Bochum. .

Tae-Se Jong, der erste nordkoreanische Nationalspieler in Deutschland, ist der Hoffnungsträger des VfL Bochum. VfL-Trainer Friedhelm Funkel lobt den Stürmer schon.

„Gute Leise.“ Eine süddeutsche Brauerei wirbt augenzwinkernd mit den vermeintlichen sprachlichen Problemen der Asiaten, wenn sie denn im „Englischen Garten“ oder sonstwo ein bajuwarisch schäumendes Weizenbier bestellen wollen. Tae-Se Jong, ein in Japan aufgewachsener Südkoreaner mit „nordkoreanischer Identität“, ist auf seiner langen „Leise“ nun in Bochum angekommen.

Jong, der den VfL zurück in die Bundesliga schießen soll, beeindruckt – erst einmal durch seine unvermutete Sprachmächtigkeit. Bevor er sich auf den Laktattest am Nachmittag vorbereitet, verabschiedet er sich formvollendet von der Medienschar: „Auf eine gute Saison.“

Ein paar Stunden zuvor hatte der erste Nationalspieler aus dem hermetisch abgeriegelten Reich des Bösen in Deutschland sogar einen Mann verblüfft, den eigentlich nichts mehr verblüffen kann. „In drei Monaten“, glaubt Friedhelm Funkel, werde er sich mit Tae-Se Jong in deutscher Sprache verständigen können, „unheimlich wiss- und lernbegierig“ sei sein neuer Stürmer.

Jong Tae-Se (r.) hat seinen Trainer Friedhelm Funkel verblüfft.
Jong Tae-Se (r.) hat seinen Trainer Friedhelm Funkel verblüfft. © WAZ FotoPool

Sein erster Eindruck von dem neuen Spieler sei „sehr, sehr gut“, sagte Funkel noch, und aus diesem so erfahrenen wie nüchternen Menschen sprach trotz karger Worte nicht weniger als Begeisterung, Vorfreude, Optimismus. Ein Hoffnungsträger scheint geboren.

Thomas Ernst wirkt erleichtert bis aufgeräumt

Lange haben die Bochumer nicht so ganz daran geglaubt, den WM-Teilnehmer in die Zweite Bundesliga zu bekommen. Es gab ein paar Absichtserklärungen, auch gefaxte Bestätigungen, doch Südafrika war weit weg und die WM-Bühne hell erleuchtet. Und im Fußball passieren über Nacht die seltsamsten Dinge. Wer Jongs Auftritt in der Partie gegen Brasilien verfolgt hatte, konnte sich kaum vorstellen, dass sich dieses Kraftpaket mit der zweitbesten Lösung zufrieden geben würde.

Umso größer ist die Freude bei den Verantwortlichen, dass der 26-Jährige nun neben ihnen sitzt. Sportvorstand Thomas Ernst dankt den beteiligten Agenturen und dem abgebenden J-League-Klub Kawasaki Frontale, er wirkt erleichtert bis aufgeräumt. Vielleicht auch, weil Jong, der neben dem Fußball die Sprachen liebt, zudem ein gewiefter Diplomat zu sein scheint. Politische Untiefen umschifft der Angreifer umsichtig, bleibt vage, hält „internationale Beziehungen für wichtig“, lässt anklingen, dass alle Nationalspieler Nordkoreas „gerne im Ausland spielen“ würden, und erklärt seine WM-Tränen während der Nationalhymne mit seinen Gedanken an die Eltern.

Jetzt muss er nur noch treffen.