt wurde", erklärte Sprecherin Claudia Merzbach. Oswald Tschöll, der Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard, versicherte, dass alle Posten auf den ihnen zugeteilten Plätzen gewesen seien.
Trotzdem haben sich nach seinen Angaben Schaulustige über "Schleichwege" Zugang zu der Fahraktion verschafft, "weil das Interesse an der deutschen Mannschaft so groß ist". Eine ähnliche PR-Aktion hatte es auch schon vor zwei Jahren in Südfrankreich in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gegeben - damals ebenfalls mit Rosberg sowie Michael Schumacher.
Lahm steigt ins Training ein
Den ganzen Vormittag hatte es am Unglücksort heftig geregnet, auch beim Training der Nationalmannschaft. Bundestrainer Löw konnte sich da noch über den Einstieg von Philipp Lahm ins Lauftraining freuen. Der nach Knie-Problemen auch noch individuell übende Bastian Schweinsteiger zeigte sogar vollen Einsatz, als er sich mit Wucht auf dem Fußballplatz in eine Pfütze schmiss und einen Ball weggrätschte.
"Es ist positiv, dass beide auf dem Platz waren", berichtete Manager Oliver Bierhoff bei einer Pressekonferenz, an der auch Rosberg, Kaymer und Unglücksfahrer Wehrlein teilnahmen. Dabei ging es auch noch um den am Dienstag bekanntgewordenen Führerscheinentzug von Löw, der wegen wiederholter Tempoüberschreitungen seine Fahrerlaubnis für ein halbes Jahr abgeben musste. "Ich habe meine Lektion gelernt und werde mein Fahrverhalten ändern. Es gibt da nichts schön zu reden", äußerte der Bundestrainer reumütig in einem offiziellen Verbands-Statement.
Seinen Führerschein braucht Löw in Brasilien nicht, eine top vorbereite und funktionstüchtige Mannschaft für den angestrebten Titelgewinn dagegen schon. Die Elf für den Start gegen Portugal am 16. Juni zeichnet sich aktuell nur in Bruchstücken ab.
Und Löw räumte schon ein, dass der Findungsprozess lange dauern könnte. "Was die einzelnen Positionen betrifft, habe ich jetzt noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen. Wir haben noch zwei Vorbereitungs-Länderspiele und noch Trainingseinheiten."
Auch Champions-League-Sieger Sami Khedira kann den Kampf um die Stammplätze nun aufnehmen. Nach der Ankunft des Mittelfeldspielers von Real Madrid sind nun endlich alle 26 WM-Kandidaten in Südtirol vollzählig. Der Ex-Stuttgarter sei trotz einer leichten Erkältung "direkt einsatzfähig", berichtete Bierhoff. "Sami weiß, dass er noch was arbeiten muss", betonte der Manager aber auch zu Khedira, der nach seinem Kreuzbandriss noch um die nötige WM-Form ringt.
WM-VorbereitungKein Neuer-Training in Südtirol
Die Zitterpartie um Manuel Neuer wird sich wohl erst nach der Ankunft in Brasilien am 8. Juni auflösen. "Bei Manu rechne ich nicht mehr mit einem Einsatz in Südtirol", berichtete Bierhoff. Der Torwart könne die rechte Schulter "noch nicht belasten". Lahm kann zehn Tage nach seiner Kapselverletzung am linken Sprunggelenk zumindest wieder laufen. "Es braucht ein bisschen Zeit, und die haben wir Gott sei dank noch bis zum ersten Spiel", sagte Lahm zu seiner Genesung.
Um seine Form und Fitness für die WM sorge er sich nicht: "Ich hatte viele Spiele in der Saison." Auch Neuer "stand mitten im Saft", beruhigte der Kapitän. Lahm blickt weiterhin positiv auf die WM-Mission: "Wir sind immer Mitfavorit, egal, welche Ausfälle wir haben. Denn wir haben einen breiten, qualitativ hochwertigen Kader." (dpa)