Bochum. Er war im Aufwind, nun muss er sich nach erfolgreicher Operation am Samstag erst einmal wieder rankämpfen: Christoph Dabrowski verletzte sich beim Skifahren, erst Ende Februar/Anfang März ist er wohl wieder eine Option für einen Ligaeinsatz beim VfL Bochum.

Mit einem „positiven Gefühl“ war er in die Winterpause gegangen. Für Christoph Dabrowski lief es endlich wieder gut beim VfL Bochum, aber auch gemeinsam, so der 34-Jährige, konnte man nach allerlei Schwierigkeiten „wieder in die richtige Richtung blicken“.

Was der Mittelfeld-Spieler vor ein paar Tagen, kurz nach dem Pokalerfolg gegen den TSV 1860 München, noch nicht wusste: Wenn der Ball Anfang 2013 wieder ins Rollen kommen wird, kann er nicht anknüpfen an das kurze persönliche und kollektive Hoch. Dabrowskis Familienurlaub in Österreich endete, wie berichtet, mit einem Schlüsselbeinbruch, zugezogen bei einem unglücklichen Sturz beim Skifahren. Die OP am Samstag verlief gut, doch erst Ende Februar, Anfang März darf VfL-Trainer Karsten Neitzel wieder ernsthaft mit ihm rechnen für einen Ligaeinsatz.

Das ist schlecht für den „Langen“ und schlecht für den VfL, der sich ohne Spieler wie Dabrowski und Marcel Maltritz wohl schon eher mit einem Platz im Unterhaus des deutschen Fußballs hätte vertraut machen müssen. Spieler, die sich bewusst und langfristig für einen Standort entscheiden und damit eine wichtige Rolle im hierarchischen Gefüge einer sich ansonsten permanent verändernden Großgruppe einnehmen. „Die wahren Führungsspieler“, sagte Dabrowski kürzlich, „sind die, die in der Kabine die Richtung vorgeben – mit ihrem Verhalten“. Und: „Was letztlich bleibt, ist dein Charakter, das ist für mich viel entscheidender als alles andere.“

Stets gesetzt - bis zur laufenden Saison

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Das dürften auch die Trainer so gesehen haben, die Dabrowski in seiner Bochumer Zeit kennen gelernt haben. Bis zur laufenden Saison war der Mittelfeld-Spieler, aus Hannover zum VfL gekommen, stets gesetzt, niemand mochte länger als nötig auf ihn verzichten, in keiner seiner sechs vorausgegangenen Spielzeiten hat er in weniger als 28 Ligaspielen auf dem Rasen gestanden. Und Dabrowski selbst? „Der Verein war zufrieden mit mir, ich mit ihm. Alles in allem war das eine runde Sache und genau die richtige Entscheidung, mit der Familie sieben Jahre an einem Ort zu bleiben.“

Dass er in der ersten Hälfte dieser Saison diesen Status der Unentbehrlichkeit verloren hatte und seine Dienste erst wieder gefragt waren, als es eng und enger wurde, hat ihn irritiert, aber nicht aus der Bahn geworfen. „Das Entscheidende ist, dass man an seine Qualitäten glaubt – als Spieler und als Mensch. Und es ist ja auch schön zu sehen, dass man einer Mannschaft noch weiterhelfen kann“, sagt Dabrowski, der seine Karriere auch als Lernprozess begreift und längst nicht mehr die Nabelschau betreibt, die jungen Spielern häufig die Sicht aufs Große und Ganze verstellt. „Marcel Koller hat mich mal gekitzelt und zwei Spiele raus genommen. Da habe ich die Ellenbogen ausgefahren“, erinnert sich Dabrowski gut an die Zeit, in der auch bei ihm das Ego im Vordergrund stand.

Kein ganz großes Konkurrenzdenken mehr

Mittlerweile sei das „ganz große Konkurrenzdenken nicht mehr da“, sagt er, auch wenn der Ehrgeiz ungebrochen sei. Aber, so Dabrowski, „mir ist es lieber, von Anfang an Gas zu geben und dann kommt eben zur Not einer nach 60 oder 70 Minuten für mich rein, als zu taktieren“. Er sei ja nun in seinem Alter „nicht so vermessen, 34 Spiele machen zu müssen“. Letztlich gehe es vor allem darum, „respektvoll miteinander umzugehen“.

Diese Denkweise wird er mitnehmen in die Karriere nach der Karriere. Zwar definiert sich Dabrowski auch in der nahen Zukunft in erster Linie als Spieler („Du kommst zu dem Schluss, dass du weitermachen musst, weil du fit bist“), doch er sucht schon einen Weg, „wie man strategisch den Übergang findet zur Vereinsarbeit“. Im kommenden Sommer macht er seinen A-Schein als Trainer, auch ist geplant, dass „wir unseren Lebensmittelpunkt in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterhin hier im Ruhrgebiet haben werden“, sagt er. Alles Weitere werde sich finden. Dass die Gespräche mit dem VfL zum Thema „Übergang“ vor dem Beginn dieser Saison nicht zu einer Lösung geführt haben, deutet indes auf eine endgültige Trennung hin.

Optimistischer Abschied in den Urlaub

In dem Fall wird „Dabro“ seine Erfahrungen andernorts weitergeben. „Meistens entwickelst du dich weiter, weil du Fehler gemacht hast“, sagt er und hält eine „sehr hohe soziale Kompetenz“ für einen „wesentlichen Faktor“ nicht nur in der Beurteilung eines Trainers.

In die Zukunft gerichtete Gedanken eines gereiften Spielers, der in den kommenden Monaten all‘ seinen Ehrgeiz darauf richten wollte, den VfL in sicheres Fahrwasser zu manövrieren. „Dieses Jahr würde ich nicht noch einmal brauchen“, sagte Dabrowski vier Tage vor Weihnachten und verabschiedete sich optimistisch in den Urlaub.