Bochum. Hermann Gerland hatte bestimmt seine helle Freude – in doppelter Hinsicht. Das Bochumer Urgestein sitzt neben Bayern-Trainer Jupp Heynckes auf der Bank des deutschen Rekordmeisters und konnte sich über den Last-Minute-Sieg der Münchner durch Arjen Robben freuen.

Auf der anderen Seite war der gebürtige Bochumer, der von 1972 bis 1984 an der Castroper Straße spielte und einer der „Unabsteigbaren“ war, vielleicht auch ein kleines bisschen stolz auf diesen VfL, der den Herbstmeister der Bundesliga mit einer couragierten und kämpferischen Leistung fast in die Verlängerung gezwungen hätte.

Schon nach 22 Sekunden grätschte VfL-Kapitän Christoph Dabrowski nach einem langen Sprint fünf Meter über den Rasen. Ein Signal und Sinnbild für die 90 Minuten des VfL.

Der Zweitligist war von der ersten Minute willig, jeden Zentimeter des ehemaligen Ruhrstadions umzugraben und aus einer kontrollierten Defensive immer wieder mutige, sowie gefährliche Nadelstiche zu setzten. Nach 90 Minuten waren die hellblauen Trikots nassgeschwitzt, die weißen Hosen dreckig grün vom Spielwiesen. Der VfL ackerte, wie in alten Zeiten.

Gerland-Zeiten

Der Abend hatte ein bisschen was von den alten Gerland-Zeiten, als an der Castroper Straße noch Fußball hart malocht wurde. „Ihr habt gekämpft, wir hamm’s gesehen“, skandierten die Bochum-Fans, die trotz der unglücklichen Niederlage stolz auf ihre Mannschaft waren.

Ebenso wie VfL-Sportvorstand Jens Todt. „Ich bin verdammt stolz auf unsere Truppe“, erzählte Todt begeistert über den „total couragierten Auftritt gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner.“ Ein Klassenunterschied, wie sie ihn viele vor der Partie erwartet haben, war nicht sichtbar. Zu konzentriert waren die Bochumer, zu kämpferisch war der Auftritt gegen den 15-maligen Pokalsieger aus München.

Heynckes lobt Bochumer

„Kompliment an die Spieler von Andreas Bergmann“, sagte Bayern-Coach Jupp Heynckes nach dem Spiel. „Aus meiner Sicht waren sie hervorragend eingestellt und haben hervorragend aus der Defensive gespielt“, befand der glückliche Sieger.

Ein Kompliment, von dem sich die Bochumer am Ende nichts kaufen können. „Ich bin schon noch enttäuscht, wenn man kurz vor Schluss so ein Spiel verliert“, gab VfL-Coach Bergmann zu, „Insgesamt hatten wir ein tolles Erlebnis, ein tolles Spiel und gehen erhobenen Hauptes in die Winterpause.“

Er wolle die Partie jetzt „ein bisschen sacken lassen, dann kommt auch der stolz auf meine Mannschaft“, so Bochums Bergmann. Vielleicht wurde der VfL-Trainer ja von „Tiger“ Hermann Gerland getröstet. Der machte sich nach dem Spiel auf in die Bochumer Kabine und tauchte lange, langen nicht wieder am Bayern-Bus auf.