Rostock.
„Schatzi schenk mir ein Foto“ dröhnte es am Samstagabend durch die Katakomben der DKB-Arena in Rostock, ein paar nicht näher zu bestimmende Männer in der Kabine des VfL Bochum stimmten ein. Unabhängig vom Musikgeschmack musste das den müden Profis von Hansa Rostock wie eine weitere Strafe vorkommen: Gekämpft hatten sie, das Spiel in den ersten 90 Minuten überlegen gestaltet - und doch verloren. Im Elfmeterschießen.
Der VfL im Glück. Mal wieder.
Die Party-Musik übertönte allerdings nicht die angebrachte Selbstkritik der Bochumer nach dem Pokalfight, am Ende im strömenden Regen auf tiefem Boden. „Wir können von Glück sagen, dass wir hier gewonnen haben“, sagte Trainer Friedhelm Funkel, und Jens Todt, der Sportvorstand, brachte es sichtlich ernüchtert auf den Punkt: „Das Beste war das Ergebnis.“ Erfreulich sei, dass „wir uns das Weiterkommen erkämpft haben, aber über 120 Minuten war das keine gute Leistung.“
Zweite Runde erreicht, auf Wiedersehen Rostock - bis in acht Tagen, wenn es in der Liga zum erneuten Aufeinandertreffen in der zuletzt von Starkregen und Unwettern geplagten Hansestadt kommt.
Der Tenor war eindeutig: Sollen dann Punkte her, „müssen wir einiges besser machen“, so Kapitän Christoph Dabrowski, dann „müssen wir uns steigern“, so Funkel. Und Jens Todt hob das weitgehend unansehnliche Geschehen auf eine grundsätzliche Basis: „Wenn wir in der Liga eine gute Rolle spielen wollen, müssen wir anders auftreten.“
Frech und rotzig, für diesen Fußball will Todt ja mittelfristig stehen, hatte er bei seinem Amtsantritt gesagt. Davon war der VfL in Rostock so weit entfernt wie vom Einzug ins Finale. Die erste Halbzeit war desolat, der VfL brachte nur einen - harmlosen - Distanzschuss (Federico) auf das Hansa-Tor. Die quirligen, schnellen Rostocker Offensivkräfte um Wirbelwind Lartey stellten die Bochumer vor große Probleme, führten hochverdient 1:0.
Langsam, behäbig, ohne Ideen und Zug nach vorne agierte der VfL, dessen einzige Spitze Daniel Ginczek - wie in den Vorwochen auch Mirkan Aydin - völlig in der Luft hing: Aus dem Mittelfeld, über die Außen kam kein Pass an, hinzu gesellte sich eine hohe Fehlerquote und mangelnde „Präsenz“, wie Funkel kritisierte, in den Zweikämpfen. So offenbarte auch die Defensivarbeit selten gesehene Schwächen. „Wir haben viel zu viele Chancen zugelassen und sind selbst nicht in den Sechzehner gekommen“, monierte Funkel.
„Zu statisch“ nannte Jungspund Ginczek das Quer-Geschiebe in Durchgang eins mit einer Mannschaft, die ein Durchschnittsalter von 28 auf den Rasen brachte: Außer Ginczek und dem phasenweise indisponierten Kopplin saßen ja diesmal alle jungen Kräfte auf der Bank. Funkel hatte mit Bönig, Berger und Federico für Ostrzolek, Kefkir und Vogt Routine in die Startelf rotiert, zudem begann Ginczek für Aydin. Berger enttäuschte erneut maßlos, Federico tauchte schnell ab, Bönig blieb blass. Aber auch Kapitän Dabrowski schaffte es erneut nicht, Linie, Ruhe, Ideen ins Spiel zu bringen. Im Gegenteil: Wie vielen seiner Kollegen - über die volle Distanz wussten nur Johansson und Luthe zu gefallen - unterliefen ihm zahlreiche Abspiel- und Stellungsfehler.
Erst als nach der Pause Aydin Ginczek unterstützte und so auch Platz schaffte für die Mittelfeld-Reihe dahinter, kam Bochum etwas besser ins Spiel - überlegen, druckvoll allerdings agierte der Gast erst in der zweiten Halbzeit der Verlängerung, als der spät eingewechselte Christoph Kramer für frische Impulse sorgte. Und beim FC Hansa, der den Schock durch Marek Mintals frühes Verletzungs-Aus (10.) lange mit Biss, Zielstrebigkeit und lautstarker Nonstop-Unterstützung seiner Fans vergessen ließ, schwanden die Kräfte.
Immerhin: Einsatz und Willen stimmten auch beim VfL nach der Pause, und die beiden Torjäger trafen eiskalt. „Kompliment an die Mannschaft, dass sie zweimal einen Rückstand weggesteckt, nie aufgegeben hat“, lobte Funkel.
Dass er „einige Schlüsse“ aus der Art und Weise des Auftritts ziehen werde, kündigte der Trainer an. Dass kommenden Montag in Rostock Ginczek und Aydin gemeinsam beginnen, bedeutet das aber (noch) nicht. „Das wird sicher mal so sein. Aber ich will mir alle Möglichkeiten offen halten und eine Option haben, im Laufe des Spiels zu reagieren“, meint Funkel zur Frage der „Doppelspitze“. Er will wohl weiter abwarten, bis er Chong Tese als dritten Stürmer auf der Bank als Alternative sieht.
AUSLOSUNG DER 2. RUNDE AM KOMMENDEN SAMSTAG
Die Auslosung zur 2. DFB-Pokalhauptrunde steigt am kommenden Samstag, 6. August, im Rahmen der Sendung „Samstag live“ (ab 20.45 Uhr) beim Pay-TV-Sender Sky. Die 16 Spiele finden am Samstag oder Sonntag, 25./26. Oktober statt. Das Achtelfinale steigt noch vor der Winterpause am 20./21. Dezember.