„Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“, so lautet ein Kernsatz des Mediengeschäfts. Wie wahr. Matias Conchas schwere Verletzung hat die 2. Bundesliga und damit den VfL Bochum für ein, zwei Tage auch dort wieder ins Bewusstsein gerufen, wo man sich sonst mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt.

„Bochumer Spieler treten nach“, vermeldete zum Beispiel „Spiegel online“, und Concha, der am Mittwoch nach der Schienbein-Operation in Marzahn erste Bewegungsversuche an Gehhilfen unternahm, wurde unvermittelt zu einem so stark wie vergeblich nachgefragten Gesprächspartner. Mal davon abgesehen, dass die Wortwahl in diesem Fall, in dem es laut „Frankfurter Neue Presse“ um das „hässlichste Foul der Saison“ mit schwer wiegenden Folgen geht, komplett daneben ist, beschäftigt man sich in der Berichterstattung wohl auch nur noch mit Auswüchsen, aber nicht mit deren Ursachen.

Denn die vom Verletzungspech verfolgten und deshalb deutlich überforderten Berliner, alle konnten es sehen, versuchten vom Anpfiff an ihre spielerische Unterlegenheit mit ungesunder Härte wettzumachen. Macchambes Younga-Mouhanis „Horror-Foul“, so „Goal.com“, war doch nur die Spitze des Eisbergs und möglicherweise sogar logische Folge einer Einstellung, die Union-Trainer Uwe Neuhaus zuvor mit dieser Worthülse forciert hatte: „Der Rasen muss brennen.“ Aber darüber spricht kein Mensch.

Dass aufgebrachte Bochumer Spieler auf den rasenden Zug aufsprangen, ohne ihre Worte zu wägen, ist bis zu einem gewissen Punkt verständlich. So muss Mahir Saglik nun dementieren, dass er Younga-Mouhani gegenüber „Bild“ einen „Verbrecher“ geziehen haben soll. Saglik hatte selbst schmerzhafte Bekanntschaft mit dem 36-Jährigen Younga-Mouhani gemacht, wurde außerdem das komplette Spiel lang vom desaströsen Teil des Berliner Publikums beschimpft. Da kann man schon mal die Nerven verlieren.

Muss man aber nicht, vor allem nicht noch einen Tag später, wenn der Abstand zum Geschehen üblicherweise die Rückkehr der Vernunft zur Folge hat. Ob „Verbrecher“ oder nicht, Sagliks ebenfalls kolportierte Empfehlung an Younga-Mouhani, „ins Altenheim“ zu gehen, „wenn er zu alt und zu langsam ist“, könnte auf den Sprecher selbst zurückfallen. Er wird ja wohl noch ein paar Jahre spielen wollen. Und ein Usain Bolt ist Saglik heute schon nicht.

Am Sonntag wird wieder Fußball gespielt und gekämpft in Bochum. Osnabrück kommt. Nichts für „Spiegel online“. Es sei denn. . .