„Respekt“, sagte Mimoun Azaouagh, und dann noch: „Note eins.“ Azaouagh, der ein ganz starkes Spiel hingelegt hatte in Aachen, würdigte damit die Leistung von Andreas Luthe.
Dass der baumlange Torhüter des VfL Bochum in dieser Saison einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht hat, war in den vergangenen Wochen und Monaten nicht verborgen geblieben, aber auf dem - neuen - Tivoli wuchs der gebürtige Velberter innerhalb weniger Sekunden in die Rolle des jungen Helden: Högers Elfmeter gehalten ja, Elfmeter verursacht nein, wie er selbst sagte („Ich habe die Faust am Ball, treffe Radjabali nur mit dem Körper. Ziehe ich zurück, breche ich mir alle Knochen“); dazu stabil, nervenstark, unglaublich bodenständig und im besten Sinne normal. Eigentlich passt nichts so schlecht zu Luthe wie diese Aachener Heldenrolle.
Dass der „intelligente junge Mann“, so Friedhelm Funkel, auch noch mit Gelb für sein angebliches Foul bedacht wurde von Schiedsrichter Felix Brych, „regt mich am meisten auf“, sagte Luthe, der in der vergangenen Woche seinen 24. Geburtstag feiern durfte. Aus seinem Mund hört sich das Wort Aufregung seltsam fremd an. Stets freundlich, verbindlich und moderat im Gespräch, auf dem Rasen mitunter extrem entspannt, kann man sich einen aufgeregten Luthe gar nicht so recht vorstellen. Aber auch die vier Gelben Karten, die er inzwischen eingesammelt hat, traut man ihm ja eigentlich nicht zu. Aber sie sind Realität.
Es droht also eine Sperre. Oder nicht? Luthe wird’s schon richten, glaubt sein Trainer. Ist doch ein intelligenter Junge.