Heidenheim. Die Erleichterung war greifbar beim VfL Bochum nach dem 2:0-Arbeitssieg in Heidenheim. Für das Selbstbewusstsein, für die Entwicklung der verjüngten Mannschaft könnte der Erfolg mehr wert sein als nur das Erreichen der 2. Runde.

Klatschnass war das weiße Hemd von Jens Todt. Andreas Luthe triefte nur so. Andreas Bergmann wischte sich immer wieder die Tropfen von der Stirn. Aber es wäre dem Kapitän, dem Sportvorstand, dem Trainer wohl egal gewesen, wenn sie den Schweiß selbst vom Boden der Voith-Arena hätten wischen müssen nach diesen heißen 90 Minuten in Heidenheim.

So sieht Erleichterung aus.

„Dieser Sieg war brutal wichtig für die Mannschaft“, sagte Luthe und strahlte wie einer, der bei gefühlten 40 Grad als einziger der 7500 Zuschauer einen Schattenplatz ergattern konnte (praktisch das Gegenteil war übrigens der Fall). „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben“, sagte Bergmann und wirkte dabei überaus aufgeräumt. „Es war der erwartete Pokalfight. Auch wenn wir phasenweise zu viel zugelassen haben, war das ein Spiel, das uns richtig weiterbringt“, sagte Todt und wollte selbst vom lieben Geld in diesen Minuten des Glücks nichts wissen. Was sich mit etwas Abstand sicherlich geändert hat, denn die 2. Pokalrunde bringt dem verschuldeten Verein garantierte rund 250 000 Euro plus Zuschauereinnahmen. Und die Chance auf mehr, viel mehr.

Zweimal vollendete Dedic

Dank eines 2:0-Arbeitssieges, der „kein Glanzstück“ war, wie Christoph Kramer treffend meinte. Nur dreimal schaffte es der VfL, sich spielerisch in Szene zu setzen beim Drittliga-Fünften, der zuletzt im Oktober ein Heimspiel verloren hatte. Zweimal vollendete der ansonsten zappelige Zlatko Dedic die schnellen Ballstafetten über Kramer und Iashvili (1:0/6.) sowie Kramer, Tasaka, Rzatkowski, Iashvili und Rothenbach (2:0/41.). Einmal scheiterte der beste Bochumer, Alexander Iashvili, nach einem Konter und Pass von Leon Goretzka (79.).

Heidenheim drückte vor allem in der zweiten Halbzeit, als der VfL bedenklich schwamm und gar nicht mehr heraus kam aus der eigenen Hälfte. Luthe, der mehrmals in höchster Not klärende Florian Brügmann, Glück und Heidenheimer Unvermögen verhinderten den Anschluss. 12:1 Ecken lautete eine Bilanz am Ende - und in diesem Fall sagte sie viel aus über die Spielanteile. „Wenn wir in dieser Drangsituation ein Tor kassieren, wird es richtig schwer“, räumte auch Bergmann hinterher ein.

Kollektives Aufatmen beim VfL

Aber so ist das im Fußball: Heidenheim traf nicht, und deshalb spürte man förmlich das kollektive Aufatmen beim VfL, der nach dem 0:4 in Paderborn dieses Erfolgserlebnis dringend benötigte. Denn für die Zukunft, für den Lernprozess der verjüngten Mannschaft könnte das 2:0 mehr wert sein als „nur“ das Erreichen der 2. Runde. „Die Jungs haben sich gewehrt und sind dafür belohnt worden“, lobte Todt und zog aus dem Aha-Effekt viel Hoffnung: „Wir brauchen diese Spiele. Wenn man da durchkommt, kriegt man auch den Glauben wieder, dass es geht, dass vieles möglich ist.“

Todt hatte dabei vor allem die noch unerfahrenen Profis im Blick. Wie den Japaner Yusuke Tasaka, der offensiv kaum in Erscheinung trat, aber immerhin nicht unterging in der Zweikampfhärte des Pokals. Oder Marc Rzatkowski, dem Bergmann erstmals von Beginn an das Vertrauen schenkte als offensiv Zentraler in einer Mittelfeld-Raute - Christoph Dabrowski blieb auf der Bank. Das war mehr als nur ein deutlicher Fingerzeig Richtung weiterer Verjüngung, Richtung Umbau, verbunden mit der Hoffnung auf spielerisch bessere Zeiten. „Ratsche sollte mehr spielerische Elemente reinbringen, das hat er gut gemacht“, erklärte der Trainer, der auch Leon Goretzka lobte.

Keine offensiven Akzente von Goretzka

Einer, der zweifellos noch viel lernen muss mit seinen 17 Jahren. Goretzka brachte nach vorne fast nichts zustande, aber mit dem ja ebenfalls jungen Profi-Debütanten Brügmann auf der linken Seite sollte er vor allem Heidenheims ausgebufften, extrem offensiven Außenverteidiger Malura bremsen. Was meist gelang - zu Lasten eigener Akzente allerdings.

Unterm Strich blieb ein effektiver VfL, der einen kleinen Schritt nach vorne machte, der zu einem großen werden könnte. Bergmann drückte dieses Gefühl so aus: „Der Sieg tut uns richtig gut.“

Auslosung der 2. Runde am Samstag

Die 16 Partien der zweiten DFB-Pokalrunde werden am kommenden Samstag, 25. August, ausgelost - ab 20.35 Uhr im Rahmen der Sendung „Sky live“ beim Bezahlsender. Die Spiele finden am Dienstag und Mittwoch, 30./31. Oktober statt.