Bochum. . Die Bochumer Botschaft ist einer der größten Fanclubs des VfL Bochum. Die Fans verfolgen in der Jägerklause manchmal bei echter Bochumer Bratwurst und Bier die Spiele ihres Lieblingsklubs.

Die Leidenschaft für den VfL Bochum leben seine Fans nicht nur an der Castroper Straße aus. Wenn die Mannschaft von Trainer Peter Neururer am heutigen Montag gegen Dynamo Dresden um wichtige Punkte kämpft, dann drücken den elf Blau-Weißen auf dem grünen Rasen besonders viele Berliner, oder besser Exil-Bochumer beide Daumen. Als einer der größten Fanclubs außerhalb des Ruhrgebiets treffen sie sich zu jedem Spieltag: die Anhänger der Bochumer Botschaft in Friedrichshain.

35 Mitglieder zählt der außergewöhnliche Fanclub zurzeit, der auf seinem Banner sowohl Förder- als auch Fernsehturm verewigt hat. Doch die Vorliebe für den Ruhrgebiets-Fußballverein teilen in der Hauptstadt weit mehr als drei Dutzend Menschen. Für den Mail-Verteiler haben sich fast 100 Interessierte angemeldet. Feste Strukturen gibt es kaum. Bei den Botschaftern herrscht stattdessen eine ständiges Kommen und Gehen.

Bochumer Botschaft heißt Berlin-Gäste willkommen

Alle mit einem blau-weißen Herzen sind in Friedrichshain stets willkommen: Touristen beim Hauptstadtbesuch, aber auch diejenigen, die es kurzfristig aus beruflichen Gründen nach Berlin verschlagen hat. Die Gruppe, die sich an den Spieltagen trifft, hat einen ähnlichen Charakter wie im Stadion. Vom Krankenpfleger, über den Sozialarbeiter bis zum Lehrer sind viele unterschiedliche Berufsgruppen und soziale Schichten vertreten.

Der aus Wanne-Eickel stammende Michael Schäumer lebt seit seinem Studium in Berlin. Ursprünglich hatte er damals in den 70er Jahren nicht geplant, so lange hier zu bleiben. „Dann habe ich den Rock ‘N Roll gelebt“, sagt er. Inzwischen ist er ein gefragter Kulturmanager, der manchmal in der Heimat weilt, um mit seinem Bruder Bernd in Bochum ins Stadion zu gehen. Auch Helmut Grieger-Schmidt (55) ist schon seit den Anfangstagen dabei. Der Altenpfleger erinnert sich: „Damals hat es mit nur vier Leuten angefangen und sich immer weiter herumgesprochen.“ Über Flyer und persönliche Kontakte vergrößerte sich die VfL-Anhängerschar kontinuierlich.

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Damit sich zwischen Kanzleramt und Brandenburger Tor ein authentisches Bochum-Gefühl einstellt, stellen die Vorstände Jörg Deml (46) und Benjamin Mikfeld (40) abseits des rollenden Leders eine Menge auf die Beine. Das fängt mit der Beschaffung von Dönninghaus-Grillwürsten an und hört mit dem schwierig zu realisierenden Import des Fiege-Bieres auf. Da die Bochumer Brauerei laut Fanclub nicht in die Hauptstadt liefert, wurde einmal kurzerhand ein Wuppertaler Getränkelieferant mit einer Großbestellung beauftragt. In der Zwischenzeit haben die Bochumer jedoch zwei Geschäfte ausfindig gemacht, die den bei den Exilanten heiß begehrten Gerstensaft auf Lager haben.

Unliebsame Erfahrung mit Schalke-Fans

Kontakte zu Fans von anderen Vereinen kommen eher selten vor. Nur eine unliebsame Erfahrung mit Sympathisanten des Gelsenkirchener Fußballklubs ist in unliebsamer Erinnerung geblieben. Im ersten Stammlokal der Bochumer gewannen Schalke-Fans nach einiger Zeit die Oberhand. Fortan wurde in der Kneipe statt VfL nur noch S04 übertragen. „Da habe ich mir geschworen, das passiert uns nie wieder“, sagt Mikfeld.

Launigere Überschneidungen gibt es jedoch manchmal mit den Anhängern von Union Berlin. So ist der Jägerhof ursprünglich eine Kneipe für Freunde des Köpenicker Klubs. Doch man versteht sich, aber neckt sich hin und wieder gerne. So traten die Bochumer einmal zum Currywurst-Duell gegen die Fans von Union an. „Was meinen Sie, wer das gewonnen hat?“, fragt Deml ganz selbstbewusst. Das Stück Bochum macht ihnen so schnell keiner nach.