Ingolstadt. . Sportvorstand Jens Todt sprach von einem „ganz bitteren Tag“ für den VfL Bochum. Vorausgegangen war eine 1:2-Niederlage in Ingolstadt, die man sich nie und nimmer hätte leisten dürfen.

Das Wort „gut“ nahm keiner in den Mund. Von einer „brauchbaren“ Leistung sprach Trainer Karsten Neitzel, Christoph Kramer nannte sie „vernünftig“ und Andreas Luthe „ordentlich“. Vor allem aber waren sie alle frustriert, enttäuscht, verärgert, sauer. Dieses Spiel, so der Tenor der Bochumer, hätten wir nie und nimmer verlieren dürfen. Jens Todt, der Sportvorstand, sagte: „Das ist ein ganz bitterer Tag für uns.“ Zumal Christoph Kramer noch die fünfte Gelbe Karte erhielt und am Samstag gegen Braunschweig ausfällt.

Die „Schuld“ an der Niederlage aber durfte der VfL bei sich selbst suchen. Bei beiden Gegentoren hatten zu viele Bochumer zu lange geguckt und gestaunt, und vorne traf der VfL schlichtweg das Tor nicht. Wieder einmal. Da nutzt eine fußballerische Überlegenheit letztlich nichts - und deshalb ist man vom Relegationsplatz nur zwei Punkte entfernt.

„Das ist ein ganz bitterer Tag für uns“

Dabei begann der Tag in Ingolstadt ganz gut für den VfL. Neitzel setzte wie erwartet auf die gleiche Startelf wie in Kaiserslautern, Zlatko Dedic blieb zunächst auf der Bank. Der VfL übernahm von Beginn an die Initiative gegen tief stehende Gastgeber, war sichtlich bemüht, etwas zu tun Richtung gegnerischem Gehäuse. Mehr Ballbesitz aber bedeutet noch lange nicht mehr Torgefahr. Die strahlte der VfL nur minimal aus in der ersten Halbzeit, spätestens am Strafraum zauderten der schwache Toski, der erst in der zweiten Halbzeit aufblühende Goretzka, der mitunter fahrige Lumb und Kollegen. Und in den seltenen Fällen, in denen sich mal Platz bot gegen die kompakten Gastgeber, fehlten Zug und Mut.

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Lediglich der gute Marc Rzatkowski, der mit einem Distanzschuss die einzige echte VfL-Chance hatte (16.), konnte hier und da Impulse setzen. Immerhin: Die 540 km weit gereisten rund 500 VfL-Fans durften die Sonne genießen im fast frühlingshaften Ingolstadt. Noch.

Fast wäre ihnen allerdings dieser Spaß frühzeitig verhagelt worden: Ingolstadt, von Bochums gut sortierter Defensive um Marcel Maltritz ansonsten abgemeldet, kam nach einer von Kevin Scheidhauer unfreiwillig verlängerten Ecke zu einer von zwei Topchancen. Christian Eigler schoss aus vier Metern drüber (12.). Und Sekunden vor der Pause rettete Torwart Andreas Luthe an seinem 26. Geburtstag mit einer Glanzparade gegen einen Kopfball von Caiuby.

Nur zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt

Nach dem Wechsel wurde die Partie munter, weil auch Ingolstadt sich etwas öffnete, Goretzka häufiger seinen Turbo anschmiss – und Tore fielen. Tasakas Außenrist-Schuss ging noch knapp daneben, als auf einmal Ingolstadt die Führung gelang. Niemand griff Marvin Matip an, der eine gefühlte Ewigkeit über das halbe Feld rannte und dann Pascal Groß bediente. Jonas Acquistapace ließ dem 21-Jährigen zu viel Platz und Zeit, Groß vollstreckte souverän. Acquistapace war zur Pause für Holmar Eyjolfsson gekommen, der sich bei einem Zusammenprall eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.

Doch Bochum schlug zurück: Freistoß-Flanke Rzatkowski, Kopfball Goretzka – das verdiente 1:1. Um das VfL-Juwel hatte es am Morgen, mal wieder, Wechselgerüchte gegeben, angeblich sollte Manchester United ein Angebot abgegeben haben – das entpuppte sich als ein neues „Twitter“-Märchen. „Es liegt nichts vor“, sagte Sportsvorstand Jens Todt dazu.

Doch als der VfL in der nun temporeichen Partie erneut Oberwasser bekam, schlug Bochum-Schreck Caiuby zu, der schon in den beiden letzten Spielen gegen den VfL entscheidend getroffen hatte. Keiner griff ihn beherzt an am Sechzehner, sein harmloses Schüsschen wurde von Maltritz unglücklich abgefälscht, so dass der Ball im linken Eck landete. 2:1 FCI. „Wahnsinn“, stöhnte später Jens Todt.

Bochum stand im Regen

Bochum wollte, zog mit Dedic für Toski und später noch Iashvili für Rothenbach in den letzten Minuten ein Powerplay auf wie im Eishockey. Aber Scheidhauer vergab auch seine Topchancen Nummer zwei und drei (80./87.), Kramer scheiterte an Torwart Öczan (86.).

Als Schiedsrichter Bandurski abpfiff, schien auch in Ingolstadt längst nicht mehr die Sonne: Bochum stand im Regen.