Bochum. Daniel Engelbrecht stürmt jetzt für die Stuttgarter Kickers in der 3. Liga - und Karsten Neitzel, Trainer des VfL Bochum, lässt noch offen, wer gegen Aalen im Tor stehen wird: Andreas Luthe oder Michael Esser.

Der erste Wechsel im neuen Jahr ist perfekt: Stürmer Daniel Engelbrecht flog bereits am Donnerstag mit Drittligist Stuttgarter Kickers und deren neuem Trainer Gerd Dais ins Trainingslager in die Türkei. Der 22-Jährige, der vor dieser Saison von Alemannia Aachen II zum VfL II kam, wird bis zum Saisonende ausgeliehen und soll dann einen neuen Anlauf in Bochum nehmen, wo er einen Kontrakt bis 2014 hat. Möglichst mit viel Spielpraxis und Selbstvertrauen im Gepäck.

Denn der ehrgeizige Stürmer hatte oft bei den Profis trainiert, kam aber nur in zwei Pflichtspielen zum Einsatz: Nach dem 1:6 in Aue und dem Trainerwechsel brachte ihn Karsten Neitzel beim 3:1-Pokalsieg in Havelse und beim 2:2 gegen Cottbus. In der zweiten Mannschaft dagegen war er eine feste Größe, in 18 Partien traf er neun Mal.

Doch nicht nur wegen Aydins Rückkehr trauten ihm die Verantwortlichen des VfL den großen Sprung in dieser Saison noch nicht zu: „Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei den Profis viele Spiele machen wird, haben wir als nicht so hoch eingeschätzt“, erklärte Sportvorstand Jens Todt. In der 3. Liga könne er, wie vor einem Jahr Marc Rzatkowski bei Bielefeld, wertvolle Erfahrungen sammeln.

Dass Engelbrechts Abgang für die Reserve, die im Abstiegskampf ist, eine Schwächung ist, sei da zweitrangig, zumal er „vom Klassenerhalt der zweiten Mannschaft überzeugt“ sei, so Todt: „Für den Spieler und seine Entwicklung ist dieser Schritt besser. Das ist ein Bekenntnis zu unserer Talentförderung.“

Auch der Hallesche FC war dran an Engelbrecht

Auch der Hallesche FC, als 16. einen Platz vor den Kickers in der 3. Liga, hatte ein Auge auf Engelbrecht geworfen - und eines auf Kevin Scheidhauer. Der 20-Jährige aber ist ein, zwei Schritte weiter und soll definitiv bleiben. Was für manch andere nicht gilt. Bei Sören Bertram oder Holmar Eyjolfsson zum Beispiel sind Leihgeschäfte denkbar - bis Ende Januar ist noch viel Zeit. Zur Erinnerung: Im Vorjahr verließen in Chong Tese und Matthias Ostrzolek zwei Stammkräfte den Klub kurz vor Ablauf der Transferperiode.

„Grundsätzlich“, sagt Trainer Karsten Neitzel daher beim „Blick“ auf seinen eigenen imaginären Wunschzettel für Verstärkungen auch nur vorsichtig, „planen wir mit dem Kader, den wir jetzt haben.“ Und der soll und könne, wie Todt es ausdrückt, möglichst schnell für „Planungssicherheit“ sorgen, also den Klassenerhalt sichern.

Dabei verlief der Jahresauftakt auf dem Trainingsplatz rein quantitativ trotz der Comebacks von Slawo Freier, Faton Toski und Andreas Luthe nicht so rund wie erhofft bei gleich acht Ausfällen (s. Text unten). Was einem Trainer wie Karsten Neitzel, der Konkurrenzkampf vielleicht noch mehr schätzt als ohnehin üblich, nicht passen kann.

Luthe für den VfL mehr als nur ein Torwart

Als ein Beispiel darf die Torwartfrage dienen, die Neitzel gestern nicht eindeutig beantwortete. Noch nicht: „Wer gegen Aalen im Tor stehen wird, wird sich im Laufe der Vorbereitung relativ schnell zeigen“, sagte er zur „Nummer-Eins-Frage“. Bei normalem Verlauf dürfte Andreas Luthe, der nach seiner Meniskus-Verletzung erst jetzt wieder voll belastbar ist, in den Kasten zurückkehren. Luthe hat seine Klasse vor allem in den beiden vergangenen Spielzeiten über Monate bewiesen - und ist mehr als „nur“ ein Torwart für diese Mannschaft: ein Rückhalt als Führungsspieler und Kapitän. Auch und gerade deshalb hat man seinen Vertrag ja erst im November bis 2016 verlängert.

Michael Esser, wie Luthe 25 Jahre, hat aber aufgeholt bei seinen drei Zu-Null-Siegen, auch wenn diese viel mit der besseren Defensivarbeit zu tun hatten. „Er hat gehalten, was zu halten war und noch zwei, drei Bälle mehr, mit denen er uns gegen Paderborn und 1860 im Spiel gehalten hat“, lobte Neitzel. Die „wichtigste“ Erkenntnis war die: „Bruno hat gezeigt, dass man sich zu 100 Prozent auf ihn verlassen kann.“

ACHT AUSFÄLLE BEIM AUFTAKT

Acht Spieler konnten gestern nicht oder nur individuell trainieren: Neben den noch länger verletzten Dabrowski und Fabian fehlten auch Jonas Acquistapace und Mirkan Aydin (beide grippaler Infekt). Leon Goretzka hat noch Probleme mit dem geschwollenen Zeh vom Pokalspiel, er soll in zwei, drei Tagen wieder voll belastbar sein. Spätestens im Trainingslager (11. - 18.) ins Teamstraining einsteigen sollen Yusuke Tasaka, Nika Gelashvili und Michael Delura.