Essen. An diesem Freitag findet in Leverkusen der letzte WM-Test für die deutsche Nationalelf statt – ohne die angeschlagene Reizfigur. Ein Kommentar.
Mesut Özil hat Rücken, wie wir hier im Ruhrgebiet sagen. Und Knie hat er jetzt auch noch. Es zwickt hier und plagt da. Aber bevor jemand auf den Gedanken hätte kommen können, es seien schwerwiegende Auswirkungen auf den Start des Spielmachers vom FC Arsenal bei der Weltmeisterschaft zu befüchten, gab Oliver Bierhoff Entwarnung. Es sei „nichts Dramatisches“, betonte der Nationalmannschafts-Manager am Donnerstag kurz vor dem Ende des Trainingslagers in Südtirol, es bestehe „keine Gefahr für die WM“.
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Beim letzten Test vor dem Turnier heute Abend gegen Saudi-Arabien wird Mesut Özil jedoch geschont. Ein Einsatz sei nicht ratsam, erklärte Bierhoff, und er meinte natürlich: aus medizinischen Gründen. Aber man darf in der in diesen Tagen höchst sensiblen Personalie Özil auch feststellen, dass dem DFB die leichten Beschwerden des gebürtigen Gelsenkircheners durchaus ein wenig entgegenkommen werden.
Özils Haltung wird seine WM nicht erleichtern
So nämlich kann Özil in Leverkusen nicht schon wieder ausgepfiffen werden, und die anderen Spieler werden bei ihrer sportlichen Arbeit weniger gestört. Denn auch wenn es bei der Nationalmannschaft keiner mehr hören mag: Die Kritik an Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach deren Treffen mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, dem die beiden türkischstämmigen Nationalspieler in London Trikots überreichten, ist nicht verstummt. Das aus DFB-Sicht leidige Thema wirkt nach.
Gündogan bezog in dieser Woche immerhin Stellung. Özil dagegen ließ keine Reporterfragen zu, er schwieg lieber und blieb dem von der Nationalmannschaftsführung organisierten Medientag fern. Diese Haltung wird ihm die WM nicht erleichtern. Mehr denn je gilt der fußballerisch hochbegabte Mesut Özil, dem schon oft eine unzureichende Einstellung im Spiel vorgeworfen wurde, jetzt als Reizfigur. Schwächere Leistungen dürften manchem seiner Kollegen vermutlich eher verziehen werden als ihm.