Bochum.. Bochums Trainer Peter Neururer will die Zukunft des Revierklubs weiter gestalten. Doch noch nicht ist klar, wie diese aussehen wird. Stand jetzt ist der Kader unausgewogen. Während im Sturm und im zentralen Mittelfeld Löcher klaffen, stehen gleich sieben Außenverteidiger unter Vertrag.
„Mein Ziel ist es, mitzuerleben wie das hier ein Fußball-Erlebnispark wird.“ Peter Neururer bekräftigte am Sonntagnachmittag erneut, dass er nach seinem Comeback noch Großes vorhat mit dem VfL Bochum. Wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt, worüber er sich selbst offenbar nicht ganz sicher war am Sonntag. Seine Antworten zum Stand der Dinge in eigener Sache fielen nach der abschließenden 1:2-Niederlage gegen Union Berlin nämlich ungewohnt diplomatisch und floskelhaft aus und begannen alle mit: „Ich gehe davon aus, dass ....“
Wovon der Mann, der nicht nur nach eigener Aussage etwas „Unwahrscheinliches“ mit der Mannschaft („Glücklicherweise ist ihr unsere Lage gar nicht richtig bewusst geworden“) geschafft hat in den letzten Wochen, ausgeht? Davon, dass „in dieser Woche eine Entscheidung fallen wird“, aber auch davon, „dass wir einen harmonischen Einklang finden werden“. Darüber musste der 58-Jährige schließlich selbst lachen, denn so blumig bis wolkig redet er ja üblicherweise nicht daher.
Zukunft von Trainer Peter Neururer und vielen Spielern ungewiss
Es geht also darum, wie es weitergeht mit dem VfL, mit Peter Neururer, mit den Spielern Freier, Fabian, Lumb, Dabrowski, Delura, Toski, Chaftar, Brügmann, Bertram, Gelashvili und so weiter und so fort. Und was ist mit denen, die dazu kommen sollen und müssen?
Verabschiedet wurden Torschütze Kramer, dessen bedingungslose Laufbereitschaft ein letztes Mal beispielhaft war, Rzatkowski, dessen präzise Standards bereits in diesem einen Spiel gegen Union vermisst wurden, Ortega, der zeitlich letzte und damit verhängnisvolle Missgriff kurz vor Saisonbeginn, der in Bochum nie glücklich gewordene Heerwagen, Iashvili, dessen Tempo und Dynamik nicht mehr ausreicht für den Profifußball, und Dedic, in den Augen eines Ex-Trainers eine Art rennende „Ich-AG“.
Dass Neururer, so er denn in Amt und Würden bleibt, mit Freier und Fabian weiterzuarbeiten wünscht, hat er mehr als einmal deutlich gemacht. Dass in diesem Fall die Abwehr keinerlei Auffrischung mehr bedürfe, hat er auch gesagt. Im Gegenteil. Zahlenmäßig passt’s mit vier Innenverteidigern, aber außen tummelt sich zu viel. Freier, Rothenbach und Talent Jan Gyamerah, der nur wegen einer Schambeinentzündung, die absolute Ruhe erfordert, nicht auch bereits sein Zweitliga-Debüt gegeben hat, stehen rechts bereit.
Zurzeit stehen sieben Außenverteidiger beim VfL Bochum unter Vertrag
Und links stößt Fabian Holthaus (18), der die Atmosphäre am Sonntag regelrecht genoss und dessen Vertrag sich mit diesem einen Spiel in einen Profikontrakt verwandelt hat, zu Chaftar, Brügmann und eventuell Lumb. Dem gesundheitlich vorbelasteten aber bislang in Bochum überzeugenden Dänen wird vermutlich ein Einjahres-Vertrag angeboten. Willigt Lumb ein, dann verfügt der VfL - inklusive Freier - über sieben Außenverteidiger. Das ist eindeutig zu viel, daran wird zu arbeiten sein.
Neururer hat angekündigt, „grundsätzlich offene Worte“ auch für diejenigen Spieler zu finden, die zwar noch unter Vertrag stehen, mit denen er aber nicht mehr plant. Das dürfte mindestens für den Kolossal-Irrtum Gelashvili, aber auch für Bertram, Brügmann und Chaftar gelten, zudem hat Toski am Sonntag wenig bis nichts dafür getan, ihn über das Vertragsende hinaus einzubeziehen. Eine weitere vom Frankfurter vertane Chance. Und in Sachen Delura, der sich krank abgemeldet hatte, stehen die Zeichen ebenfalls auf Trennung. Bleibt Christoph Dabrowski, in dessen Fall vieles vorstellbar und kombinierbar ist: Er könnte in der U23 spielen und nebenher in der Jugend erste Erfahrungen als Trainer sammeln. Aber auch in diesem Fall ist noch keine Entscheidung getroffen worden.
Klar ist, dass in der Offensive und im defensiven Mittelfeld viel getan werden muss. Goretzka braucht einen, besser zwei verlässliche Partner an seiner Seite, die Mittelfeld-Flügel müssen bestückt werden, im Sturmzentrum zwackt’s nicht weniger als im Vorstand. Es wird Zeit, dass die Kernfragen allmählich beantwortet werden.