Bochum.
Vierzehn Jahre sind kein Pappenstiel. So lange hat sich der Verfasser dieser Zeilen an Werner Altegoer gerieben, hat ihn kritisiert, zu Recht und zu Unrecht, hat ihn hart, zu oft überhart rangenommen.
In dieser langen Zeit, besonders in der Frühphase, gab es schon mal Post vom Anwalt, in umgekehrter Richtung flatterten mehreren Chefredakteuren dieses Zeitungshauses unerbetene Briefe ins Haus.
Man sollte meinen, da hätten sich zwei gefunden, die sich nur in einem einig seien - in abgrundtiefer gegenseitiger persönlicher Abneigung.
Dem war nicht so, und dem ist nicht so, jedenfalls was die Person des Autors angeht.
Jede Medaille hat ja seine zwei Seiten. Was als Halsstarrigkeit daherkommen mag, kann auch als Beharrlichkeit wahrgenommen werden, aus Rechthaberei wird - ins Gute gewendet - tiefe und feste Überzeugung. Es ist nicht immer einfach, die positive Seite zu sehen, wenn es sich um einen Menschen handelt, der nicht mit stets gewinnendem Lächeln und offenen Armen durchs Leben schwebt, sondern der unverständlich nuschelt bis knurrt, mahnt und warnt und relativiert und überhaupt daher kommt wie die personifizierte (Spaß-)Bremse.
Wenn es aber um Authentizität geht, war und ist Werner Altegoer ganz weit vorne. Was bedeutet Authentizität im Kern? Prinzipientreue anstatt Opportunismus, Standfestigkeit anstelle von Flatterhaftigkeit, Verlässlichkeit anstatt Leichtlebigkeit.
Man kann dem langjährigen Boss des VfL, und das war er unbestritten, eine Menge vorwerfen; hier eine falsche Einschätzung, dort ein desolater Auftritt in der Öffentlichkeit. Er hatte oft auch kein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner engsten Gefährten, Freundschaften und enge Beziehungen gingen zu Bruch.
Lange sah es so aus, als könne er nicht über seinen Schatten springen, als sei er nicht lernfähig und könne nur mit Sanktionen arbeiten. Stimmt aber nicht, sonst hätte es all’ die Jahre keinen Kontakt gegeben zwischen ihm und dem Autor, einen professionell geprägten Kontakt. Werner Altegoer hat immer, auch in den dunkelsten Zeiten, den Hörer in die Hand genommen und Stellung bezogen, wenn er darum gebeten wurde. Es wird ihm nicht immer leicht gefallen sein.
Nein, ein Sonnenkind ist er nicht. Aber verdrücken sich nicht die meisten Sonnenkinder, wenn die wärmenden Strahlen versiegen und die kühle Nacht hereinbricht, wenn aus Erfolg Misserfolg geworden ist und nach den Verantwortlichen gefahndet wird? Werner Altegoer hat sich immer gerade gemacht für den VfL Bochum, auf seine sehr spezielle Art gewiss, aber er hat sich gerade gemacht.
Man hat ihm nun keine Zeit mehr gelassen, einen sanften Übergang einzuleiten, just in dem Moment, in dem er das Führungsgremium des Klubs auf breitere Füße stellen und damit indirekt auch demokratisieren wollte, in dem Moment, in dem er Leute ins Boot holen wollte, die geeignet schienen für die Zeit nach Werner Altegoer.
Gekippt wurde er, auch wenn den meisten, die den Arm hoben, das so nicht bewusst war, mittels einer böswilligen Unterstellung. Eine Entlastung zu verweigern ist nicht weit entfernt vom Vorwurf des Betrugs. Unlautere Absichten haben wir ihm, bei aller kritischen Härte, nie unterstellt. Es wäre auch absurd.