Bochum. .

In den Minuten der tiefstmöglichen Enttäuschung hatte man den Eindruck, dass Dariusz Wosz diese Mannschaft am liebsten nie mehr sehen wollte. Das war am späten Samstagnachmittag. Jetzt ist Wosz wieder da - und will am liebsten als Co-Trainer bleiben.

Drei Nächte nach dem Abstiegs-Debakel gegen Hannover hat sich Wosz wieder gefangen. Frustriert ist er immer noch, aber er steht wieder da, er leitet das Training an diesem Dienstagnachmittag, er wird es bis zum 19. Mai leiten - sofern bis dahin kein neuer Mann gefunden ist. Am liebsten will er auch in der kommenden Saison am großen Projekt Wiedergutmachung mitwirken, an (zweit-)vorderster Front.

Nach einer nur rund 15-minütiger Ansprache der Vorstände Ernst und Schwenken an die fast komplette Mannschaft - nicht dabei waren nur die WM-Teilnehmer Yahia, Dedic und Sestak sowie Dabrowski (verletzt) und Mavraj (angeblich Magen-Darm-Probleme) - sagte Wosz: „Mich musste keiner überreden, jetzt weiterzumachen. Ich möchte so schnell wie möglich zurück in die 1. Liga.“ Er wäre bereit, seine A-Jugend abzugeben, um 2010/11 als Co-Trainer beim Zweitligisten mitzumischen. Wobei man ja nicht wisse, „ob der neue Trainer einen Co mitbringt.“ Und ob er mit ihm arbeiten wolle.

Neuer Trainer kommt frühestens in der nächsten Woche

So sieht das auch Sportvorstand Thomas Ernst. Wobei klar ist: Der VfL will lieber keinen neuen Co-Trainer verpflichten - Wosz ist ja da, und man bezahlt doch noch Iraklis Metaxas. Und Heiko Herrlich.

Keinesfalls vor Freitag (Ernst: „Das ist ausgeschlossen“) und wohl frühestens in der nächsten Woche wird ein Trainer präsentiert. Ein Zeitfenster nannte Ernst nicht, nur das Übliche: so schnell wie möglich soll es gehen, aber mit „Sorgfalt“.

Doch die Zeit drängt. Jeder Tag Verzug kostet dem Trainer einen Tag, an dem er sich selbst ein Bild machen kann von diesem Team, wenn es dazu noch kommen kann bis nächsten Mittwoch. Einer, der ohne Job ist, kommt vermutlich also nicht - sofern er nicht noch auf bessere Angebote wartet. Das könnte bei Markus Babbel der Fall sein, der auch bei Hertha BSC im Gespräch ist, als Nachfolger von Friedhelm Funkel, der seit gestern seinen Job in Berlin los ist.

Einer wie Peter Neururer, schon lange auf Klubsuche, sollte durchs Anforderungsprofil (wie Neuaufbau, langfristiges Konzept) fallen, auch wenn Ernst wie gewohnt zu Namen nichts sagt. Auch nicht zu Neururer ...

Suchen wir einen Trainer, der noch gebunden ist, aber trotzdem (fast) keine Ablöse kosten würde. Man stößt wieder auf Franco Foda (44), bei Sturm Graz erfolgreich. Er steht unter Vertrag, besitzt eine Ausstiegsklausel.

Ede Becker bleibt im Rennen. Der 53-Jährige galt nach Kollers Rauswurf als Hauptkonkurrent von Herrlich, er war bis zu seiner Beurlaubung im August 2009 vier Jahre Cheftrainer beim KSC und zuvor jahrelang Karlsruher Jugend- und Co-Trainer. Sein Vertrag läuft zwar aus im Juni, er besitzt aber eine Option auf Weiterbeschäftigung. Möglich, dass er bei „seinem“ KSC bleiben will und wird.

Wenn einer gehen will, soll er gehen

Die Zeit drängt - auch beim Kader. Geht es nach Wosz, braucht der VfL Typen wie „Bönig, Fuchs, Maric, Maltritz“. Maric und Bönig dürften mit Dabrowski wohl zu den Säulen der neuen Mannschaft zählen, Fuchs (Vertrag bis 2011) indes kaum zu halten sein. Dies sei eben der „Zwiespalt“ bei den (wenigen) begehrten Spielern, so Ernst: Sportlich täten sie dem VfL für das „klare Ziel Wiederaufstieg“ gut - wirtschaftlich, wenn sie verkauft werden. Und Fuchs ist derzeit wohl der „wertvollste“ Bochumer.

Maltritz selbst hat seine Zukunft offen gelassen, und das Thema Zugänge wird beim VfL in diesen Trainersuche-Tagen drittrangig behandelt. Die aktuellen Spieler haben vor dem Urlaub einen Termin beim Vorstand. Ernst sagt sinngemäß: Wenn einer gehen will, soll er gehen - wenn die Ablöse stimmt. Mimoun Azaouagh (Vertrag bis 2012) zum Beispiel, der selbst schon seinen Abschied verkündet hat. Man wird ihm keine schweren Steine in den Weg legen bei einem akzeptablen Angebot.

Andersherum verhält es sich im Fall Lewis Holtby, der nur für die 1. Liga von Schalke ausgeliehen war - der VfL könnte ihn allenfalls erneut ausleihen. „Wir werden alles versuchen“, sagt Ernst dazu, schätzt die Chancen aber als fast „aussichtslos“ ein. Kaiserslautern hat bereits Interesse bekundet.

Ach ja: Am Mittwochvormittag ist Training. Nicht im Kraftraum wie gestern, sondern auf dem Platz am Stadion, unter Wosz. Ganz sicher.

DER FAHRPLAN: TRAININGSAUFTAKT AM 28. JUNI

Eine Woche noch, bis zum Mittwoch, 19. Mai, wird trainiert beim VfL, dann ist Sommerpause. Trainingsauftakt, so der zunächst weiter gültige Fahrplan, ist dann am Montag, 28. Juni. Das Trainingslager findet unabhängig davon, wer neuer Coach wird, laut Klub in jedem Fall vom 9. bis 17. Juli im ostfriesischen Örtchen Greetsiel an der Nordssee statt - das Quartier schließlich ist ja gebucht.