Leverkusen. Sportlich hat Bundestrainer Löw vor der WM noch einige Hausaufgaben. Ein Rückkehrer aber entlockt ihm Lob. Marco Reus macht Hoffnung.
Joachim Löw hat einen strikten Zeitplan. Exakt zweieinhalb Tage bewillige er sich jetzt Verschnaufpause, sagte der Bundestrainer, bevor er am Dienstag um 13 Uhr mit der Sondermaschine LH2018 von Frankfurt aus nach Moskau zur WM abhebt. „Den halben Tag brauche ich dann zur Vorbereitung. Da muss ich noch ein bisschen arbeiten.“
Löw sprach diese Sätze unter dem frischen Eindruck eines knappen 2:1-Sieges gegen Saudi-Arabien in der WM-Generalprobe am Freitag. Dass dieser letzte Test einigermaßen in die Hose ging – die deutsche Nationalelf kassierte gegen den schwachen Weltranglisten-67. Am Ende fast noch den Ausgleich, was dann doch ein bisschen peinlich gewesen wäre – war allerdings nicht der Grund für Löws Hausaufgaben. Der 58-Jährige zeigte sich zwar auch nicht sonderlich angetan von dem, was seine Elf darreichte, „aber das ist nun einmal so, wenn man aus der Vorbereitung kommt“, sagte Löw. Und wie zu Beruhigung der Nation, die nach dem 1:2 gegen Österreich eine Woche zuvor und dem faden Auftritt nun gegen Saudi-Arabien schon ein bisschen nervös wird, sprach Löw: „Ich mache mir keine Sorgen. Wir haben noch eine Woche. Wenn es losgeht, werden wir da sein.“
16 Tage lang hat Löws Elf intensiv geschuftet
Erklärbar ist die vor allem in der zweiten Halbzeit schwache Leistung gegen Saudi-Arabien allemal mit der Trainingssteuerung. 16 Tage lang hat Löws Elf in Südtirol intensiv geschuftet – und das nicht, um am Freitagabend fit zu sein, sondern am Sonntag eine Woche später zum WM-Auftakt gegen Mexiko. Allerdings wartet jenseits dieser erklärbaren Schlaffheit dennoch Arbeit auf das DFB-Team. Vor allem der nach seiner schweren Muskelverletzung genesene Jerome Boateng ist noch nicht in WM-Form. „Er hat im Training schon wieder einen guten Eindruck gemacht“, sagte Löw, war sich aber nicht sicher, ob der Bayern-Verteidiger schon wieder Luft für 90 Minuten hat. Deshalb spielte Boateng nur 45 – und das nicht gut. „Wir werden mit ihm arbeiten und haben ja auch noch im Turnier Zeit“, so Löw.
Neben einem deutlich spritzigeren Boateng braucht die deutsche Elf gegen Mexiko auch mehr Konsequenz in der Offensive und Defensive. „Beim Turnier müssen wir uns straffen. Da können wir eine solche Leistung wie gegen Saudi-Arabien nicht bringen“, kritisierte der eingewechselte Stürmer Mario Gomez und meinte die vielen Räume, die die Saudis in Halbzeit zwei erhielten. Auch Marco Reus war kritisch. „Wir haben sowohl offensiv als auch defensiv nicht unser bestes Spiel gezeigt“, sagte der Dortmunder. Aber er wollte sich damit nicht lange aufhalten: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir eine Turnier-Mannschaft sind, dass wir uns straffen werden und müssen. Mir ist da nicht bange“, sagte Reus.
Löw schwärmt von Reus
Eigentlich kann er das mit der Turniermannschaft ja kaum wissen. Reus verletzte sich stets vor einer WM oder EM. Diesmal ist er auch im letzten Testspiel gesund geblieben, und das ist ein weiterer Grund für Löw, zuversichtlich gen Russland zu blicken: „Marco hat wahnsinnig gute Laufwege gezeigt und so ja auch das 1:0 vorbereitet“, sagte Löw. Diese Direktheit in die Spitze fehlte ohne ihn zuletzt oft und könnte in Russland vor allem dann wertvoll werden, wenn der Gegner tief steht. „Ich bin überzeugt, das Marko wichtige Akzente setzen kann und einen wesentlichen Beitrag dazu leisten wird, dass wir bei der WM weit kommen“, sagte Löw über den 29-Jährigen.
Der Test gegen Saudi-Arabien hatte einige Fragen aufgeworfen, aber auch eine Antwort gegeben: Marco Reus dürfte gegen Mexiko in der Startelf steht.