„Gestern, heute, morgen“ - das war zu lesen auf den T-Shirts der Hoffnung. Tradition, Beharrlichkeit, Unvergänglichkeit soll das wohl signalisieren, eine werteorientierte Stabilität, die durch nichts zu erschüttern ist. Angeblich.

Gestern war für den VfL Bochum der FC Bayern, morgen ist Aue, gestern war ein Umsatz von 38 Millionen Euro, morgen wird einer sein von 22 Millionen; gestern konnte man sich noch mit Schwarz-Gelb und Königsblau auf Augenhöhe deftig streiten, morgen wird vor allem das sein: Ruhe. Der VfL wird noch mehr aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit rutschen - eine Randnotiz halt, ganz nett vielleicht, aber nicht so richtig für voll zu nehmen.

Musste das sein?

Thomas Ernst räumt einen Fehler ein. Das ist selten in diesem Gewerbe, war aber nun wirklich nicht mehr zu verhindern. Man habe sich mit Heiko Herrlich für den falschen Mann entschieden. Die Qualität der Spieler hätte aber für die Erste Klasse gereicht.

Verloren haben auch die Spieler, von denen viele einfach weiterziehen werden.
Verloren haben auch die Spieler, von denen viele einfach weiterziehen werden.

Sollte das stimmen, ist es doch wieder nur die halbe Wahrheit. Der VfL Bochum hat seine Kosten nämlich exorbitant in die Höhe getrieben, ohne besagte Qualität zu steigern. Er bezahlt weiterhin zwei Trainer, bis Herrlich irgendwo unterkommt, er bezahlt einen Co-Trainer, der nicht mehr benötigt wird, er bezahlt womöglich, wenn denn ein Vertrag existiert, einen Torwarttrainer, den hier niemand zu sehen bekommen wird, er bezahlt die Einnahmeverluste in der Zweiten Liga, er bezahlt den Imageverlust, er bezahlt den Liebesentzug vieler frustrierter Fans, die sich abwenden, er bezahlt, er bezahlt, er bezahlt.

Hätte man auch nur einen Bruchteil dieser Summen zu Saisonbeginn in die richtigen und in mehr neue Spieler investiert, um einem Team, das mit Mühe und Not und ganz viel Glück die Klasse gehalten hatte, neues, frisches Leben einzuhauchen - dann hätte es vermutlich gar keinen Herrlich gebraucht.

Alle haben sie verloren in diesem Laien-Schauspiel. Marcel Koller, der sich selbst reingelegt hat mit seinem Spruch von der „besten Mannschaft, seit ich hier bin“, der Aufsichtsrat, der an Koller festhielt, weil der so treu und brav war und nicht auf Investitionen drängte, der Vorstand, der erst abnickte und sich später auch noch die Lösung einfallen ließ, die den Absturz beschleunigte.

Verloren haben auch die Spieler, von denen viele einfach weiterziehen werden. Den einen oder anderen „Osterhasen“ aber werden wir für den Rest seiner Karriere am Hals haben. Geht eben nichts über Qualität.