Dresden. . Nach der 1:2-Pokal-Pleite beim Drittligisten Dynamo Dresden stellt Sportvorstand Christian Hochstätter vom Fußball-Zweitligisten VfL Bochum die Leistung von Schiedsrichter Markus Wingenbach in Frage. Nie zuvor seit seinem Dienstantritt erlebte man Hochstätter derart aufgebracht.

Es ging auf Mitternacht zu in Dresden. Peter Neururer hat seinen ersten Frust ein wenig abgeschüttelt nach diesem aufreibenden, für den VfL Bochum vor allem aber ernüchternden Pokalkampf. Der Trainer des Zweitligisten, der die 1:2-Pleite nach Verlängerung beim Drittligisten als „verdient“ bezeichnet hatte, holte sich das größte Lob ab für einen Bochumer an diesem frostigen Abend. „Das ist Fairness pur“, bedankte sich Dynamos Trainer Stefan Böger artig. Und gab – wen wundert’s – seinem Kollegen Recht.

Neururer hatte zwar auch die strittigen Szenen angesprochen, die der VfL Schiedsrichter Markus Wingenbach anlastete. Vor dem 2:1 von Doppeltorschütze Justin Eilers sah man ein Foul, später ein „klares Handspiel" im Strafraum. Letztlich aber sei Dynamo gegen die zu fehlerhaften, defensiv anfälligen und offensiv abschlussschwachen Bochumer „leidenschaftlicher“ aufgetreten, gestand Neururer. Von einer Eruption war er dabei so weit entfernt wie der VfL vom Pokalfinale – anders als Christian Hochstätter. Nie zuvor seit seinem Dienstantritt im Sommer 2013 hat man den Sportvorstand des Revierklubs derart aufgebracht erlebt.

Hochstätter sieht den VfL "120 Minuten benachteiligt"

„Der Schiedsrichter hat uns 120 Minuten benachteiligt“, schimpfte der Ex-Profi in den Katakomben. „Total überfordert“ sei Wingenbach gewesen, wütete Hochstätter, „er war nicht in der Lage, solch ein Spiel zu leiten.“ Die mangelnde Chancenverwertung seines Teams erwähnte er noch. Doch weder das verpasste 2:0 nach Simon Teroddes Führung, noch der auserkorene Sündenbock mit der Pfeife dürfen als Erklärung reichen für die „sehr bittere Niederlage“, so Terodde. „Im Endeffekt“, gestand der Torjäger, „war das zu wenig von uns.“

Es ging eben auch um viel Geld und Hoffnung für einen mit 7,5 Millionen Euro verschuldeten Klub im Zweitliga-Mittelmaß. Das Achtelfinale und damit mindestens 540 000 Euro hätte nicht alle Sorgen weggewischt, aber die Not ein wenig gelindert – mit der Perspektive auf mehr.

Der Ausbruch von Hochstätter ist da ein Indiz für den hohen Grad der Anspannung, die zurückgekehrt ist nach dem schwungvollen Start. Seit sechs Pflichtspielen hat der VfL nicht mehr gewonnen (drei Remis), ist zu Hause nach der kuriosen Serie von sechs 1:1-Remis noch ohne Erfolg. Am Sonntag kommt Schlusslicht 1860 München zum VfL.

Sestak und Tasaka haben abgebaut

Bochum kann in diesem Schlüsselspiel wohl wieder auf Innenverteidiger Patrick Fabian zählen, der in Dresden ebenso vermisst wurde wie seine Defensivkollegen Jan Simunek und Timo Perthel. Dass Stammkräfte ausfallen, mag ein Grund sein für den düsteren Oktober. Dass andere stark abgebaut haben, wie Stanislav Sestak und Yusuke Tasaka, ist ein anderer. „Wir müssen die Mannschaft aufrichten“, sagte Hochstätter noch, bevor er davonrauschte.