Bochum.
„Jetzt sind wir noch im Rennen, da kann ich auch morgen nach Köln fahren.“ Bislang mochte sich Friedhelm Funkel nicht mit der Aufstiegsrelegation und den möglichen Gegnern beschäftigen, aber mit dem 3:0-Erfolg gegen Union Berlin hat sich das geändert. Der VfL-Trainer will mit seiner Mannschaft nun auf jeden Fall „festhalten, was wir uns erkämpft haben“.
Die Bochumer haben es selbst in der Hand, Rang drei zu verteidigen, alles weitere ist von der Konkurrenz abhängig. Aus seiner reichhaltigen Erfahrung heraus ist Funkel in dieser Beziehung nicht sonderlich optimistisch. „Als ich mit Köln aufgestiegen war, haben wir alle vier restlichen Spiele verloren. Eine schwierige Situation. Da ist einfach die Luft raus.“ Gemünzt war das auf den noch bevorstehenden Schlussakkord der bereits aufgestiegenen Berliner Hertha gegen den FC Augsburg.
Es war ein nervöser Beginn der Bochumer. Friedhelm Funkel hatte die Mannschaft nach der Nullnummer in Paderborn ordentlich durcheinander gewirbelt und fünf Wechsel vorgenommen. Neben Mimoun Azaouagh und Anthar Yahia waren diesmal auch Mirkan Aydin, Slawo Freier und Faton Toski von Anfang an dabei. Azaouagh spielte dabei die Rolle des gesperrten Kapitäns Christoph Dabrowski, war dabei jedoch wesentlich offensiver ausgerichtet. Abgeschirmt wurde er bei seinen Attacken von Toski.
Azaouaghs Rückkehr sollte sich auszahlen. Er leitete den vielleicht besten Konter der gesamten Saison ein, schickte Freier auf die Reise, der wiederum Aydin in der Mitte auflegte. Wenige Tage nach seiner Vertragsverlängerung erzielte der Bochumer Angreifer mit seinem fünften Saisontor die zu diesem Zeitpunkt allerdings schmeichelhafte Führung für den VfL, der den Berlinern bis dahin zu viel Raum gelassen hatte.
Funkel hatte sein ersehntes frühes Tor bekommen, immerhin gewann das Spiel der Hausherren etwas an Sicherheit, wenngleich nicht genug für den Geschmack des Bochumer Trainers. Und sie benötigten ja auch eine Portion Glück, als Chinedu Ede nach einem Eckball den Ball zum vermeintlichen Ausgleich ins Netz gekullert hatte. Weil Karim Benyamina, offenbar im Abseits stehend, VfL-Torhüter Andreas Luthe zu dicht auf die Pelle gerückt war, erkannte Schiedsrichter Grudzinski den Treffer nicht an.
Nach dem Seitenwechsel aber platzte der Knoten. Angetrieben von Azaouagh, der sich nach seiner Verletzungspause, wie geplant, völlig verausgabte, wollte der VfL jetzt die Entscheidung erzwingen. Nach Azaouaghs unwiderstehlichem Solo hatte Freier noch Pech, dass Dominic Peitz auf der Torlinie klären konnte, doch nur drei Minuten später fiel auch das zweite, erlösende Tor. Matthias Ostrzolek hatte sich den Ball erkämpft, die Berliner ließen gerade lange Leine und große Räume, dann ging alles ganz schnell und einfach: Über Toski und Aydin gelangte der Ball zu Freier, der diesmal cool abschloss. Es war der zweite Saisontreffer für den ehemaligen Nationalspieler, der zuletzt im Heimspiel gegen Bielefeld, im September 2010, getroffen hatte.
VfL wahrt Chance
Friedhelm Funkels Kalkül war trotz stotternden Beginns aufgegangen: Der formidable Azaouagh (VfL-Vorstand Ansgar Schwenken: „Ohne ihn würden wir nicht da oben stehen“) hatte nach dem längst nicht ausgeheilten Bänderriss eine Stunde lang Gas gegeben und konnte nun unter Applaus den Platz verlassen, zwei Tore waren gefallen, die den Berlinern die Lust an der Bewegung nahmen - die erste von drei Hürden im Saisonendspurt war genommen. Und der VfL hatte nach drei sieglosen Partien wieder auf den Weg des Erfolges gefunden.
Am Ende kam es noch schöner, denn noch einmal ließ sich Union auskontern. Ostrzolek spielte lang in den nun sehr freien Raum, Aydin stieg immer noch niemand auf die Füße - und mit ein bisschen Glück bugsierte die Entdeckung der Rückrunde den Ball abermals an dem frustrierten Torhüter Jan Glinker vorbei ins Netz.
Die nächste Prüfung aber, das werden sie beim VfL wissen, wird härter. Union Berlin wollte nur einen anständigen Ball spielen in Bochum, für den VfL Osnabrück geht es um den Klassenerhalt. Die zweite Hürde liegt höher.