Bochum. Andreas Luthe kehrt am Sonntag mit dem VfL Bochum zu seinem Ex-Klub Union Berlin zurück. Er weiß, auf was es dort ankommen wird.

Andreas Luthe musste sich erst einmal etwas abstützen und zu Atem kommen. Die Trainingseinheit beim VfL Bochum sei intensiv gewesen, sagte der 37-Jährige. Sie habe aber auch richtig Spaß gemacht. Endlich, hätte er hinzufügen können. Denn Spaß hatten sie an der Castroper Straße schon länger nicht mehr. Acht Wochen lang ging es nur bergab - tabellarisch und auch stimmungstechnisch. Bis am Freitagabend der ein Hoch Einzug gehalten hat, nachdem die TSG Hoffenheim im eigenen Stadion mit 3:2 geschlagen wurde. „Wir haben das Herz auf dem Platz gelassen, sind jeden Meter gegangen und hatten Spaß daran, Fußball zu spielen“, sagte Luthe, der sich als Ersatz-Torhüter das Spiel von der Bank aus angesehen hatte. Eine Mischung aus Intensität und Spß hätte seine Mitspieler zum wichtigen Erfolg getragen.

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    Diese Komponenten gilt es nun für den VfL Bochum am Sonntag mit nach Berlin zu nehmen, wenn es im Stadtteil Köpenick in der Alten Försterei gegen den 1. FC Union Berlin geht. Einem Ex-Klub Luthes. Dort, wo er die erfolgreichste Zeit seiner Prof-Karriere erlebte. Dort, wo sie den Fußball mindestens genauso lieben wie in Bochum. „Das ist für mich nun ein kleines Finale in Berlin – zwar kein Pokalfinale. Aber es geht um den Klassenerhalt“, sagte Luthe mit Blick auf die Tabellenkonstellation. Beide Mannschaften haben 30 Punkte auf dem Konto, aktuell trennt sie nur das Torverhältnis. Der Sieger dieses Duells würde einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt gehen, ist sich der Bochumer Keeper sicher.

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    Wenn da nur nicht die Auswärtsschwäche des VfL wäre. Gerade einmal sieben Punkte holte die Mannschaft unter Thomas Letsch. Das erste Auswärtsspiel unter Heiko Butscher ging beim VfL Wolfsburg verloren. Auch so einem direkten Duell im Kampf um den Klassenerhalt. Bei Luthe hat Zweckoptimismus eingesetzt. „Wenn wir in der Liga bleiben wollen, müssen wir auswärts auch Punkte holen. Damit fangen wir Sonntag an“, sagte er. Aber wie soll das gelingen? „Wenn wir das Feuerwerk, das wir gegen Hoffenheim abgebrannt haben, auch in das Spiel transportieren können, dann haben wir die Chance, zu gewinnen.“

    Andreas Luthe unterstützt seine Mitspieler.
    Andreas Luthe unterstützt seine Mitspieler. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Leicht wird das nicht. Die Fan-Unterstützung in Köpenick ist ungebrochen - trotz zuletzt drei Niederlagen und nur einem Remis bei Borussia Mönchengladbach. „Was bei Union speziell ist: Die Fans sind zu jedem Zeitpunkt voll bei ihrer Mannschaft. 90 Minuten Unterstützung, auch danach“, sagte Luthe. „Dem müssen wir uns bewusst sein, dass wir bei Union auch immer gegen die Zuschauer spielen. Dagegen müssen wir ankämpfen.“ Ähnliches kennen die Spieler allerdings auch aus Bochum. Am Freitagabend gegen Hoffenheim brannte das Ruhrstadion, die Spieler schwärmten selbst unter der Woche noch von der Stimmung. Am Samstag werden zudem viele Fans zum Abschlusstraining erwartet, bevor sich die Mannschaft mit dem Zug gen Berlin aufmacht. „Wilde Atmosphäre“, wie Luthe es nannte, würden die Spieler also durchaus händeln können.

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    So wie die Situation in den vergangenen Wochen. Stetig ging es bergab. Nach der Partie gegen den FC Bayern kamen nur noch zwei Punkte auf das Konto, erstmals nach der Partie gegen Wolfsburg standen die Bochumer nach Monaten wieder auf dem Relegationsrang. „Das hat etwas mit der Mannschaft gemacht. Wir mussten der Realität ins Auge sehen, das war auch unangenehm. Aber wie die Mannschaft sich da rauszieht, das ist großartig“, sagte Luthe. Wenngleich es dafür reinigende Gespräche gebraucht hatte. „Es ist unheimlich schwer, wenn man in einen Negativstrudel gerät und Woche für Woche Rückschläge verkraften muss“, sagte Luthe. Auch die Spieler seien Menschen. Damit hätten sie erst einmal umgehen müssen. Vor dem Spiel gegen Hoffenheim habe es dann eine Aufarbeitung gegeben. „Wir haben viel gesprochen. Wenn wir solch eine Negativserie haben, dann hat das seine Gründe. Die mussten angesprochen werden“, so Luthe, der eine „phänomenale“ Reaktion gegen Hoffenheim gesehen hat.

    Nun ist die Hoffnung auf den dritten Klassenerhalt in Serie zurück in Bochum. Weil die Mannschaft bereit sei, „jeden Meter zu gehen und unheimlichen Esprit und Freude an den Tag legt. Das ist im Abstiegskampf viel wert“, sagte Luthe.