Watutinki. Für die Titelverteidigung ist der Weltmeister erneut bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. So kalkuliert der DFB für seine Nationalelf.
Nicht alles ist optimal gelaufen. Nicht einmal aus den Leitungen im WM-Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Watutinki. Offenbar stand Co-Trainer Thomas Schneider kurz nach der Anreise zwischenzeitlich ohne Wasser in seinem Zimmer da. Bei aller persönlichen Betroffenheit darf das als Bagatellschaden bezeichnet werden, schließlich geht es ums große Ganze. Das „Hotel Watutinki Spa Complex“ ist zwar keine Luxusherberge. Aber viel wichtiger als Bett, Bad und Boden ist die Gesamtabstimmung, in der auch die Trainingsmöglichkeiten und Reisestrapazen berücksichtigt werden müssen. Sparen ist da Nebensache.
„Es steht nicht im Vordergrund, ob wir tausend Euro mehr oder weniger ausgeben. Es geht darum, optimale Bedingungen für sportlichen Erfolg zu schaffen“, signalisierte Stephan Osnabrügge, seit 2016 Schatzmeister beim Deutschen Fußball-Bund, die Bereitschaft zu ein wenig Großzügigkeit. Vor allem für den Fall, dass sie sich umwandeln lässt in Siege. Denn Siege bedeuten wiederum: Geld. Und Geld ist immer gut. Vor allem ist es im prosperierenden Gewerbe mit dem Ball: zur Genüge vorhanden.
Der Weltverband Fifa spekuliert auf Einnahmen von zwei Milliarden Euro durch das Turnier in Russland. Einen Teil des Geldes – 344 Millionen Euro und damit zwölf Prozent mehr als 2014 - reicht er als Prämien an die nationalen Verbände weiter.
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Rund 32 Millionen Euro erhält der künftige Weltmeister. Der Verlierer des Finals bekommt immerhin noch 24 Millionen Euro. Die gute Nachricht für all jene, die nicht einmal im Traum daran denken, soweit zu kommen: Sieben Millionen gibt es als Startgeld, achteinhalb für das Erreichen des Achtelfinals, zwölf Millionen für jene, die es bis ins Viertelfinale schaffen.
„Wenn wir das Viertelfinale überstehen, dann freut sich der Schatzmeister nicht nur über den sportlichen Erfolg“, gibt Osnabrügge einen Einblick, was herausspringen muss, um kostendeckend zu arbeiten. Die unterlegenen Halbfinalisten erhalten jeweils rund 19 Millionen. Watutinki sei „günstiger als das „Campo Bahia“ in Brasilien 2014, erklärt Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff.
So viel Plus machte der DFB bei den letzten Turnieren
Für gewöhnlich - vor allem in den vergangenen Jahren, in denen sich der Erfolg sehr regelmäßig einstellte - arbeitet die Nationalmannschaft sehr profitabel. Von der WM in Brasilien brachte sie 26 Millionen Euro mit, 22 Millionen standen auf der Kostenseite. Die EM 2016 endete trotz des Halbfinal-Aus sogar mit einem Überschuss von rund fünf Millionen Euro.
Da ruft der Verband in der Gegenwart gern eine Rekordprämie für seine Nationalspieler aus, um einen möglichen Triumph zusätzlich zu vergolden: 350.000 Euro erhält jeder Spieler, wenn am 15. Juli in Moskau die Titelverteidigung gelingen sollte (zum Vergleich: 2014 gab es 300.000 Euro pro Spieler). „In Russland wäre es ein Titel für die Ewigkeit und deshalb eine besondere Prämie wert", begründete DFB-Präsident Reinhard Grindel die erhöhten Zuwendungen für die Profis, die allerdings bei ihren Klubs bisweilen jenen Betrag ebenfalls verdienen – in nur einer Woche. Derartiges raunt man sich über Mesut Özil nach dessen Vertragsverlängerung beim englischen Topklub FC Arsenal zu.