Bochum. .

Der Morgen danach fühlt sich an, wie nach einer durchzechten Nacht. Die chaotische Jahreshauptversammlung des VfL Bochum gipfelte mit dem Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer. „Peinlich“, wie VfL-Fan und Autor Ben Redelings findet.

‘Der VfL Bochum goes Theater’ – wohlgemerkt war es schlechtes Theater, was sich am Montagabend im Bochumer RuhrCongress abspielte. Zuschauer und Publikum gab es nicht, nur Darsteller. Selbstdarsteller, Laiendarsteller und Nebenrollen. Und einen Hauptdarsteller: Werner Altegoer. Vorhang.

Autor Ben Redelings. Foto: Lars Fröhlich
Autor Ben Redelings. Foto: Lars Fröhlich

„Es war grotesk, wie der Abend abgelaufen und was passiert ist“, sagt VfL-Fan und Autor Ben Redelings am nächsten Morgen. „Aber dieser Abend hat sich einfach entwickelt. Und hätten sich die Leute auf der Bühne auf Kritik vorbereitet, hätten sie gewusst, was passieren kann.“

Den Fans ist der Verein nicht egal

In einer hitzigen, aber kreativen Stimmung schaukelten sich die Mitglieder des VfL gegenseitig hoch, auf einen Konfrontationskurs mit den Verantwortlichen des Vereins. Der enorme Andrang an diesem Abend zeigte, dass den Fans und Mitgliedern ihr Verein wichtig ist und der Großteil der über 600 anwesenden Anhänger um die Bedeutung der momentanen (Schief-)Lage des VfL wusste. Unmut. Sie wollten ihrer Unmut Kund tun. Ihr gutes Recht. Es folgten Konfrontation, Buh-Rufe, Rücktrittsforderungen an einen blassen Sportvorstand Thomas Ernst und final die „Nichtentlastung“ des Aufsichtsrat im zweiten Wahlgang.

Der Abend gipfelte in dieser Eskalation, mit dem Rücktritt von Werner Altegoer als Höhepunkt. Leise und undeutlich sprach der letzte „Patriarch“ der Bundesliga“ (TAZ) die Worte „somit ist für mich persönlich die Arbeit für den VfL beendet.“

„Viele Dinge führten zu dieser Situation“, zählt Redelings auf. „Der stockende Einlass und die Tatsache, dass Mitglieder draußen bleiben mussten. Die Spieler des VfL wurden nach Hause geschickt, obwohl sie sich die Stimmung der Fans auch ruhig mal hätten anhören können. Die leeren Worte von Thomas Ernst und letztlich auch, dass die Demokratie mit Füßen getreten wurde.“ Ein Spiegelbild des Vereins der vergangenen Jahre, befand ein Laiendarsteller während der Theateraufführung.

Es sollte ein „symbolische Nichtentlastung des Aufsichtsrats“ sein, erklärt Ben Redelings, der auch Mitglied der Fan-Initiative „Wir sind VfL“ ist. „Aber alle Leuten, die versammelt auf der Bühne saßen haben schlecht reagiert.“

Vorstandsvorsitzender Werner Altegoer. Foto: Karl Gatzmanga
Vorstandsvorsitzender Werner Altegoer. Foto: Karl Gatzmanga

Man müsse festhalten, dass das keiner so gewollt habe, wie sich der Abend entwickelte, gibt Redelings zu bedenken. Es hätte ein Denkzettel werden sollen für Altegoer und seine Nebendarsteller. Und die einzige Methode, einigen Selbstdarstellern eins auszuwischen sei die Entlastung. Oder besser: die Nichtentlasstung.

Altegoer reagierte köhlermäßig

„Aber Altegoer reagierte köhlermäßig. Peinlich. Bei der ersten Kritik zurücktreten ist momentan schwer in Mode und für mich unverständlich“, ärgert sich Redelings. „So reagiert man nicht, wenn man die ganze Zeit von dem ‚neuen Miteinander’ redet“ und die neue Kommunikationsoffenheit des Vereins betonen wolle.

Verwirrungen und gegenseitige Schuldzuweisungen zählen am Dienstag nach der Versammlung nun nicht mehr. Die Frage, die im Raum steht ist: „Wie geht es weiter mit dem VfL Bochum?“

Sportlich in einer Schieflage, wirtschaftlich eigentlich auf gesunden Füßen - nur ohne Führung. Ben Redelings hofft, dass Bernd Wilmert (Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum) „weitermacht und den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt.“ Zudem soll der Aufsichtsrat rund um den Autoren-Kollegen Frank Goosen und Hans-Peter Villis (Vorstandschef des Energieunternehmens EnBW) gebaut werden.

Goosen bedauert das Chaos

Der Kabarettist Goosen war heute für eine Stellungsnahme nicht zu erreichen. Der Vorstand versucht zur Stunde die Aufsichtsratsmitglieder zu erreichen und so lange nicht geklärt sei, wie es weitergeht, dürfe er auch nichts sagen, ließ er über seine Agentur erklären. Er ließ ausrichten, dass er das Chaos des Abends tief bedauert.

VfL-Fans sprechen Klartext

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    Auch Andreas Wiemers, Mit-Initiator von „Wir sind VfL“ hofft auf Goosen. In seinem Blog schreibt Wiemers: „Wer als Neueinsteiger unmittelbar nach den Rücktritt von fünf Aufsichtsratsmitglieder so adäquat reagiert, hat vom Vereinsleben und -führung deutlich mehr verstanden als viele derjenigen, die an diesem Abend die Flucht ergriffen haben!“

    Nach einem historischen Abend in der Geschichte des VfL Bochum müssen nun die Scherben zusammengekehrt und möglichst schnell eine neue Führung installiert werden.