Rio de Janeiro. Die FIFA geht knapp vier Wochen vor WM-Eröffnung verschärft auf Gegenkurs zu den Negativschlagzeilen aus dem Gastgeberland.

"Die Schlagzeilen schreien, dass die Brasilianer die WM nicht wollen", kritisierte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke am Montag nach seiner Ankunft in Brasilien. Das sei aber weder von Umfragen gedeckt, noch von dem, was die FIFA bei ihren Touren durch das Land erlebt habe. Die WM sei schon in Brasilien, und es gebe keinen Zweifel: "Claro, vai ter Copa" (Klar, wird es die WM geben).

Eröffnet wird das Turnier in 24 Tagen in der Corinthians Arena in São Paulo. Das Stadion absolvierte am Sonntag vor 36 000 Zuschauern ein erstes offizielles Testmatch, bei dem Hausherr Corinthians auf Figueirense traf. Allerdings musste der Gastgeber in seinem heiß ersehnten Premierenspiel unerwartet eine Niederlage von 0:1 (0:0) hinnehmen. Am 12. Juni wird in der Corinthians Arena die Fußball-WM mit dem Spiel Brasilien-Kroatien angepfiffen.

Die Arbeiten an dem auch als Itaquerão bekannten Stadion waren auch am Sonntag noch nicht völlig abgeschlossen. Unter anderem laufen noch die Arbeiten für die Errichtung der provisorischen Tribünen mit 20 000 Sitzplätzen. Das Spielfeld zeigte sich trotz eines heftigen Regens in der Halbzeitpause in gutem Zustand. Unter "Maximallast" muss sich die Arena erst am 12. Juni beweisen, wenn bis zu 68 000 WM-Fans die Eröffnungsfeier und das anschließende Spiel verfolgen.

Das Stadion soll laut Valcke am Mittwoch an die FIFA und das lokale Organisationskomitee übergeben werden. Bis Sonntag folgten dann die Stadien in Curitiba, Natal und Salvador. Als erster WM-Teilnehmer wird Australien am 28. Mai in Brasilien eintreffen. Die DFB-Elf wird am 8. Juni ihr Quartier in Bahia beziehen. Valcke, der nun bis zum Finale am 13. Juli in Brasilien bleibt, verwies auf die Begeisterung für die WM, die sich auch anhand der historischen Zahl der insgesamt elf Millionen Ticket-Anfragen ablesen lasse.

Zwar freut sich auch Brasiliens Jahrhundertfußballer Pelé auf die nach 1950 zweite Heim-WM in seinem Land. Er kritisierte aber scharf die massiven Verzögerung beim Stadien-Bau. "Es ist inakzeptabel, dass einige Stadien nicht fertig geworden sind. Wir hatten viele Jahre Zeit - weit mehr als genug. Das ist eine Schande", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Ich bin voller Vorfreude auf die Spiele, aber wenn ich an das Drumherum denke, mache ich mir Sorgen. Das frustriert mich." Verständnis zeigte der 73-Jährige für die Proteste im Land. Er unterstütze sie, "so lange sie friedlich demonstrieren".

Vorigen Donnerstag hatten in mehreren Städten des Landes tausende Menschen gegen soziale Misstände und die Milliarden-Kosten für die Weltmeisterschaft protestiert. Ein zentrales Motto lautete dabei: "Não vai ter Copa" (Es wird keine WM geben). Schätzungen zufolge beteiligten sich aber lediglich rund 20 000 Demonstranten an den Aktionen, deutlich weniger als im vorigen Jahr, als während des Confederations Cups hunderttausende Menschen aus Protest gegen Korruption und WM-Ausgaben auf die Straße gingen.