Essen. Wo liegen Stärken und Schwächen des deutschen WM-Auftaktgegners? Welche Spieler stehen im Fokus? Japans Nationalmannschaft im Kadercheck.
Japans Fußballer geben sich vor dem WM-Auftaktspiel gegen Deutschland höflich. Sie loben das DFB-Team, schwärmen von der individuellen Qualität des Gegners, heben den Bayern-Block hervor. Allerdings haben sie keine Angst vor dem Favoriten. „Wir glauben an unsere Chance“, sagt Kapitän Maya Yoshida. Diese Partie sei „ein wichtiges Spiel für den weiteren Turnierverlauf“, betont der 34-Jährige vor dem Duell an diesem Mittwoch (14 Uhr/ARD und MagentaTV).
Der Profi des FC Schalke 04 ist im japanischen Aufgebot einer von acht Akteuren, die bei deutschen Klubs unter Vertrag stehen. Sein Partner in der Innenverteidigung, Ko Itakura (25), den die Königsblauen in der vergangenen Saison von Manchester City ausgeliehen hatten, spielt nun für Borussia Mönchengladbach. Unsere Kaderanalyse von Createfootball zeigt unter anderem, warum Yoshida und Itakura in der japanischen Defensivzentrale gut harmonieren können.
Itakura und Yoshida ergänzen sich
Itakura, der aufgrund seiner exzellenten spielerischen Fähigkeiten auch als Sechser eingesetzt werden kann, ist ein Stabilisator. Er strahlt mit dem Ball am Fuß Ruhe aus, überzeugt zudem mit Passsicherheit. In Zweikämpfen verhält er sich geschickt, begeht wenige Fouls und kann viele Balleroberungen verzeichnen. Auch dank starkem Stellungsspiel fängt er immer wieder gegnerische Pässe ab.
Durch diese Eigenschaften ergänzt er sich hervorragend mit Yoshida, der als Innenverteidiger vergleichsweise zurückhaltend agiert. Bei Kopfballduellen ist der Routinier ausgesprochen robust, zudem hat er Stärken in der Balleroberung. Mit dem Alter hat er allerdings an Geschwindigkeit eingebüßt − besonders im Antritt. Aufgrund seiner internationalen Erfahrung ist er in der Nationalmannschaft trotz des Tempodefizits aber stets gesetzt.
Japan mit ballbesitzorientiertem Spielstil
Seit Jahren agieren die Japaner mit einem eingespielten System, je nach Ausrichtung der Flügelspieler in einem 4-2-3-1 oder 4-3-3, mit zwei defensiv orientierten Mittelfeldspielern und einem Zehner. Sie pflegen einen ballbesitzorientierten Spielstil, mit schnellem Vertikalspiel, einem Aufbau über breitstehende Innenverteidiger und Sechser, die sich fallen lassen. Die Offensivreihe positioniert sich in freien Räumen zwischen gegnerischer Mittelfeld- und Abwehrlinie. So versuchen die Japaner, eine Seite des Feldes zu überladen und Überzahlsituationen zu schaffen.
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Ohne Ballbesitz setzen sie gegen starke Gegner auf eine 4-5-1-Formation. Sie betreiben großen Aufwand gegen den Ball, verrichten viel Laufarbeit und kombinieren dies mit einem hohen Maß an taktischer Disziplin. Der Fokus liegt dann auf hohen Ballgewinnen, um Umschaltsituationen in gefährlichen Zonen des Gegners zu ermöglichen. Der Stürmer läuft die gegnerischen Innenverteidiger an, ein zentral offensiver Mittelfeldspieler deckt den tiefstehenden Mittelfeldspieler, der ballnahe Außenverteidiger rückt auf, um Druck auszuüben.
Starke Individualisten im Japan-Kader
Eine der Stärken des Teams liegt dennoch im eigenen Spielaufbau. Die Japaner sind ruhig und geduldig mit Ball. Zudem verfügt die Mannschaft über starke Individualisten wie Daichi Kamada (26/Eintracht Frankfurt) oder Ritsu Doan (24/SC Freiburg), die das Spiel mit Einzelaktionen entscheiden und durch viele Positionswechsel für Unordnung im gegnerischen Defensivverbund sorgen können. Bei Kontern können die Japaner ihre schnellen, wendigen Offensivspielern wie Takuma Asano (28/VfL Bochum) bedienen.
Im zentralen Mittelfeld sollten die Deutschen also darauf achten, nicht zu offensiv zu spielen, um weiterhin Konter abfangen zu können. Auch die Außenverteidiger dürfen nicht zu weit nach vorne rücken, da die japanischen Flügelspieler ein hohes Tempo einschlagen können. Im eigenen Ballbesitz sollte das deutsche Team die Japaner locken, wenn sie aggressiv pressen, denn das reißt Löcher in die gegnerische Defensivstruktur. Die deutschen Spieler dürften in der Lage sein, dieses Pressing zu überspielen oder sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen.