Bochum.. „Zu langsam“ und „nicht druckvoll genug“ habe seine Mannschaft beim 1:1 gegen den KSC gespielt, sagte Trainer Friedhelm Funkel, der am kommenden Sonntag in Aachen auf eine bessere Leistung hofft.
Friedhelm Funkel lächelte milde. Gerade hatte der Kollege vom Boulevard in der bekannt griffigen Art seiner Zunft mehrmals von „Schnarchfußball“ gesprochen. Der VfL-Trainer widersprach dem langjährigen journalistischen Begleiter durchs Berufsleben in ruhigem Tonfall, Nachsicht in der Stimme. Der Widerspruch galt aber wohl nur der Wortwahl, nicht dem Inhalt. „Nicht so druckvoll“ wie zuletzt, schlicht „zu langsam“, so Funkel, habe seine Mannschaft beim 1:1 gegen Karlsruhe gespielt. Unter dem Strich also: Schnarchfußball.
Zu diesem Schluss war offenbar auch Thomas Ernst gekommen, der Sportvorstand. „Wir müssen wach und gallig bleiben, das waren wir heute nicht“, sagte Ernst klar und unzweideutig, fügte aber hinzu: „Man muss die Punktverluste nicht so hoch hängen, die hatten andere auch“. Die aktuellen Ergebnisse von Duisburg und Aue untermauerten seine Aussage.
Funkel hatte zwar vor ein paar Wochen noch angemerkt, dass diejenige Mannschaft, die „zwei- oder dreimal nicht gewinnt, Probleme bekommen wird“, aber jetzt befand er nicht zu Unrecht, dass „wir immer noch oben dabei sind“. „Ganz stark“ sei es auch gewesen, nach dem Rückstand durch Macauley Chrisantus’ Treffer „so zurückzukommen“ und sich „nicht hängen zu lassen“. Dann erinnerte der VfL-Trainer daran, dass es sich bei einer Saison nicht um einen „Sprint, sondern um einen Marathonlauf“ handelt, bekräftigte, dass „wir ausdauernd sind“, und gab als Ziel aus, „am letzten Spieltag gegen den MSV Duisburg noch etwas erreichen zu können“.
Dass der eine oder andere Rückschlag kommen würde, hätte indes nach diesem Saisonstart jedem klar sein müssen. Und immer noch kann der VfL in der Rückschau auf eine fabelhafte Bilanz verweisen: 30 von 36 möglichen Punkten haben Funkel und seine Mannen auf dem Weg zum Vereinsrekord in den letzten zwölf Spielen eingesammelt, ähnlich erfolgreich waren, quer durch die deutschen Profiligen, nur Dortmund und Braunschweig.
Der Weg zurück nach oben war steinig, weil der VfL eben nicht über eine Mannschaft verfügt, die alles in Grund und Boden zu spielen vermag, wie eben - auf dem jeweiligen Niveau - Dortmund und Braunschweig. Es mussten die Gespenster der Vergangenheit verjagt und eine neue Struktur geschaffen werden - inmitten von sportlichem Siechtum und vereinspolitischen Turbulenzen. Sich in dieser Situation zu stabilisieren und überhaupt wieder an die Rückkehr in die Bundesliga denken zu können, ist eine beachtliche Leistung. Der VfL verfügt ja nun nicht über eine Übermannschaft, er muss sich Woche für Woche alles hart erarbeiten.
Friedhelm Funkel stand vor dem Spiel gegen den KSC vor der Frage, ob er weiterhin die Ballzirkulation oder doch lieber die Torgefährlichkeit in den Vordergrund stellen sollte. Er entschied sich, wohl auch angesichts des Trainerwechsels in Karlsruhe und einer zu erwartenden aufmerksamen Defensive des Gegners, für die zweite Variante, deshalb liefen diesmal Giovanni Federico und Zlatko Dedic auf. Das ging zu Lasten von eigener defensiver Sicherheit, Ballgewinn, Ballsicherheit und Tempo, aber gestört hätte diese personelle Rochade sicher niemand, wenn Dedic oder Federico den Ball anstatt an den Pfosten ins Tor geknallt hätten.
Wie man das Runde in das Eckige bekommt, demonstrierte einmal mehr Chong Tese, inzwischen Bochums Top-Joker. Den Koreaner so lange auf der Bank lassen zu können, ist wiederum Luxus.