Bochum. Der VfL Bochum verlor das Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach vor 10.200 Zuschauern mit 1:4. „Vor allem in puncto Fehlerquote und Chancenauswertung“ sah VfL-Sportvorstand Jens Todt den „Klassenunterschied“. Trainer Andreas Bergmann ärgerte sich über „ein blödes Ergebnis“.
Diese Testspiel-Niederlage klingt beim ersten Hören deftig, ist bei genauerem Hinsehen aber um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen. Der VfL Bochum verlor im Testspiel gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach im rewirpower-Stadion vor 10.200 Zuschauern mit 1:4 (1:3). „Wir hätten mehr Schwung mitnehmen können aus diesem Spiel“ sagte Sportvorstand Jens Todt: „Wir haben noch einen ganz weiten Weg vor uns.“
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Aufgestellt hatte Trainer Andreas Bergmann die Mannschaft im 4-4-2-System mit Christoph Kramer als defensivem Mittelfeldspieler. Der japanische Neuzugang Yusuke Tasaka hatte ebenfalls in der Startelf gestanden, war in der Mitte aber unauffällig. „Ihm fehlt im Zentrum noch die Bindung zu den Mitspielern", sagte Trainer Andreas Bergmann. Neben Tasaka („Ich freue mich über mein Heimdebüt“) spielten zu Beginn Christoph Dabrowski (links) und der 17-jährige Leon Goretzka. Vorne spielten, wie erwartet, Alexander Iashvili und Zlatko Dedic. Die Abwehrreihe bildeten von rechts Carsten Rothenbach, Marcel Maltritz, Lukas Sinkiewicz und Florian Brügmann.
Gladbacher hatten die schwereren Beine
Vor allem in der ersten Halbzeit riss die Testspiel-Partie niemandem vom Hocker. Beide Teams kamen am Vortag aus ihren Trainingslagern am Tegernsee (Mönchengladbach) und aus Barsinghausen (VfL). Die deutlich schwereren Beine hatte zwar die Borussia, doch die Bochumer zeigten dennoch zu wenig. „Wir haben immer noch einen schweren Rucksack auf“, sagte Sportvorstand Jens Todt nach der Partie: „Den müssen wir ablegen. Bisher haben wir unsere guten Trainingsleistungen noch nicht auf den Platz gebracht.“ Insgesamt aber, betonten Spieler und Verantwortliche, habe man „schon gute Ansätze“ gesehen.
Während sich die Mönchengladbacher darauf beschränkten, ihre enorme Ballsicherheit in Viererkette und Mittelfeld unter Beweis zu stellen, stellten die Bochumer die Räume zwar gut zu und zeigten eine ansprechende Laufarbeit, bekamen in der Offensive aber nur wenig auf die Reihe. Für lichte Momente sorgten einzig Kramer oder das Sturm-Duo Iashvili/Dedic. Wer weiß, was die beiden zeigen könnten, wenn sie ein eingespieltes Mittelfeld in ihrem Rücken hätten?
VfL-Torwart Luthe unterliefen Patzer
Der erste geordnete, ernsthafte Vorstoß der Gladbacher nach sieben Minuten führte gleich zum 0:1: Tolga Cigerci schickte seinen Kapitän Filip Daems auf der linken Seite auf die Reise. Der passte in die Mitte, wo Marcel Maltritz Juan Arango nicht am Abschluss aus elf Metern hindern konnte. Sein Flachschuss war beileibe nicht unhaltbar: VfL-Keeper Andreas Luthe trifft hier eine Teilschuld. Kleine Randnotiz: Es ist nicht das erste Mal, dass der VfL in dieser Vorbereitung ein frühes Gegentor kassiert. Bergmann: „Ärgerlich“.
Acht Minuten später allerdings kam der VfL zum Ausgleich. Der fleißige Iashvili hatte auf der rechten Seite einen Freistoß herausgeholt, ihn selber ausgeführt - und Innenverteidiger Lukas Sinkiewicz nickte aus wenigen Metern ein. Iashvili war es auch, der die nächste Torchance vorbereitete: Offensiv-Kollege Dedic konnte den strammen Pass des Georgiers aber nicht verwerten, scheiterte aber mit seinem Flachschuss an Gladbachs Schlussmann Marc André ter Stegen (24.).
