Bochum. .
Ohne Slawo Freier, der mit einem Bänderriss sechs Wochen aussetzen muss, geht der VfL Bochum in die sportlich wie finanziell wichtige „Woche der Ex-Trainer“: Am Dienstag im Pokal bei Herrlichs Unterhaching, am Freitag gegen Funkels Aachen.
Nach dem 0:0 gegen den Karlsruher SC hat der VfL Bochum nicht nur zwei Punkte verschenkt, sondern auch Slawo Freier verloren. Nach dem Foul von Delron Buckley fällt der Ex-Nationalspieler mit einem Bänderriss am rechten Sprunggelenk aus.
„Das ist bitter“, sagte Trainer Andreas Bergmann kurz nach dem Abpfiff, und wenige Stunden später hatte er die Bestätigung: Slawo Freier zog sich in Karlsruhe nach dem Foul von Delron Buckley einen Bänderriss am rechten Sprunggelenk zu. Der 32-Jährige fällt vier bis sechs Wochen aus - sein Comeback steigt wohl erst 2012.
Es ist Freiers dritter längerer Ausfall in elf Monaten: Schon vor dem vergangenen Weihnachtsfest fehlte der Flügelspieler wochenlang. Gerade genesen, zog er sich Mitte Januar einen Innenbandriss im Knie zu - vier Monate Pause. Obwohl Freier seine besten Jahre längst hinter sich hat, kämpfte er sich stets schnell zurück in die Stammelf. Was auch etwas über die Qualität der Alternativen aussagt.
Freier muss passen
Freier muss zunächst in Unterhaching passen, in der 2. Runde des DFB-Pokals am Dienstag (19 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Da auch Mimoun Azaouagh (Kniereizung), wie fast immer seit Mitte April, nicht erste Wahl sein kann, fehlt Bergmann seine so ersehnte Flügelzange - gegen den von Ex-VfL-Coach Heiko Herrlich trainierten Drittligisten und wohl auch am Freitag gegen Aachen. Das Team von Friedhelm Funkel, der die Alemannia fünf Tage nach seinem Abschied aus Bochum übernommen hatte, feierte gestern gegen Ingolstadt seinen ersten Saisonsieg - und könnte mit einem Erfolg in Bochum auch am VfL vorbeiziehen.
Die „Woche der Ex-Trainer“ ist also sportlich und wirtschaftlich von immenser Bedeutung. Sichere 530000 Euro aus dem „Fernsehtopf“ würde der VfL für die dritte Pokal-Runde kassieren, Geld, das in die Finanzplanung (Schuldenstand nach dieser Saison: ca. 3,5 Mio Euro) nicht eingerechnet ist. Und: Eine Blamage bei den Hachingern, eine Pleite gegen die Aachener würde von der Aufbruchstimmung, die man mit dem Trainerwechsel erzeugen wollte, vorerst nicht viel übrig lassen.
Bitterer Maßstab
Viel Druck für die Profis des VfL, die derzeit keineswegs erkennen lassen, dass sie diesen kühl ablegen können. Es ist ja bezeichnend, dass Bergmann lobenswert fand, dass „alle unzufrieden nach Hause fahren“, wie er nach dem ernüchternden 0:0 beim schwachen KSC sagte. Es ist auch bezeichnend, dass Sportvorstand Jens Todt unwidesprochen hervorheben kann, dass ein „Zu Null“ ebenso „ein Fortschritt“ sei wie der Umstand, dass man sich „vernünftige Torchancen herausgespielt“ habe. Es stimmt ja: Bei der zuvor einzigen Nullnummer, in Rostock, hatte man keinen einzigen Torschuss zustande gebracht. Wie bitter, dass dies als Maßstab herhalten muss...
Man muss es aber auch so sehen: Der VfL hat es zum zweiten Mal in Folge, diesmal gegen den Drittletzten mit der zweitschlechtesten Defensive, nicht geschafft, ein Tor zu erzielen. Dabei ist Bergmann mangelnder Mut zur Offensive keineswegs vorzuwerfen. Daniel Ginczek aber konnte sich nicht durchsetzen, Giovanni Federico agierte zu pomadig, Chong Tese übersah seine Mitspieler, Takashi Inui agierte im Abschluss wie im Abspiel lässig, ballverliebt, inkonsequent.
Spieler durchschleppen
Dabei ist der VfL auf seine potenziell Stärksten, seine Offensiven mehr denn je angewiesen, muss er doch Spieler durchschleppen, die weit weniger Potenzial haben und seit Monaten schwächeln. Linksverteidiger Matthias Ostrzolek bringt nach vorne nichts zustande, Rechtsverteidiger Björn Kopplin kann man in dieser Verfassung eigentlich gar nicht aufstellen. Nur: Mit Freier fällt auch sein erster Ersatz aus. Andreas Johansson, der diese Position gegen Duisburg solide ausfüllte, könnte einspringen - eine Notlösung.
Immerhin: Die Innenverteidiger Marcel Maltritz und, trotz Schwächen in der hektischen Schlussphase, Jonas Acquistapace verdienten sich das Spiel ohne Gegentor ebenso wie Andreas Luthe, der ein 0:1 verhinderte. Der Torwart, selbst auf dem Weg zurück zu alter Stärke, fasste den Zustand des VfL treffend zusammen: „Leider treten wir ein wenig auf der Stelle.“
Unterhaching besser als erwartet
Nach der fünften Niederlage, dem 1:2 bei Arminia Bielefeld (mit VfL-Leihspieler Marc Rzatkowski), rutschte Unterhaching auf Platz elf in der 3. Liga ab. Dennoch steht die auch wegen immenser Finanzprobleme extrem junge Mannschaft von Heiko Herrlich mit fünf Siegen und vier Remis besser da als erwartet.