Beide Teams, sagte Trainer Friedhelm Funkel mit Blick auf das Hinspiel, „haben sich weiter entwickelt“, und das sollte heißen: Beide, Hertha BSC Berlin und VfL Bochum, sind stärker geworden.
Noch stärker, muss man im Falle des Liga-Krösus aus Berlin sagen. Hertha war damals schon Tabellenführer, ist in punkto Etat, Stadt, Umfeld, Zuschauerresonanz und individueller Klasse zweifellos Zweitliga-Spitze und „übt diese Rolle als Topfavorit auch gut aus“, wie Funkel meint.
Endlich stark genug, so muss man es beim VfL formulieren, der sich immer noch schwer tut, das Stadion zu füllen: 15 000 Tickets sind verkauft, man rechnet mit „ordentlich über 20 000“, so Vorstand Thomas Ernst - und setzt auf die Fans: „Einige Siege in der Schlussphase haben wir auch aufgrund der bedingungslosen Unterstützung geholt“, lobhudelte Ernst.
Ein kurzer Blick zurück auf das Hinspiel und zwei Protagonisten zeigt beispielhaft „Entwicklungen“ der Teams. Berlin reichte an diesem trüben November-Abend gegen in der ersten Halbzeit desillusioniert auftretende Bochumer eine durchschnittliche Leistung, um souverän mit 2:0 zu gewinnen. Pierre-Michel Lasogga, 19 Jahre jung, hatte gerade erst Rob Friend im Sturm verdrängt, als er mit zwei Treffern zum Mann des Abends avancierte. Mittlerweile ist er bei Trainer Markus Babbel gesetzt, hat zehn Treffer erzielt und liegt damit knapp hinter Offensivpartner Adrion Ramos (11) und vor Raffael (9). Mit Kevin Vogt und Matthias Ostrzolek debütierte Lasogga, der in der Jugend bei der SG Wattenscheid 09 begann, jüngst in der U-21-Nationalmannschaft. „Er weiß, wie man die wichtigen Tore schießt“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz, nachdem Lasogga beim 2:0-Sieg gegen Paderborn zum fünften Mal Berlin mit 1:0 in Führung geschossen hatte.
Aber zurück zum Hinspiel: Beim 0:1 segelte Andreas Luthe an einer Flanke vorbei. Es sollte der letzte große, entscheidende Fehler des zu einem der Besten in der Liga aufgestiegenen VfL-Torwarts sein. Acht Gegentore nur hat der 24-Jährige seit dem Beginn der Serie (12 Siege, 3 Remis) kassiert. „Ich hoffe, dass er jetzt noch sechs Mal zu Null spielt“, packte Funkel sein Lob gestern in diesen Satz.
Dass er diese Hoffnung äußern darf, ohne dass ihn jeder für verrückt erklärt, hat natürlich auch viel mit der Defensivarbeit des VfL zu tun. Stand gestern wird sich an Viererkette und Mittelfeldzentrum personell nichts ändern, auch Mimoun Azaouagh konnte trotz Allergie das volle Programm bestreiten (Funkel: „Von Müdigkeit war da keine Spur“). Ebenso wie Ümit Korkmaz: „Wenn es keine Nachwirkungen gibt, hat er seine Verletzung überstanden“, so Funkel, der seine Startelf wohl auf zwei Positionen ändern wird. Für den verletzten Chong Tese stürmt vermutlich Mirkan Aydin, auch wenn der Trainer beharrlich darauf verweist, dass man Zlatko Dedic „nicht vergessen darf“. Funkel schloss aber auch nicht aus, dass beide spielen, mit Dedic (für Mahir Saglik) auf der Außenbahn.