Die letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs sorgten für die Gegentore zum 1:3-Rückstand - und bei beiden Treffern hieß der Torschütze: Juan Arango. Erst nutzte er einen Patzer von Luthe, der einen langen Pass an der Strafraumgrenze abfangen wollte, sich allerdings verschätzte. Arango musste nur noch einschieben. Beim 1:3 versenkte Arango einen 22-Meter-Freistoß in die Torwartecke. Auch dieses Gegentor hatte das Prädikat „haltbar“.
Und, erneut, auch das eine Parallele zu einigen Testspielen im Vorfeld: Es krankt an der Effektivität. Gladbach nutzte alle seine Chancen - und wer weiß, mit welchem Mut der VfL gespielt hätte, wenn Dedic zum 2:1 genetzt hätte? „Das ist eben der Klassenunterschied“, konstatierte Sportvorstand Jens Todt: „Vor allem in puncto Fehlerquote und Chancenauswertung.“
Borussen nach der Pause spritziger
Zur Pause wechselte Andreas Bergmann dreimal: Für Maltritz rückte der Isländer Holmar Örn Eyjolfsson in die Innenverteidigung, Slawo Freier ersetzte Kramer und Kevin Scheidhauer kam für Iashvili ins Spiel. In der zweiten Hälfte taten beide Mannschaften mehr fürs Spiel. Der VfL belohnte sich für sein Pressing, in dem er endlich mehr Ballgewinne verzeichnete. „Danach müssen wir aber deutlich ruhiger spielen“, so Andreas Bergmann. Die Borussia, die ja noch drei Wochen Zeit hat bis zum Bundesliga-Saisonstart, setzte offensiv nun mehr Akzente, wirkte spritziger. Immerhin: Der VfL hatte zwei Torchancen, versteckte sich nicht. Dedic setzte einen klasse gespielten Konter über Leon Goretzka und Kevin Scheidhauer aus 16 Metern an den Pfosten (63.). Dabrowski köpfte vier Minuten später nach einem Freistoß von Tasaka hauchdünn über das Tor. Der Japaner war in der zweiten Halbzeit deutlich präsenter auf der linken Seite, seine Ideen wurden aber nur dürftig umgesetzt.
Obwohl der VfL am Anschlusstor schnupperte, trafen erneut die Borussen. Eine Minute nach Dabrowskis Kopfball verlor Lukas Sinkiewicz sein Zweikampfduell gegen den Neu-Gladbacher Peniel Mlapa (der sich kurz danach schwerer am Sprunggelenk verletzte) im Fünfmeter-Raum - 4:1 (67.). Anschließend dümpelte die Partie wieder vor sich her. Bergmann wechselte im Verlauf der zweiten Hälfte noch fünfmal, brachte mit Sören Bertram, Marc Rzatkowski und Selim Gündüz viel junges Blut. Diese Garde, vor allem Gündüz, holte dank ihres couragierten, frechen Auftretens noch einige Standardsituationen heraus, aus denen der VfL aber kein Kapital schlug. „Gegen manche groben Fehler kannst du einfach nicht antrainieren“ lautete das Fazit von Trainer Andreas Bergmann nach dem Spiel: „Es ist ein blödes Ergebnis. Wir müssen weiterhin an der Kompaktheit arbeiten. Wir pressen noch nicht ganz synchron, einige Spieler sind unsicher.“ Während das Spiel gegen den Ball gut war, „müssen wir uns mit Ball einfach mehr einfallen lassen“, so sein Fazit. Das erkannte auch Lukas Sinkiewicz, der Torschütze: Die Partie gegen Dresden, sagte er, werde „ein ganz anderes Spiel. Da müssen wir viel mehr machen.“
So ist es.
Gladbach siegt in Bochum
VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 1:4 (1:3)
VfL: Luthe - Rothenbach (79. Gündüz), Sinkiewicz, Maltritz (46. Eyjolfsson), Brügmann (79. Chaftar) - Kramer (46. Freier) - Dabrowski, Tasaka (69. Bertram), Goretzka (74. Rzatkowski) - Dedic (77. Gelashvili), Iashvili (46. Scheidhauer).
Gladbach: ter Stegen - Zimmermann (71. Korb), Stranzl, Jantschke, Daems (81. Bieler) - Nordtveit (62. Mlapa/72. Younes), Cigerci (77. Marx) - Rupp (71. Ring), Xhaka (77. Wendt), Arango (71. Hrgota) - de Camargo (62. de Jong).
Tore: 0:1 Arango (7.), 1:1 Sinkiewicz (15.), 1:2 Arango (24.), 1:3 Arango (43.), 1:4 Mlapa (67.).