Bochum. Hertha BSC und der FC Augsburg sind enteilt: Für den VfL Bochum geht es in den letzten vier Spielen mehr denn je darum, Platz drei zu sichern. Am Donnerstag in Paderborn rückt Matthias Ostrzolek wieder in die Viererkette.
18 000 Tickets hat der VfL bereits für das letzte Heimspiel gegen den MSV Duisburg verkauft, das ist natürlich Saisonrekord. Es liegt ja auf der Hand: Der Bochumer Anhänger hoffte auf ein echtes „Finale“ am letzten Spieltag, am 15. Mai - mit anschließender Aufstiegsparty.
Daraus wird wohl nichts.
Der FC Augsburg gibt sich keine Blöße, mit dem 1:0-Sieg am Montagabend beim Karlsruher SC ist für den VfL Platz zwei kaum noch zu erreichen. Selbst bei vier eigenen Siegen müsste Augsburg schon zweimal verlieren und dürfte aufgrund des besseren Torverhältnisses eine weitere Partie nicht gewinnen: Trotz des nicht leichten Restprogramms mit Heimspielen gegen Aachen und FSV Frankfurt und Auswärtspartien in Cottbus und bei Hertha BSC Berlin ist das „sehr unwahrscheinlich“, wie auch VfL-Trainer Friedhelm Funkel einräumte. Zumal „Hertha und Augsburg in dieser Saison die konstantesten Mannschaften sind“.
Für Bochum gilt es nun mehr denn je, Platz drei zu sichern und damit den Sprung in die Relegation zu schaffen - dann gäbe es am 25. Mai, beim Rückspiel in Bochum, das von den Fans so ersehnte wie mittlerweile wohl auch gefürchtete „Endspiel“ um den Aufstieg.
Das wird schwer genug für den nicht erst in Ingolstadt spielerisch so schwachen VfL. Fürth liegt nur einen Zähler zurück und hat nach dem Spiel bei 1860 München lösbare Aufgaben vor der Brust (zu Hause gegen Bielefeld und Düsseldorf sowie in Oberhausen). Die Mannschaft, sagte VfL-Sportvorstand Thomas Ernst, müsse „immer 100 Prozent ihrer Leistung abrufen“, um erfolgreich zu sein. Wie zu Rückrunden-Beginn, der besten Saisonphase, als der VfL dominanter auftrat, ballsicherer agierte als die Gegner. Und die Prozentzahl, die das Team in Ingolstadt erreichte, könne man gar nicht beziffern. Sie lag wohl höchstens bei 20 Prozent, Torwart Andreas Luthe ausgenommen.
Es war eben ein „Tag zum Vergessen“, sagten Vorstand, Profis, Trainer. „Aber solche Tage hat man, die gilt es aufzuarbeiten, den Jungs Mut zuzusprechen, damit sie die Dinge in Paderborn viel besser machen. Das ist der Tenor dieser Woche, und da zieht die Mannschaft sehr gut mit“, versichert Funkel.
Dabei erwartet den VfL beim SCP, der nach dem etwas unglücklichen 0:2 in Fürth den Klassenerhalt bei fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz noch nicht sicher hat, eine „schwere Aufgabe“, so Funkel. Paderborn habe er oft beobachtet, zum Beispiel bei den Heimspielen gegen die designierten Aufsteiger: beim 1:0-Sieg gegen Hertha BSC oder beim 1:1 gegen Augsburg. „Da haben sie mir sehr gut gefallen. Aber es gab auch Spiele, da waren sie weniger gut“ - etwa beim 0:5 gegen Cottbus und beim 1:3 gegen Aachen. Grundsätzlich wolle man sich aber vor allem mit sich selbst beschäftigen, sagt Funkel mit Blick auf die Formschwäche ehemaliger Leistungsträger wie Dabrowski: Jeder müsse zunächst „sich selbst helfen mit einfachem Fußball - und damit dann der Mannschaft.“
Personell gibt es nichts Neues, Funkel wird sein Team auch nicht völlig umkrempeln. Im Vergleich zum 0:3 in Ingolstadt kehrt Linksverteidiger Matthias Ostrzolek für Philipp Bönig in die Startelf zurück, weiterhin offen ließ der Trainer, ob Vogt oder Acquistapace den gesperrten Yahia in der Innenverteidigung vertreten. Blieben ein bis zwei offene Positionen im Mittelfeld. Vermutlich beginnt Mahir Saglik bei seinem Ex-Klub auf der rechten Seite, Federico würde ins Zentrum rücken oder auf der Bank Platz nehmen. Noch kein Kandidat ist Slawo Freier. Funkel: „Für 90 Minuten reicht die Kraft noch nicht.“
Vertrag mit Hauptsponsor verlängert
Es war nur eine Frage der Zeit: Nachdem Unternehmen, VfL-Vorstand und Aufsichtsrat bereits grünes Licht für eine weitere Zusammenarbeit gegeben hatten (die WAZ berichtete), sind die Verträge zwischen dem Zweitligisten und „Netto Marken-Discount“ nun unterschrieben. Der Hauptsponsor verlängerte sein Engagement für und mit dem Klub um zwei weitere Jahre, unabhängig von der Liga. Natürlich aber fließt in der 2. Liga weniger Geld als in der 1. Liga. Über die Summen schwieg man sich aus, es dürfte sich für das Gesamtpaket mit Trikotwerbung und Aktionen aber um gut 2 Mio Euro pro Jahr (1. Liga) bzw. gut 1 Mio Euro handeln.
„Wir haben vor zwei Jahren mit der Trikotwerbung Neuland betreten, diese Entscheidung war goldrichtig“, sagte „Netto“-Sprecherin Christina Stylianou, auch Sportvorstand Thomas Ernst würdigte natürlich die „hervorragende Zusammenarbeit“. Nach der Vermarktung des Stadionnamens - die Stadtwerke zahlen fürs „rewirpower-Stadion“ 900 000 Euro (2. Liga) bzw. 1,5 Mio Euro pro Saison - hat der VfL einen weiteren, wirtschaftlich wichtigen Vertrag unter Dach und Fach.