Als sich Delron Buckley im damaligen Westfalenstadion für das Tor des Tages feiern ließ, galt der junge Südafrikaner noch als das Talent des VfL Bochum.
Man schrieb das Jahr 1998, und seither ist es den Bochumern, trotz der einen oder anderen respektablen Leistung, nicht mehr gelungen, sich in der Nachbarstadt mehr als ein achtbares Unentschieden zu erspielen. Es wäre also mal wieder an der Zeit.
Zumal die personellen Voraussetzungen so schlecht nicht sind. So stehen Frank Heinemann im sonntäglichen Derby, den oft benutzten Zusatz „klein” möchte er nicht hören, mal wieder alle vier Stürmer zur Verfügung. Diego Klimowicz („Ich habe in Dortmund gespielt, spreche jetzt aber nur über Bochum. Und wir haben eine gute Chance, dort zu gewinnen”), dem bereits drei Tore gelungen sind, fühlt sich gut gerüstet für die kommende Aufgabe, Stanislav Sestak hat nach seiner Rückkehr aus Polen, so Heinemann, „einen ordentlichen Eindruck gemacht”, und dürfte nach gelungener WM-Qualifikation mit ausreichend Selbstbewusstsein versorgt sein. Das dürfte - nach seinem „Hubschrauber”-Treffer gegen Meister Wolfsburg - auch für Vahid Hashemian gelten. Zlatko Dedic, gesund aus San Marino zurückgekehrt, komplettiert das Offensiv-Quartett, das von Heinemann, der Joel Epalle einbezieht, zum Quintett erweitert wird.
So viele Alternativen in der Offensive wie vor dem Gang nach Dortmund gab es schon lange nicht mehr, deshalb kann es durchaus sein, dass sich der in den letzten Wochen unverzichtbare Epalle diesmal wird hinten anstellen müssen.
In Sachen Philipp Heerwagen hatte Frank Heinemann bereits erklärt, dass der lange Bayer „noch nicht so weit ist”, und deshalb wird sich in der Bochumer Defensive im Vergleich zum Spiel gegen Wolfsburg wenig bis nichts tun; zumal ja auch Anthar Yahia trotz kurzer Erkältungspause zur Verfügung steht.
Natürlich wird in der Öffentlichkeit heftig darüber spekuliert, welche Bedeutung die Partie in Dortmund für die Besetzung des Cheftrainer-Postens beim VfL haben könnte. Weithin wird vermutet, dass an Heinemann gar kein Weg mehr vorbei führen wird, sollte sich die Mannschaft am Sonntag beim BVB ähnlich kompakt und ähnlich erfolgreich präsentieren, wie in den letzten beiden Liga-Spielen. Der 44-Jährige selbst mag sich dazu nur ungern öffentlich äußern. „Der Verein wird schon den richtigen Zeitpunkt finden, die Entscheidung zu treffen”, sagte Heinemann nur und verwies auf seinen laufenden Vertrag als Co-Trainer: „Ich habe nicht das Problem, dass ich nicht weiß, wie es weiter geht.” Womit er wohl ausdrücken wollte, dass es ihm nichts ausmachen würde, bei einem negativen Votum der VfL-Führung wieder ins zweite Glied zurückzutreten und dort, wie gehabt, weiter zu arbeiten.
Sportvorstand Thomas Ernst mochte der Partie in Dortmund erst gar nicht so viel Bedeutung beimessen, wie die Medienvertreter. „Eine solche Entscheidung darf man nicht alleine von ein paar Spielen oder einem Derbysieg abhängig machen”, sagte Ernst, der seinen Interimstrainer darüber hinaus lobte: „Die Mannschaft hat wieder Herz gezeigt. Und das spricht eindeutig für Frank Heinemann.”