Wer Friedhelm Funkel häufiger erlebt, weiß, dass er es verbal - im Gegensatz zu vielen Kollegen - gerne eine Nummer kleiner mag. Starkdeutsch, markige Ansagen sind seine Sache nicht. Wenn er denn aber mal von „verdammt harter Arbeit“ spricht oder davon, dass er „froh“ sei, „diese Hürde übersprungen“ zu haben, dann spürt man geradezu den Grad seiner Erleichterung.
Gegen tatsächliches oder vorgebliches Krisengerede hatten sie sich gestemmt beim VfL Bochum nach den Unentschieden in Fürth und gegen den KSC, nach einer Niederlage in Aachen aber wäre aus dem losen Gerede wohl so etwas wie eine Tatsache geworden. Womit die Partie in Aachen, ohnehin bedeutend genug, noch mehr aufgewertet wurde.
Gleichzeitig wurde der trotz der letzten Erfolge oft geäußerte Vorwurf der Langsamkeit, des Ballgeschiebes, der Langeweile gar, entkräftet. Und wie. Vier Tore, drei Elfmeter, einmal Gelb-rot - für den Aachener Tobias Feisthammel - so turbulent ging es schon lange nicht mehr zu, wenn der VfL beteiligt war.
Dass Mimoun Azaouagh, der nach etwas unkonzentriertem Beginn später gar nicht mehr zu halten war von den Gastgebern, zugab, sein schöner Heber zur 1:0-Führung sei einem Platzfehler zu verdanken, er habe eigentlich auf Chong Tese flanken wollen, ehrt den laufstarken Mittelfeld-Dribbler, der Schwung in die Offensive brachte. Auch Funkels übrigen Umstellungen zahlten sich aus. Matthias Ostrzolek spielte anstelle von Philipp Bönig, und Kevin Vogt ersetzte Giovanni Federico. Nur Tese, der Stellvertreter des verletzten Mirkan Aydin, fiel ein wenig ab. Deshalb dürfe man jedoch mit dem Koreaner „nicht zu hart ins Gericht gehen“, sagte Funkel nachsichtig und wies darauf hin, dass Tese ja wenig gespielt habe in letzter Zeit. Vielleicht war der Angreifer des VfL auch deshalb nicht hundertprozentig bei der Sache, weil die Katastrophe in seiner tatsächlichen Heimat Japan allmählich apokalyptische Ausmaße annimmt.
Das dem Ausgleichstreffer durch Arslan und dem erneuten Bochumer Führungstreffer durch Ümit Korkmaz folgende Elfmeterdrama mit Andreas Luthe in der Hauptrolle (Bericht dazu unten auf der Seite) habe er „so noch nicht erlebt“, bekannte der alte Fahrensmann Funkel. Weder er noch sein Aachener Kollege Peter Hyballa empfanden Felix Brychs Strafstoß-Entscheidungen als zwingend notwendig, doch das zweimalige Versagen der Aachener vom Punkt war vielleicht die entscheidende mentale Klippe, an der die Gastgeber scheiterten und die Gäste wuchsen. „Das steckt man nicht so einfach weg“, kommentierte Funkel mit Blick auf die Aachener Elfmeter-Misere. Als dann Marcel Maltritz nach Stehles geahndetem Einsatz gegen Zlatko Dedic vormachte, wie man am Punkt die Nerven behält, war der Widerstand der inzwischen dezimierten Hausherren endgültig gebrochen.
Friedhelm Funkel richtete trotz der nachwirkenden Dramatik dieser Partie den Blick nach vorne. Heute in einer Woche kommt Energie Cottbus ins rewirpower-Stadion. Die Lausitzer müssen gewinnen, sonst droht der Aufstiegszug ohne sie abzufahren. Und Funkel richtet sich auf ein weiteres hitziges Gefecht ein: „Wer Pele Wollitz kennt, weiß: Die spielen alles oder nichts.“