Sankt Petersburg. Belgien hat das beste Ergebnis seiner WM-Geschichte erzielt. Die Roten Teufel gewannen das Spiel um Platz drei gegen England mit 2:0.
Nach dem größten Erfolg in der belgischen Fußball-Geschichte freute sich Vincent Kompany schon auf den Empfang am Sonntag im Brüssel. "Im Fußball geht es immer auch um Spaß", sagte der frühere Hamburger nach dem 2:0 (1:0) im WM-Spiel um Platz drei gegen England: "Die Leute wollen feiern und ein Bier trinken. Dafür brauchen sie uns, also kommen wir."
Mit dem Sieg gegen sichtlich frustrierte Engländer setzten die Roten Teufel das Sahnehäubchen auf ihr starkes Turnier in Russland und übertrafen den bisher größten Verbandserfolg mit Platz vier aus dem Jahr 1986. "Für uns war das kein Freundschaftsspiel", sagte Kompany über das kleine Finale, dessen (Un-)Sinn auch in diesem Jahr wieder heftig diskutiert wurde: "Es ging um eine Medaille. Und nach so einem Turnier willst du die haben."
De Bruyne: "Wir können sehr zufrieden sein"
So sah es auch der frühere Wolfsburger Kevin De Bruyne. "Wir mussten uns nicht groß motivieren. Wir sind Profis, und wenn wir spielen, wollen wir auch gewinnen", sagte er: "Wir können sehr zufrieden sein mit dem Turnier. Wir haben sechs von sieben Spielen gewonnen. Wir haben den Menschen viel Freude bereitet. Und der Rest kommt dann vielleicht in vier Jahren bei der nächsten WM."
Die Engländer, die einen Tag weniger Regeneration hatten und im Halbfinale gegen Kroatien (1:2) auch noch in die Verlängerung mussten, hatten sich derweil nicht mehr berappeln können. "Körperlich und mental war es unglaublich schwierig, in dieses Spiel zu gehen", sagte Trainer Gareth Southgate: "Wir waren 20 Minuten von einem WM-Finale entfernt. Und wenn du so nahe am größtmöglichen Preis bist, willst du danach, wenn du es nicht geschafft hast, eigentlich einfach nur nach Hause."
Meunier und Hazard treffen für Belgien
So verloren die Engländer vor 64.406 Zuschauern in St. Petersburg nach 1990 durch Tore von Thomas Meunier (4.) und Chelseas Eden Hazard (82.) auch das zweite Spiel um Platz drei ihrer Verbands-Historie. Das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte des Fußball-Mutterlands nach dem Titel 1966 muss sich das Team von Southgate somit mit der Generation von vor 28 Jahren teilen.
Als Trost dürfte Englands Kapitän Harry Kane den Goldenen Schuh für den besten Turnier-Torschützen bekommen. Der Mittelstürmer der Three Lions blieb am Samstag wie schon in den beiden Spielen zuvor zwar glück- und torlos, da sein belgischer Verfolger Romelu Lukaku aber auch nicht traf, bleibt er mit sechs Toren an der Spitze dieser Rangliste. Die Franzosen Kylian Mbappé und Antoine Griezmann (je drei) müssten im Finale am Sonntag (17 Uhr MESZ/ZDF) in Moskau gegen Kroatien schon dreimal treffen, um Kane im Kampf um die Auszeichnung noch gefährlich zu werden.
Belgien startete furios. Lukaku spielte Nacer Chadli auf der linken Seite frei, der Offensivmann flankte in die Mitte und aus fünf Metern drückte Meunier, der nach seiner Sperre aus dem Halbfinale wieder in die Startelf gerückt war, den Ball mit dem Schienbein über die Torlinie. Der 26-jährige Meunier war bereits Belgiens zehnter Turnier-Torschütze in Russland. Damit stellten die Belgier den Rekord von Frankreich 1982 und Italien 2006 ein.
Belgiens Offensiv-Asse wirbeln durch Englands Defensivreihen
Die frühe Führung gab den Roten Teufeln Sicherheit, sie spielten weiter mutig nach vorne. Von den Three Lions war offensiv wenig zu sehen, dem Southgate-Team fehlte das Tempo. Anders Belgien: Vor allem De Bruyne vom englischen Meister Manchester City und Hazard vom FC Chelsea hatten sichtlich Lust, ihr Können nochmal auf der größten Weltbühne des Fußballs zu zeigen. Immer wieder leiteten die Offensiv-Asse Angriffe ein und wirbelten durch die englischen Defensivreihen. Gleich 19 der 22 Spieler in den Anfangsformationen der beiden Teams verdienen ihr Geld in der Premier League.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs probierten die Engländer etwas mehr. Eine scharfe Hereingabe des eingewechselten Jesse Lingard verfehlte Kane nur ganz knapp (54.). Auf der Gegenseite hatte Lukaku das 2:0 auf dem Fuß (56.), ließ den Ball aber freistehend verspringen - bereits zum zweiten Mal in der Partie in aussichtsreicher Position. Es war nicht der Tag des belgischen Topstürmers. Coach Martínez wechselte ihn nach einer Stunde aus. Dafür traf dann Hazard nach Pass von de Bruyne. (dpa)