0:1 in Aue, das war erneut ein herber Rückschlag für den VfL. Weil die Zuordnung nicht stimmt, der Torwart patzt, der letzte Wille fehlt - und eine Idee aus dem Mittelfeld heraus.
Rico Schmitt genoss den Triumph. Stolz war er auf seine Aufsteiger, richtig stolz auf diesen Sieg des Kleinstadt-Klubs gegen den Erstliga-Absteiger. Ungefragt ergriff der Trainer des FC Erzgebirge Aue das Wort. Es ging um das 1:0, das letztlich entscheidende Tor. „Wir wussten, dass Bochum uns beobachtet hat im Pokal gegen Gladbach“, führte der 41-Jährige aus. Da sicherte Kevin Schlitte, der Torschütze, bei Eckbällen noch an der Mittellinie ab, erläuterte der Trainer-Fuchs. Diesmal aber schickte der Schmitt den Schlitte mitten rein in den Sechzehner.
Wie genial!?
Vielleicht, so schien es, hätte Schmitt noch stundenlang weiter erzählt von seinem großen Bluff, wenn nicht Friedhelm Funkel eingegriffen hätte; höflich, aber bestimmt. „Da muss ich widersprechen“, sagte der VfL-Trainer. „Den Schlitte hatten wir auf dem Zettel.“
Schmitt schwieg.
Eine Szene auf der Pressekonferenz im kleinen Kaffeetafel-Raum der Auer, die letztlich alles aussagte. Schmitt, der sein erstes Heimspiel als Zweitliga-Trainer genoss, ist normalerweise sicherlich kein Angeber. Seine Einlassung offenbarte - neben diebischer Freude über den Überraschungs-Erfolg - vielmehr eine gewisse Naivität; als ob sich der VfL auf die Erkenntnisse eines einzigen Spiels verlässt! Das mag so sein in Liga drei; da, wo Aue herkam.
Das ist nicht so in Liga eins; da, wo der VfL herkam. Und wo er wieder hin will.
Was nicht klappt, wenn die Bochumer mit all ihrer (Erstliga-)Routine es nicht schaffen, solche „schmutzigen Spiele“ für sich zu entscheiden. Oder wenigstens ein 0:0 mitzunehmen, wenn es schon nicht recht laufen will - im Abschluss vor der Pause, im gesamten Spiel nach dem Wechsel.
Denn auch das sagte das kleine Wortgeplänkel ja aus: Funkel hatte eine Zuordnung vorgenommen für Schlitte, nach Ecken wie dieser von Curri, nach Standards. Nur: Es war keiner bei ihm! Weil auch Torwart Philipp Heerwagen weiterhin ein Unsicherheitsfaktor in einer ohnehin noch nicht gefestigten Mannschaft ist und in seinem Fünfmeter-Raum Schlitte gewähren ließ, war es um „die Null“, die doch endlich mal wieder hinten stehen sollte, geschehen - und letztlich die Partie verloren. Völlig „überflüssig“, wie man hinterher von den Spielern immer wieder hörte, von Björn Kopplin etwa oder Christoph Dabrowski.
Mag sein, weil Bochum gefühlt ständig den Ball hatte und weil Aue eben nicht weniger, aber auch nicht mehr zu bieten hat als Kampf, als Verteidigen. Die Veilchen kamen zu keiner großen Chance mehr, nicht mal zu einer weiteren Ecke, Bochum hatte zwölf. Und Chancen zum Ausgleich - vor dem Halbzeitpfiff.
Nach dem Wechsel aber fiel dem Favoriten nichts mehr ein, da wird Feldüberlegenheit zur Makulatur. Es fehlte die Entschlossenheit, der letzte Wille, ein Tor zu erzwingen. Es fehlte eine Idee.
Von Federico war nicht mehr viel zu sehen, Toski blieb immer wieder hängen, das Aufbauspiel aus dem Zentrum heraus bleibt eine Baustelle, für die bisher weder Dabrowski noch Maric das passende Werkzeug mitbringen. Auch von den Außenverteidigern Kopplin und Grote, der hinten abermals große Probleme hatte, muss man gegen einen derart harmlosen Gegner mehr Offensivaktionen über die Flügel erwarten. Und die Stürmer Chong Tese und Mahir Saglik waren erst nicht effektiv und am Ende kaum noch im Spiel.
„Es ist noch nicht nötig, in Panik zu verfallen“, sagte Saglik hinterher und hat damit zweifellos Recht nach einem Sieg und einer Niederlage. Nötig aber ist nun zumindest ein (Teil-)Erfolg gegen den zweimal siegreichen Aufstiegs-Mitfavoriten FC Augsburg in knapp zwei Wochen, um den Anschluss nach oben nicht erstmal zu verlieren.
DER KADER STEHT WOHL
Am morgigen Dienstag endet die Transferperiode dieses Wechsel-Sommers, und sollte nichts Überraschendes mehr passieren, dann dürfte sich der mit 28 Profis quantitativ gut bestückte Kader des VfL bis zum Winter nicht mehr ändern. Was auch daran liegt, dass es keine ernsthaften Angebote für Spieler wie Dedic, Concha, Johansson, Azaouagh oder auch Yahia gab und gibt - und somit kein Geld für weitere Zukäufe.