Bochum. Für das Selbstvertrauen einer Mannschaft, die so schwach wie der VfL Bochum in die Saison gestartet war, ist das 5:3 von Ingolstadt Gold wert. „Mit so einer Moral zu gewinnen wird uns Kraft geben“, sagte Torwart Andreas Luthe.

„Für solche Momente habe ich angefangen Fußball zu spielen.“ Als Andreas Luthe einmal mehr die richtigen Worte gefunden hatte, war Andreas Johansson bereits in der Kabine verschwunden. Das laut herausgebrüllte „Jaaa“ des Schweden aber hing noch in der Luft. Der VfL Bochum hatte Fehler gemacht in Ingolstadt, nicht zu knapp, aber da war eine Mannschaft auf dem Platz, die sich wehrte, die alles versuchte und die sich nicht umblasen ließ. Darauf haben die Fans lange gewartet. Und Sportvorstand Jens Todt sagte: „So ein Spiel haben wir gebraucht.“

Bergmann fand "Gegentore unglaublich"

Man sollte nun nicht glauben, dass sich künftige Erfolge automatisch einstellen werden, so lange man nur mutig den Vorwärtsgang einschaltet. „Wir murmeln uns die Teile ja selber rein“, klagte Andreas Bergmann, der die „Gegentore unglaublich“ fand. Es gibt Mannschaften in dieser Liga, die hätten angesichts eines Zwei-Tore-Vorsprungs zur Halbzeit den Sack zugemacht. Aber für das Selbstwertgefühl eines Teams, das so kläglich in die Saison gestartet ist wie das des VfL, war das 5:3 von Ingolstadt Gold wert. „Mit so einer Moral zu gewinnen wird uns Kraft geben“, sagte Luthe.

Der zurückgekehrte Glauben an die eigenen Qualitäten ist die eine Seite der Medaille, konsequente Arbeit an den unübersehbaren Schwächen die andere. Das gilt auch für Luthe selbst, der auf der Linie immer für einen überragenden Reflex gut ist, aber bereits zum zweiten Mal in kürzester Zeit eine falsche Entscheidung traf und sich so positionierte, dass er von Edson Buddle zu leicht zu überwinden war. Und Björn Kopplin sollte schleunigst verinnerlichen, dass Verteidiger genau das zu tun haben: nämlich zu verteidigen. Einen Mann wie Aushilfs-Innenverteidiger Andreas Johansson, dessen Stärken sicher nicht in seinem Tempo liegen, eine Halbzeit lang praktisch allein zu lassen, rechtfertigt schon einen mittelschweren Wutanfall. Und hätte Bergmann über eine Alternative verfügt, dann wäre Kopplin beim Schlusspfiff sicher nicht mehr auf dem Platz gewesen.

Immerhin, auch Kopplin stabilisierte sich im Verlaufe des Spiels, war in der Defensive präsent und trug damit seinen Teil dazu bei, dass der VfL in die Partie zurück kam. Ebenso wie Giovanni Federico, der zwar weiterhin auf Ablehnung trifft bei den Fans, der aber in seiner Bochumer Zeit noch nie so viele Zweikämpfe bestritten haben dürfte wie am Samstag in Ingolstadt. Federico unterstützte den erneut herausragenden Christoph Kramer nach Kräften und hielt damit der Asien-Connection Takashi Inui und Chong Tese den Rücken frei.

VfL erspielte sich zahlreiche Chancen

Überhaupt, die Offensive. Mit Tese, Inui, Federico und Azaouagh standen vier Spieler in der Startformation, die wissen wo das Tor steht, mit Daniel Ginczek kam ein weiterer dazu. Die Vereinsamung des offensiven Einzelkämpfers, wie auch immer er in der Vergangenheit hieß, hat offenbar ein Ende. Und obwohl Azaouagh noch nicht bei hundert Prozent ist und Inui nicht nur glückliche Momente hatte, erspielte sich der VfL eine Fülle an Tormöglichkeiten.

Knapp zwei Wochen haben die Bochumer nun Zeit, sich auf einen Gegner vorzubereiten, der von einem anderen Kaliber ist als der FC Ingolstadt. Gegen Eintracht Frankfurt wird sich zeigen, wo der VfL zurzeit wirklich steht. Immerhin, man darf sich wieder auf diese Begegnung freuen."