Bochum.
„Man benötigt als Trainer für viele Dinge einen anderen Wortschatz. Ich nenne das immer Frustbewältigung, die Journalisten Straftraining. Und nach dem Spiel gegen Ingolstadt, das war Frustbewältigung.“ Am Dienstag, einen Tag nach dem glücklichen 1:0 gegen Energie Cottbus, gab es zwar einiges zu besprechen beim VfL Bochum, aber Frust zu bewältigen hatte niemand, auch Friedhelm Funkel nicht, der am Abend zuvor aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht hatte.
„Unterirdisch, katastrophal“ - das war seine spontane Reaktion auf die erste Halbzeit gewesen, in der es eins nicht gegeben hatte beim VfL: Spielfluss. Am Dienstag war Funkel bereits wieder ganz Trainer - analytisch, einordnend, relativierend. Das „Herzstück“ der Mannschaft, positionell gesehen, habe „keinen Zugriff“ auf das Spiel bekommen. Christoph Dabrowski, Andreas Johansson und Kevin Vogt standen in der Tat, wie der VfL-Trainer sagte, „zu tief“, seien auch „zu spät zu den Gegenspielern“ gekommen. Und, muss man hinzufügen, sie unterstützten nur halbherzig die Offensiv-Bemühungen der Flügelspieler, die dann, stets gedoppelt, immer wieder hängen bleiben mussten. Auch Chong Tese habe es, so Funkel, unter diesen Umständen „ganz schwer gehabt“.
Das Gute im Schlechten, außer dem Ergebnis, sah Funkel aber auch: „Das sind doch bei uns Leistungsträger, die spielen nicht zweimal so. Sie haben einfach einen schlechten Tag gehabt.“ Und dann zitierte er seinen Assistenz-Trainer Christoph John: „Das Ergebnis können wir (gottlob) nicht mehr verändern, aber unsere Leistung.“
Womit nicht alle Spieler gemeint sein dürften. Denn was die Vierer-Abwehrkette auf die Beine stellte, insbesondere die beiden Innenverteidiger, war letztlich ausschlaggebend für den knappen Erfolg. Lange nicht mehr hat sich beispielsweise Anthar Yahia so reingehauen in die durchweg harten Zweikämpfe, wie am Montag. Da wurde, gegen physisch starke Cottbuser, alles mobilisiert, was an Kraft, Dynamik und Einstellung vorhanden war. „Sie haben richtig abgeräumt und deshalb den größten Verdienst“, lobte Funkel, der darüber hinaus um seine Alternativen beneidet wird vom Kollegen Claus-Dieter Wollitz.
Bochum besiegt Cottbus
Wollitz wollte mit einem Dreifach-Wechsel die Wende erzwingen, das Tor des Tages aber hatte zuvor bereits ein Bochumer Einwechselspieler erzielt. Giovanni Federico ist sicher nicht die optimale Lösung, um 90 Minuten zwischen den Strafräumen hin- und herzulaufen, aber eins kann er nahezu perfekt: eiskalt und technisch einwandfrei vollstrecken, wenn man ihm die Möglichkeit dazu gibt.
Und so beklagte Wollitz am Ende eines frustrierenden Tages die „fehlende Kreativität und Qualität“ auf Seiten seiner Cottbuser und stellte schließlich sogar sein Engagement für Energie über das Saisonende hinaus infrage, trotz des kürzlich erst bis 2013 verlängerten Vertrages. Denn der Zug nach oben dürfte nach diesem Spieltag ohne Cottbus abgefahren sein.
Die Bochumer sitzen noch drin und haben nun fast zwei Wochen Zeit, sich für die kommenden Aufgaben in die richtige Verfassung zu bringen. Am 4. April in Frankfurt wird Friedhelm Funkel mindestens über eine Alternative verfügen. Mirkan Aydin soll, wie auch Slawo Freier, am Wochenende in Bochum trainieren, beide werden deshalb auf den Trip in die Schweiz und damit auf das Testspiel am Freitag gegen den FC Zürich verzichten. „Sie müssen jetzt rangeführt werden“, sagte Funkel. Mit Aydin ist aber am 30. April wieder zu rechnen, wenn der VfL bei RW Essen gastiert. Ob es bis dahin für Freier reicht, ist derzeit schwer zu sagen.
Die Bochumer Reisegruppe am Freitag wird nicht üppig ausfallen. Yahia, Dedic, Korkmaz, Toski (Kosovo), Vogt und Ostrzolek (beide U21) sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, Aydin und Freier arbeiten in Bochum an ihrer Fitness. Bleibt noch Matias Concha. Dem Schweden wurden gerade die letzten Schrauben aus dem Schienbein entfernt. Wann er zu laufen beginnt, ist nicht bekannt.