Friedhelm Funkel schickte die übliche Bundesliga-Trainer-Praxis gestern erstmals seit Monaten ins Abseits. Wenn sich keiner mehr beim Aufstehen den Fuß verknackst oder den Coach des VfL, wie er trocken anmerkte, über Nacht noch eine „Eingebung“ befällt, dann steht die Bochumer Startelf beim heutigen Spiel in Ingolstadt (18 Uhr) so felsenfest wie Funkel auch im Nicht-Aufstiegsfall beim VfL bleiben wird.

Philipp Bönig ersetzt den Gelb-Rot-gesperrten Matthias Ostrzolek auf der linken Abwehrseite, und Giovanni Federico übernimmt wie schon nach seiner Einwechslung gegen Berlin den Part des verletzten Mimoun Azaouagh auf der rechten, offensiv orientierten Mittelfeldseite.

Ansonsten ändert sich im Vergleich zum 0:2 gegen Hertha nichts, und dahinter stecken zwei gute Nachrichten. Innenverteidiger Anthar Yahia (nach Fersenprellung) und Ümit Korkmaz (Kaspelreizung im Sprunggelenk), Federicos Pendant auf der linken Seite, sind voll einsatzfähig. Beide trainierten nach ihrer Pause am Mittwoch gestern eine Stunde eher als der Rest des übrig gebliebenen Teams, „intensiver“, so Funkel: „Sie hatten keine Probleme.“ Dies gilt auch für Andreas Luthe, der am Mittwoch wegen Rückenproblemen geschonte Torwart sprach beim Weg zur Kabine lächelnd ein „Alles gut“ in die Bochumer Luft. Niedergeschlagenheit, fehlendes Selbstbewusstsein nach dem 0:2 gegen Hertha sieht anders aus.

Dass Funkel kein Geheimnis aus der Aufstellung macht, liegt auch daran, dass die Liste der Alternativen „so langsam überschaubar“ geworden ist, so der Trainer, ohne damit seiner eigenen Ansicht von einer weiterhin starken Elf selbst widersprechen zu wollen.

Auf der Bank Platz nehmen wird erstmals wieder Slawo Freier. Der Mittelfeldspieler, der notfalls auch als rechter Außenverteidiger einspringen könnte, fehlte im Dezember wegen einer Krankheit, ab Mitte Januar, nach 22 Minuten zum Rückrunden-Auftakt in München, wegen eines Innenbandrisses und dann wieder wegen eines Virus’. Vor einer Woche spielte er in der Regionalliga für den VfL II in Trier und war - nach ordentlicher Leistung - „richtig kaputt“, so Funkel: „Für 90 Minuten reicht es noch nicht.“

Erstmals in der Rückrunde im Kader steht auch Mittelfeldmann Marc Rzatkowski, (erst) zum zweiten Mal „Allrounder“ Roman Prokoph, daneben gesellen sich neben Torwart Heerwagen der gänzlich ohne Bundesliga-Erfahrung ausgestattete Innenverteidiger Jonas Acquistapace sowie Faton Toski (fast ohne Spielpraxis in 2011) und Teilzeitkraft Zlatko Dedic.

Man sollte also hoffen, dass sich der VfL nicht auf die Klasse der Einwechselspieler verlassen muss wie so oft in dieser Rückrunde, als ein Tese, Aydin oder Federico von der Bank kamen, die Partie entschieden.

Dabei rechnet Funkel mit einem kampfbetonten Spiel und „wenigen Torchancen“ auf beiden Seiten. Das Hinspiel indes sei kein Thema mehr: „Wir haben da natürlich etwas gutzumachen, aber wir haben jetzt auch eine andere Mannschaft.“ Zur Erinnerung für alle, die es tatsächlich vergessen haben sollten: Das peinliche 1:4 gegen Ingolstadt, damals Schlusslicht, war der groteske Tiefpunkt eines an kräftigen Nackenschlägen reichen Jahres.

Im Nachhinein kann man es auch so sehen, dass die Höhe, die Art und Weise der Pleite zum Guten führten. Denn (erst) danach griff Funkel rigoros durch, sortierte Maric, Mavraj, Pfertzel und Grote aus, stand wieder eine Einheit auf dem Platz. Der VfL stellte zwei Vereinsrekorde auf (acht Siege und 15 Spiele ohne Niederlage in Folge), verlor erst am Montag gegen Berlin wieder - und hat weiterhin Chancen auf den Aufstieg. Auf Platz zwei allerdings kann der VfL nur dann noch hoffen, wenn er die letzten fünf Spiele gewinnt. Ein hartes Stück Arbeit.

Vor allem beim längst erstarkten FC Ingolstadt.

PERSONALIEN: SECHS FALLEN AUS

Azaouagh, Tese, Concha und Fabian fallen verletzt aus, Ostrzolek und Saglik sind gesperrt. (Nur) zwei Feldspieler flogen daher gestern nicht mit nach Oberbayern: Philip Semlits und Oguzhan Kefkir zählen am Samstag zum Kader des VfL II im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld II (14 Uhr, Lohrheidestadion)