Bochum.

VfL-Sportvorstand Jens Todt und Bochums Trainerkandidat Andreas Bergmann haben als Nachwuchsleiter in Hannover und Wolfsburg in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gearbeitet.

Gerade hatte Sportvorstand Jens Todt erklärt, warum man sich dazu entschloss, einen Tag nach dem 1:2 in Dresden Friedhelm Funkel zu beurlauben. Wenige Minuten später packte Funkel seinen Kleidersack in den Wagen. Gefasst wirkte er, professionell ging er mit der Entlassung um und war doch „tief enttäuscht“. Funkel hatte geglaubt, er bekäme in den Heimspielen gegen Paderborn und Duisburg die Chance, die Trendwende, von der er nach wie vor überzeugt war, einzuleiten.

Für „nicht gerechfertigt“ hält der 57-Jährige den Rauswurf, will sich aber dennoch korrekt verhalten. Von der Mannschaft, für die seine Entlassung „ein Schock“ gewesen sei, wird er sich nicht heute verabschieden, sondern dies nach „hinten verlegen“. Die Spieler „sollen sich in Ruhe auf die Partie am Sonntag vorbereiten“. Dass sein Team, das nun nicht mehr seines ist, die Kurve bekommen wird, davon ist er überzeugt. Die Qualität sei vorhanden, obwohl man die Mannschaft verjüngt habe und die Kosten gesenkt, so Funkel. Ein wenig Bitterkeit schwingt mit, wenn er sagt: „Die Früchte meiner Arbeit wird ein anderer ernten.“

Todt hatte zuvor Wert darauf gelegt, dass Funkel keineswegs einen „Scherbenhaufen“ oder gar „Chaos“ hinterlasse. Er sei „unbestritten ein guter Trainer“. Aber offenbar auch einer, dem man nicht mehr zugetraut hat, den Schalter umzulegen, Begeisterung und Euphorie zu entfachen und damit auch das Publikum wieder für den VfL einzunehmen. Die Flucht der Anhänger aus dem Stadion kostet den Klub viel Geld, die ständigen Trainer-Rausschmisse allerdings auch. Funkel ist der dritte Coach in Folge, der noch bezahlt werden muss, obwohl er nicht mehr für den VfL arbeitet. Aber das Signal nach innen und außen, mit neuem Führungspersonal die Wende anzustreben, war wohl wichtiger.

Der „überraschenden Ernüchterung“ zu Saisonbeginn, wie es Aufsichtsrats-Chef Ernst-Otto Stüber nannte, begegnet man nun also mit einem „neuen Gesicht“, das wohl auch schon gefunden zu sein scheint. Die von Jens Todt erstellte Kandidatenliste schien Stüber überzeugt zu haben. Übrig bleiben könnte allerdings ein Mann, dessen Gesicht zwar noch nicht verbraucht ist im Ball-Geschehen, aber auch nicht gänzlich neu. Andreas Bergmann (52) gilt als exzellente Fachkraft, aber auch als jemand, der es auf dem Chefsessel von St. Pauli und Hannover 96 nicht besonders lange ausgehalten hat. Bergmann, der die U23 der Niedersachsen trainiert, und Todt kennen sich gut, haben als Nachwuchsleiter in Hannover und Wolfsburg in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gearbeitet. Gestern wurde intensiv miteinander verhandelt. Das Ziel von Todt, bis zum Paderborn-Spiel einen Nachfolger präsentieren zu können, ist nicht unrealistisch. Vielleicht geht’s sogar ein bisschen schneller.